Personalisierung durch mehrdimensionale Kundensegmentierung

Big Data im E-Commerce

01.02.2021 von Olaf Brandt
Der Erfolg im E-Commerce hängt maßgeblich von der gezielten Ansprache des Kunden am jeweiligen Touchpoint ab.
 
  • Kunden-Segmente erkennen
  • Kunden passend ansprechen
  • Conversion-Rate im Webshop erhöhen
  • Website-Analyse für KMU
Der Erfolg im E-Commerce hängt maßgeblich von der gezielten Ansprache des Kunden am jeweiligen Touchpoint ab.

Kundenansprache auf Basis von aggregierten Informationen oder aufgrund von Durchschnittsdaten lässt nur schwer personalisieren und ein One-to-One-Marketing mit der Betrachtung individueller Customer Journeys ist nicht praktikabel. Wie können also E-Commerce-Unternehmen ihren Website-Besucher ein persönlicheres Erlebnis bieten, ohne auf simple eindimensionale Segmentierung zurückgreifen zu müssen?

Datenanalyse und Kundenprofile

Dass One-Size-fits-all weder für Kleidergrößen noch für die Ansprache auf der Website gilt, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Dazu gehört eine User Experience, die Desktop-Nutzer genauso begeistert wie Smartphone- oder Tablet-Nutzer, ebenso wie Landingpages zu Suchbegriffen und Anzeigen passen. Auch werden erstmalige Website-Besucher gerne mal mit Gutscheinen zur Newsletter-Registrierung gelockt oder passende Produkte je nach Wetterlage am Standort des Besuchers angezeigt.

5 Kardinalfehler im eCommerce
5. Mangelnde Nutzerführung
Kommt der Kunde mit deren Bedienung nicht klar, ist der Absprung vorprogrammiert
4. Lange Wartezeiten
Ein Webshop, bei dem sich die Produktbilder erst nach 30 Sekunden aufgebaut haben, ist nicht akzeptabel
3. Alternative Produkte anbieten
Eine Kundin, die eine rote Bluse sucht, braucht keine weiße Hose
2. Retargeting
Hier kommt es auf die Frequenz und Relevanz an
1. Nur eine Zahlungsmöglichkeit
Zahlung nur per Kreditkarte - ein absolutes No-Go in einem professionellen Webshop

All das kann, wenn richtig umgesetzt, die Konversionen und Zufriedenheit maßgeblich erhöhen und damit die Umsätze und Kundenloyalität steigen lassen. Allerdings sind alle Maßnahmen, die mal die Geo Location, mal den Endgerätetyp berücksichtigen, eindimensional ausgelegt.

Auf diese Weise wird immer nur ein Bruchteil dessen betrachtet, was letztendlich das Besucherverhalten ausmacht. Beispielsweise beinhaltet das so genannte RFM-Modell (Recency, Frequency, Monetary) schon mehrere Dimensionen, nämlich die zeitliche Nähe zum letzten Kauf oder Besuch (Recency), die Kauf- oder Besuchshäufigkeit (Frequency) sowie den Umsatz oder Deckungsbeitrag (Monetary Value).

Hinzu kommen aus der Webanalyse Informationen zu den Kampagnenkontakten in den Customer Journeys, zu Art und Anzahl aufgerufener Artikelseiten, zum Rechercheverhalten, zu Endgeräten, zur Geo Location und vieles mehr.

Cluster-Analyse als Grundlage der Kundensegmentierung

Eine Möglichkeit, die Gesamtheit an Besucherdaten bei der Segmentierung zu berücksichtigen, bildet das sogenannte Clustering. Eine mehrdimensionale Cluster-Analyse fasst auf Basis unterschiedlicher Merkmale Webseitenbesucher zu Gruppen zusammen - die sogenannten Cluster. Die Besucher eines Clusters sollen sich dabei möglichst ähneln, die Cluster untereinander sollen sich aber möglichst stark voneinander unterscheiden.

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Das Ziel der Cluster-Analyse ist es, aus der heterogenen Gesamtheit der Webseitenbesucher homogene Teilmengen zu identifizieren. Dazu nutzt die Cluster-Analyse die Tracking-Daten, um Kunden in einzelne Cluster einzuteilen. So entstehen Kundengruppen, die sich in bestimmten Eigenschaften ähneln, wie etwa dem Warenkorbwert, der Traffic-Quelle oder dem jeweils genutzten Endgerät, und sich in diesen Eigenschaften von anderen Gruppen unterscheiden.

Dabei werden die Kundeneigenschaften nicht vorab als feste Kriterien bestimmt. Die relevanten Unterscheidungsmerkmale ergeben sich aus dem Modell. Der Algorithmus verwendet alle Kundeneigenschaften aus einer Datenmatrix, um selbst die optimale Anzahl von Kunden-Clustern zu entwickeln. In der Datenmatrix werden Informationen wie Traffic-Quelle, Endgerät, Produktaufrufe, Visits, Retouren, Warenwert etc. festgehalten.

