Was leisten PayPal, giropay, ClickandBuy und Co.?

Bezahlen im Internet

14.01.2008
PayPal, giropay, Rechnung, Nachnahme - Online-Shopper können zwischen immer mehr Zahlungsarten wählen. Wir zeigen Käufern und Shop-Betreibern, wo die Vor- und Nachteile der Verfahren liegen.

Von Moritz Jäger, TecChannel.de

Das Einkaufen im Internet boomt - und ein Ende ist nicht abzusehen. Kein Wunder: Günstige Preise und Rund-um-die-Uhr-Einkaufsmöglichkeiten locken die Kunden. Da Waren auch im Internet nicht umsonst sind, stellt sich für Webshop-Betreiber wie auch für Kunden die Frage nach der Bezahlung.

Laut Bitkom ist die Lage eindeutig: 38 Prozent der Deutschen nutzen Lastschriftverfahren und Überweisung. Dahinter kommt die Zahlung per Rechnung mit 29 Prozent, gefolgt von Kreditkarte und Nachnahme (20 beziehungsweise 17 Prozent). Diese Verfahren sind ausgereift und haben sich mittlerweile etabliert. Sie sind Bestandteil nahezu aller Webshops. Seit einigen Jahren etablieren sich aber neue Bezahlmethoden, die sich gegenüber Lastschrift und Co. absetzen und speziell auf die Anforderungen des E-Commerce zugeschnitten sind.

Nach wie vor sind Überweisung und Lastschrift die Lieblings-Bezahlweisen der deutschen Internetkäufer.

Vor- und Nachteile herkömmlicher Verfahren

Der Vorteil der herkömmlichen Zahlverfahren ist ihre Einfachheit. Wer Bargeld hat, kann per Nachnahme shoppen, ganz ohne Konto. Sobald ein Girokonto besteht, ist der Einkauf per Lastschrift oder Überweisung als Vorauskasse problemlos möglich. Immer häufiger erfolgt inzwischen die Zahlung per Kreditkarte, seit sich diese in Europa mehr und mehr etabliert. Weitere Konten oder zusätzliche Informationen sind meist nicht notwendig.

Allerdings bringen die Systeme auch Nachteile mit sich. Denn all diese Zahlverfahren wurden ursprünglich nicht für das Internet entwickelt. Phisher und andere Verbrecher zielen in erster Linie auf Kontodaten und Kreditkarteninformationen: Denn wenn sie erst einmal die Kontrolle über die Konten haben, stehen ihnen die Geldbeutel der Kunden offen.

giropay - die neue Art der Überweisung

giropay wurde von deutschen Kreditinstituten speziell für Online-Bezahlungen entwickelt. Hinter dem Dienst stehen die Sparkassen, die Postbank sowie die Finanz-IT-Dienstleister Fiducia und GAD.

Der Dienst funktioniert ähnlich wie das später im Text vorgestellte PayPal und arbeitet als "Mittelsmann" zwischen Käufer und Verkäufer. Entschließt sich ein Kunde zur Zahlung per giropay, gibt er die Bankleitzahl seiner Bank ein und wird auf deren Online-Portal weitergeleitet. Dort meldet sich der Nutzer mit seinem Passwort und seiner PIN an.

Neue Art der Überweisung: Bei giropay wickeln die Banken über ihr Online-Portal die Zahlungen ab.

Anschließend wird das Überweisungsformular mit allen relevanten Daten noch einmal aufgezeigt. Der Nutzer bestätigt nun die Überweisung mit einer TAN aus seinem Online-Banking-Bestand. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um eine normale TAN, eine iTAN oder eine mTAN handelt.

giropay könnte man als "Überweisung 2.0" bezeichnen. Zu den Vorteilen gehört unter anderem die sichere Abwicklung für Kunden, da sie ihre Daten selbst nicht eingeben müssen und die Transaktion über das geschützte Portal der Bank abgewickelt wird. Zudem bietet giropay einen deutlichen Geschwindigkeitsvorteil. Sobald die Transaktion abgeschlossen ist, erhält der Shop-Betreiber eine Nachricht und kann die Ware abschicken. Die Wartezeit zwischen Abschicken der Überweisung und Empfangen des Geldes fällt so weg.

