Arctic Wolf schnappt zu

BlackBerry verkauft Cylance wieder

17.12.2024 von Peter Marwan
2019 kaufte BlackBerry im Zuge seiner Neuausrichtung den Endpoint-Security-Spezialisten Cylance für 1,4 Milliarden Dollar. Jetzt verkauft Blackberry die Cylance-Assets an Arctic Wolf - für 160 Millionen Dollar und 5,5 Millionen Stammaktien an dem noch nicht an der Börse notierten Unternehmen.
Gut gebrüllt Polarwolf: Arctic Wolf sichert sich die Technologie von Cylance für einen Bruchteil des Preises, den Blackberry einst dafür bezahlt hat.
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2019 war Cylance für Blackberry die Hoffnung auf die große Wende - vom endgültigen Smartphone-Ausstieg hin zur breit aufgestellten Cybersecurity-Firma. Dafür war man bereit, 1,4 Milliarden Dollar in bar auf den Tisch zu legen. Fünf Jahre später ist Blackberry froh, die Sparte wieder loszuwerden: Sie schreibt pro Jahr Verluste im mittleren zweistelligen Millionenbereich - bei einem Umsatz von lediglich rund 90 Millionen Dollar.

Blackberry-CFO Tim Foote hatte im Laufe des Jahres bereits angedeutet, dass man in das tote Pferd nicht mehr investieren, sondern sein Geld lieber in profitablere Bereiche stecken wolle. Im Oktober räumte dann Medienberichten zufolge auch BlackBerry-Chef John Giamatteo bei einer Präsentation in New York ein, dass der Kauf von Cylance "eine mutige Wette" gewesen sei, sich aber der Markt schnell verändert habe - weg von Endpoint Protection hin zu Endpoint Detection und Response (EDR). Oder anders gesagt: Sein Vorgänger John Chen habe danebengegriffen.

Der Verkauf an Arctic Wolf ist also eher eine Notbremsung. Für Arctic Wolf kann die Technologie in seinem service-orientierten Ansatz jedoch sehr hilfreich sein. Und für Blackberry könnten die 5,5 Millionen Arctic-Wolf-Stammaktien nach dem absehbaren IPO von Arctic Wolf angesichts dessen aktueller Bewertung von 4,3 Milliarden Dollar einmal deutlich mehr wert sein, als der aktuelle Baranteil am Kaufpreis.

Arctic Wolf will mit Cylance "Alert Fatigue" eindämmen

Arctic Wolf bezeichnet die Übernahme von Cylance als "eine strategische Akquisition mit weitreichenden Auswirkungen für Arctic Wolf und den Security-Markt." Selbst festige man seinen Platz im Cybersicherheits-Markt und als Anbieter einer herstelleroffenen Plattform. Kunden werde man auch weiterhin die Wahl lassen, welche Endpoint-Lösung sie einsetzen.

Allerding hofft man bei Käufer mit der KI-unterstützten Technologie von Cylance (das hier tatsächlich einer der Vorreiter war) die Anzahl der Fehlalarme und der Alarme insgesamt einzudämmen und damit der "Alert Fatigue" also der Ermüdung und Überforderung angesichts zu vieler unqualifizierter Warnmeldungen, Herr zu werden - als Service-Anbieter auch im eigenen Interesse.

Die Technologie von Cylance soll dazu in die XDR-Plattform "Aurora" für Security Operations von Arctic Wolf integriert werden. Das könnte eine gute Wahl sein: Denn die Kunden, die Cylance überzeugen konnte, scheinen mit dem Produkt sehr zufrieden zu sein.

Cylance mit bewegter Vergangenheit

Für Cylance ist zu hoffen, dass das Unternehmen nun in ruhigeres Fahrwasser gerät. In der Vergangenheit hatte es immer wieder mit unanagenehmen Geschichten zu kämpfen. So flog es etwa 2016 als einer der "Schmarotzer", die nur profitierten, aber nichts oder sehr wenig beitrugen, bei VirusTotal raus (wie damals übrigens auch Palo Alto Networks und CrowdStrike - beiden hat das wenig geschadet).

Im selben Jahr berichtete das Wall Street Journal, dass bei mindestens 17 Firmen, die Geld von In-Q-Tel, einer Art Wagniskapitalsparte der CIA, erhalten hatte, das Beratungsgremium eine undurchsichtige Rolle gespielt habe. Denn Mitgliedern des Gremiums gehörten auch anderen Beteiligungsfirmen an. Sie könnten - so der Vorwurf - da, wo sie bereits investiert waren, zu höheren Beteiligungen geraten und damit ihrem Investment zu einem Boost verholfen haben. Denn in den allermeisten Fällen sahen andere Investoren eine Beteiligung der CIA-Investment-Sparte als Ritterschlag - und schossen daraufhin selbst reichlich nach.

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