Anhand der Matrix lassen sich Konzentrationen bzw. Muster bestimmter Merkmale erkennen. So ergeben sich unterschiedliche Gruppen, die im nächsten Schritt mit qualitativen Kundenprofilen verbunden werden. So entsteht zum Beispiel das Cluster der "unsicheren Kunden", die sich unter anderem durch einen hohen Warenwert und eine hohe Retourenquote auszeichnen. Letzteres hängt mit dem Umstand zusammen, dass sie einen Artikel in mehreren Größen kaufen.

Die "Unsicheren" nutzen Kundenbewertungen und kontaktieren häufig die Support Hotline. Dagegen kennzeichnet beispielsweise den "Entdecker" ein mittlerer Warenwert. Er nutzt überwiegend den PC und besucht viele unterschiedliche Produktkategorien im Shop, kauft letztendlich aber überwiegend Neuheiten. Diese Beschreibungen können nun für eine persönliche Ansprache der jeweiligen Kundengruppe genutzt werden. So ist der "Entdecker" stets auf der Suche nach neuen Trends. Er könnte also zielgerichtet zu Inspirations- und Fashionthemen geführt werden.

Webshop-Analyse für KMU

Die mehrdimensionale Cluster-Analyse eignet sich insbesondere dann, wenn der Shop-Betreiber keine Annahmen darüber besitzt, in welchen Merkmalen sich seine Kunden besonders stark unterscheiden und er herausfinden möchte, wie viele Kundentypen überhaupt existieren oder wenn der eindimensionale Einsatz keine verwertbaren Ergebnisse hervorgebracht hat. Für eine derartige Cluster-Analyse bedarf es jedoch einer ausreichend großen Menge an Webseitenbesuchern.

Ergebnisse der Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle" 2015
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Individual-Software ist im Handel traditionell verbreitet und auch für Multichannel bevorzugt.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
In Mobile Commerce wird besonders häufig investiert.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Bei der Preisgestaltung über die verschiedenen Kanäle sind sich die Vergleichsgruppen uneinig
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Die Planungen zur Sortimentsauswahl in den Kanälen sind sehr unterschiedlich
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Auch Fachbereiche wollen die IT bereits in der Strategieentwicklung einbeziehen.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Organisatorische Strukturen sind größere Hemmnisse als die Technologie.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Umsatzanteile im deutschen Einzelhandel
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Die Dauer des Wettbewerbsvorteils wird sehr unterschiedlich eingeschätzt.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Einzelhandel sieht Multichannel eindeutig als Chance
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Den einen Vorreiter in Sachen Multichannel gibt es (noch) nicht^.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Vor allem in der Elektronik- und Fashion-Branche wird Multichannel-Fähigkeit entscheidend sein
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Mobile Commerce ist der stärkste Veränderungstreiber für den Einzelhandel.
Lünendonk-Trendstudie 2015 "Einzelhandel in der Multichannel-Zeitfalle"
Bedeutung von Multichannel für Elektronik und Fashion am höchsten (Branchenauswertung).

Es empfiehlt sich darüber hinaus, einen repräsentativen Zeitraum für die Analyse von mindestens vier Monaten zu wählen. Wichtig: Die Qualität der Daten spielt die entscheidende Rolle. Fehlerhafte Daten führen zu fehlerhaften Mustern. Außerdem sollte man wissen, dass das populäre Webanalyse-Tool Google Analytics nur in seiner kostenpflichtigen Premium-Version eine solche Datenmatrix auf Besucherebene bereitstellt.

Je nach Shop kann die Cluster-Analyse sehr unterschiedliche Ergebnisse liefern, so dass sie individuell von Experten durchgeführt werden muss. Ebenso bedarf es Marketer, um zu den Clustern passende Personalisierungsstrategien zu entwerfen. Und letztlich benötigen Website-Betreiber dann auch die Lösungen und Ressourcen, um einerseits Besucher anhand ihres Verhaltens und Eigenschaften den Clustern zuzuweisen, diese Daten in Echtzeit zur Personalisierung bereitzustellen und letztlich auch eine passende Ansprache auf der Website auszuspielen.

Allerdings kann sich nicht jedes Unternehmen die Investitionen in statistische Datenanalyseverfahren, eine eigene Big-Data-Infrastruktur und Highend-Web-Content-Management-Systeme sowie die dazugehörigen Entwicklungsressourcen leisten.

Doch am Markt gibt es bereits entsprechende Lösungen für kleine und mittelständische Shop- sowie Webseitenbetreiber. Es handelt sich dabei um Analyse-Services, die weit über herkömmliche Web-Analyse-Lösungen hinausgehen. Dazu zählt auch das Clustering für die Kundenpersonalisierung. Allein durch das Clustering erhalten Shop- und Webseitenbetreiber einen tiefen Einblick in ihre Kundschaft und das Kundenverhalten. Auf diese Weise können sie ihre Ansprache individuell auf die Kundenbedürfnisse zuschneiden. (dpa/rw)

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