Eine Arbeitsstation, die nicht arbeitet, ist unbrauchbar. Das müssen derzeit zahlreiche Nutzer der All-in-One-Workstation Lenovo Thinkcentre V530-24 bitter erfahren. Nach einem automatisierten BIOS-Update, welches von vielen Geräten entweder durch Windows-Updates oder Patchmanagement-System übernommen und installiert wurde, haben die Geräte die Arbeit eingestellt. Offensichtlich war das Update (Firmware 1.0.0.55) gar nicht für das Modell vorgesehen. Nach dem Neustart piepten die Maschinen dreimal kurz und einmal lang und konnten danach nicht mehr gestartet werden.
Auch für Händler, die diese Thinkcentres verkauft haben, ist dies ein ernsthaftes Problem: Die Kunden wenden sich an sie und erwarten, dass die Probleme schnellstmöglich behoben werden. Allerdings scheint es Lenovo damit nicht eilig zu haben: "Wir haben dann am 2. Mai nach Eingang der ersten Störungsmeldungen durch unsere Kunden versucht, bei Lenovo Alarm zu schlagen, wurden aber von Anfang an nur abgewimmelt", berichtet der Geschäftsführer eines Systemhauses aus dem Saarland. Es sei ein "Desaster".
Problem ist kein Einzelfall
Dass dies kein Einzelfall ist, zeigen zahlreiche Einträge in Internet-Foren. Auch in der Lenovo-Community ist das Problem angekommen: Es häufen sich die Einträge aus der ganzen Welt. Viele beklagen den ausbleibenden Support des Herstellers. "Die mögliche Lösung durch Drücken von F1 funktioniert nicht, da Tastatur und Maus nicht mit Strom versorgt werden. Ich habe auch den Support kontaktiert, das war aber völlig nutzlos", schreibt ein frustrierter User.
Der saarländische Systemhauschef muss nach eignen Angaben bereits eine vierstellige Summe investieren, um seinen Kunden Ersatzgeräte zur Verfügung zu stellen. Nach seiner Schilderung verweigert Lenovo Hilfe, da die Geräte größtenteils bereits außerhalb der Garantie sind. "Unser Hinweis, dass es doch trotzdem nicht in Lenovos Sinne sein kann, wenn hier jetzt reihenweise Geräte ohne Not kaputt gehen, wurde ignoriert", beklagt er. Man habe ihm am Telefon lediglich vorgeschlagen, die Geräte einzuschicken, um dann einen Kostenvoranschlag für die Reparatur zu erhalten. Der Reseller sieht aber gar nicht ein, warum er für einen Fehler, der entweder von Lenovo oder von Microsoft verursacht wurde, nun bezahlen soll. Gerne würde er mit einem Lenovo-Verantwortlichen sprechen, doch er wisse nicht, an wen er sich wenden soll, denn telefonisch sei niemand bereit, weitere Hilfe zu leisten. "Es ist ein Albtraum", lautet sein Fazit.
Wir haben bereits vor einigen Tagen bei Lenovo nachgefragt und um ein Statement gebeten. Bisher konnte oder wollte sich der Konzern nicht konkret äußern. Man arbeite "mit Hochdruck" an dem Problem. Zudem solle keinem Händler Schaden entstehen, heißt es aus dem Unternehmen. Sobald wir von Lenovo weitere Informationen erhalten, werden wir diesen Artikel aktualisieren.
Update vom 23.05.2023:
Mittlerweile hat uns Lenovo ein kurzes Statement zukommen lassen. Offensichtlich hat man noch keine Lösung für das Problem gefunden:
"Lenovo wurde darauf aufmerksam gemacht, dass ein kürzlich durchgeführtes BIOS-Update für ThinkCentre V530 Desktops dazu führte, dass das System nicht mehr funktionierte. Lenovo hat das fehlerhafte BIOS, das irrtümlich veröffentlicht wurde, schnell entfernt. Wir arbeiten sehr eng mit unseren Kunden und unseren Qualitätsteams zusammen, um so schnell wie möglich eine Lösung für die betroffenen Systeme zu finden."
Damit gibt es immer noch keine konkrete Aussage, wie den Betroffenen Händlern und Kunden geholfen werden kann. Unsere entsprechenden Fragen wurden noch nicht beantwortet.
Update vom 01.06.2023
Nun hat Lenovo mit einem weiteren Statement reagiert:
"Lenovo ist sich bewusst, dass ein kürzlich durchgeführtes BIOS-Update bei Desktops der Lenovo V530 Serie dazu geführt hat, dass das System nicht mehr funktioniert. Lenovo hat das fehlerhafte BIOS, das irrtümlich veröffentlicht wurde, schnell entfernt. Wir arbeiten sehr eng mit Kunden zusammen, die sich an Lenovo wenden, um so schnell wie möglich eine Lösung für die betroffenen Systeme zu finden."
Dies ist im Wortlaut nahezu identisch mit dem bereits am 23.05.2023 veröffentlichten Statement. Auf nochmalige Nachfrage seitens ChannelPartner wurde nun jedoch mündlich bestätigt, dass die Behebung des Problems für Kunden oder Händler kostenlos erfolgen soll. Eine schriftliche Zusage liegt der Redaktion aber nicht vor.
Update vom 15.06.2023
Jetzt kommt endlich Bewegung in die Sache! Lenovo scheint sein Versprechen zu halten und bereits vom missglückten BIOS-Update betroffene Modelle kostenfrei abgeholt. Ein Systemhauschef aus Sachsen berichtet, dass Lenovo sich auch noch einmal telefonisch gemeldet und sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigt habe. Dabei wurde nochmals betont, dass die Instandsetzung kostenlos erfolge. Die der Geräte werden nun in Polen repariert. Allerdings verzögert sich die Behebung des Schadens, denn es scheint aus Austausch von Komponenten erforderlich zu sein: So sei der der Auftrag auf "Halten" gesetzt, da man auf "erforderliche Teile" warte. "Wir entschuldigen uns für die Verzögerung, unsere Teams arbeiten derzeit an der Beschaffung des Teils", heißt es in einer Nachricht an den Händler, die ChannelPartner vorliegt.
Lesen Sie auch:
Zahlreiche Laserjet-Geräte betroffen: Sicherheitslücken bei HP-Druckern
Bios-Nachfolger: Was Sie über das Uefi wissen sollten
Channel Excellence Awards - Mobile Clients: Enges Rennen bei mobilen Clients