Am 16. Juni findet in Hamburg die erste, vom Blockchain Competence Center ins Leben gerufene Distribute Blockchain Conference statt. Was können Blockchain-Interessierte dort erfahren?
Tobias Worzyk: Wir wollen eine möglichst große Vielfalt an Blockchain-Akteuren zusammenbringen und nicht nur die neuesten Trends und Ideen, sondern auch und gerade konkrete Anwendungen erfahrbar machen. Dabei geht es ganz bewusst nicht "nur" um den Finanzsektor, sondern es sollen weitere Branchen wie Energy oder Legal gleichwertig beleuchtet werden. Neben einem hochkarätigen Speaker-Lineup zeichnet sich ein extrem spannendes Teilnehmerfeld ab, bestehend aus Startup-Gründern, Wissenschaftlern und Key-Mitarbeitern fast aller relevanten Unternehmen, die im Bereich Blockchain erste Projekte starten.
Welches Thema finden Sie am spannendsten?
Tobias Worzyk: Für mich ist das Thema Blockchain in seiner Gesamtheit hoch spannend. Sowohl die technologischen Konzepte als auch die Vielfalt an Möglichkeiten, die sich daraus für die vielen unterschiedlichen Einsatzbereiche ergibt.
Welche Möglichkeit bieten Sie den Teilnehmern, sich auch nach dem Event noch auszutauschen?
Tobias Worzyk: Derzeit rufen wir Arbeitskreise für unterschiedliche Branchen und Bereiche, beispielsweise Legal, Logistics oder auch IoT, ins Leben. Wer Mitglied in diesen Arbeitskreisen ist, kann sich in einem geschützten Raum sowohl mit anderen Mitgliedern austauschen als auch auf ein großes, internationales Netzwerk an Blockchain-Vordenkern zurückgreifen. Nicht zuletzt unterstützen wir Unternehmen bei der Suche nach Mitarbeitern mit Blockchain-Expertise.
Sie haben Mitte 2016 das Blockchain Competence Center gegründet. Was hat Sie dazu veranlasst?
Tobias Worzyk: Mitte der neunziger Jahre habe ich aktiv miterlebt, wie sich das Internet von einer Technologie für Insider zu einem Massenmedium gewandelt hat. Beim Thema Blockchain stehen wir heute wieder an einem solchen Punkt. Dieses neuartige, disruptive Konzept wird sich in den kommenden Jahren zu einer Kern-Technologie mit Schnittmengen zu anderen großen Themen wie Künstliche Intelligenz und Internet of Things entwickeln. Dabei geht es längst nicht nur um technologische Aspekte, sondern auch und gerade um die Umgestaltung von großen Teilen der Wirtschaft mit Auswirkungen auf die Gesellschaft insgesamt. Was könnte spannender sein als diesen Prozess aktiv mit zu gestalten?
Wo wird Ihrer Einschätzung nach die Blockchain - auch jenseits der Finanz-Branche - ihre größte disruptive Kraft entwickeln?
Tobias Worzyk: Anfangen wird es überall dort, wo wir heute intermediäre bzw. zentrale Hubs finden - Social Networks, Vermittlungsplattformen, etc. Dort kann und wird die Blockchain-Technologie veraltete Strukturen aufbrechen. Die entscheidende Frage für die entsprechenden Player wird sein, wie diese darauf reagieren. Versuchen sie an ihrem alten Geschäftsmodell festzuhalten? Oder gestalten sie die neuen Strukturen aktiv mit? Meiner Meinung entscheidet sich an dieser Frage die Zukunftsfähigkeit ganzer Branchen.
Was ist das Ziel des Blockchain Competence Center?
Tobias Worzyk: Unternehmen und andere Akteure, die sich dem Thema Blockchain nähern wollen, sehen sich derzeit einer extrem heterogenen Landschaft an verschiedenen technologischen Konzepten und Ansätzen gegenüber. Das Blockchain Competence Center will mit seinem Angebot einen jeweils guten Einstieg in das Thema ermöglichen und auch mittel- und langfristig helfen, den Überblick über die wichtigsten Entwicklungen behalten.
Konkret geht uns es darum Wissen zu sammeln, aufzubereiten und zur Verfügung zu stellen, Grundlagenforschung zu ermöglichen, Fach-Events zu organisieren und nicht zuletzt eine ebenso breite wie aktive Vernetzung aller relevanten Akteure voranzutreiben. Übergeordnet wollen wir einen Beitrag dazu zu leisten, dass Deutschland bei dieser wichtigen Technologie nicht den Anschluss an die rasanten, weltweiten Entwicklungen verpasst.
Zum Video: Blockchain in der Praxis
Es gibt inzwischen eine ganze Reihe Blockchain-Initiativen. Was unterscheidet das Blockchain Competence Center von diesen?
Tobias Worzyk: Zunächst einmal stehen wir mit nahezu allen Blockchain-Initiativen im deutschsprachigen Raum in engem Kontakt und tauschen uns regelmäßig aus. Je mehr hier in Deutschland passiert umso besser. Ein Unterscheidungsmerkmal ist, dass wir uns eine weitest gehende Neutralität auf die Fahne geschrieben haben. Andere Einrichtungen haben sich teilweise auf eine bestimmte Blockchain-Technologie (z.B. Ethereum) eingeschossen und setzen auch konkrete Projekte damit um. Wir verstehen uns hingegen eher als erster Anlaufpunkt für jeden, der sich zunächst einen Überblick verschaffen möchte und sich im Anschluss mit den für ihn entscheidenden Akteuren vernetzen will. Und für jeden, der auch langfristig immer über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten werden möchte.
Welche Partner sind aktuell im Netzwerkverbund aktiv?
Tobias Worzyk: Aktuell sind wir im regen Kontakt mit vielen großen und kleinen Unternehmen, hauptsächlich aus Deutschland, die im Bereich Blockchain aktiv sind. Hinzu kommen diverse Hochschulen, Institute und Think Tanks, mit denen wir uns regelmäßig austauschen.
Was sind Ihre weiteren Pläne für das BCC?
Tobias Worzyk: Unser Ziel ist es, das Blockchain Competence Center als aktive und weiterhin neutrale Instanz in puncto Distributed Ledger Technologies zu etablieren und das Netzwerk noch weiter auszubauen. Neben der Arbeit in den angesprochenen Arbeitskreisen wird es um die Organisation von Workshops, Seminaren und weiteren Fachveranstaltungen gehen. Außerdem planen wir ausgewählte Projekte der Grundlagenforschung zu initiieren bzw. zu unterstützen.