Die Nachteile sind, dass giropay gegen Phishing ebenso anfällig ist wie das Konto des Besitzers, da die TANs sowie die Zugangsdaten die gleichen sind. Auch sind die Kosten für den Verkäufer nicht transparent aufgeschlüsselt; auf Nachfrage konnte giropay keine genauen Angaben hierzu machen. Der Webshop-Betreiber und der Acquirer, der den Shop an das System anschließt, verhandeln laut giropay jeweils individuell über die Provision. Laut dem Hersteller lohnt sich das Verfahren für alle Shops, die Bestellungen primär per Überweisung abwickeln.

Derzeit ist der Dienst noch nicht allzu weit verbreitet, der Anbieter-Check zählt insgesamt 360 Einträge. Die Zahl täuscht allerdings ein wenig, da auch Anbieter wie PayPal oder ClickandBuy den Dienst ihrerseits wieder als Zahlungsmittel akzeptieren. Im Ausland dagegen ist giropay so gut wie unbekannt. Voraussetzung für den Käufer ist zudem, dass sein Kreditinstitut giropay unterstützt.

giropay: Fazit

giropay ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber der herkömmlichen Überweisung. Der Bezahldienst ist für Kunden sicherer, da die eigentlichen Bankdaten in den Händen der Kunden bleiben. Auch als Shop-Betreiber lohnt sich das Verfahren, da man sofort über die Transaktionen verfügen kann. Negativ fällt allerdings das Gebührenmodell von giropay auf. Hier gibt es keine festen Preise, sodass man selbst bei den einzelnen Acquirern nachfragen muss. Wer vor allem im Inland seine Geschäfte abwickelt, sollte sich das Verfahren genauer ansehen. Zumindest für das Open-Source-Shopsystem osCommerce gibt es ein spezielles Modul, in xt:Commerce kann man giropay indirekt über PayPal oder Moneybookers einbinden.

PayPal - Zahlen mit der eBay-Tochter

PayPal hat sich im internationalen Zahlungsverkehr mittlerweile etabliert, die Bekanntheit der Marke nahm seit der Übernahme durch eBay stetig zu. PayPal ist ein Treuhanddienst, der zwischen Käufer und Verkäufer steht. Auch werden die Käuferdaten nicht direkt weitergegeben. Will der Kunde per PayPal zahlen, wird er auf die gesicherte Seite des Dienstes weitergeleitet. Dort meldet er sich mit Benutzername und Passwort an, anschließend muss er die Zahlung absegnen.

Zahlungsweg: Das Diagramm zeigt, wie die PayPal-Zahlung funktioniert.

Bei PayPal gibt es keine weitere Sicherheitsstufe wie etwa eine TAN-Nummer, allerdings bietet der Dienst für 4,95 Euro Versandgebühr ein E-Token an. Dieses erstellt eine Zufallszahl, die bei der Anmeldung angegeben werden muss und jeweils nur 30 Sekunden gültig ist. Selbst bei einer Man-in-the-Middle-Attacke ist das Konto daher relativ gut geschützt, da den Phishern nur wenig Zeit für eine Reaktion bleibt. Die PayPal-Token basieren auf der VeriSign-Technologie.

PayPal arbeitet auf Guthabenbasis, kann aber auch Geld via Lastschrift von Bankkonten, Kreditkarten oder über giropay einziehen. Die jeweiligen Daten werden auf der gesicherten Webseite des Dienstes hinterlegt.

PayPal wird international immer anerkannter. Dabei hilft vor allem die enge Integration in eBay sowie Käufer- und Verkäuferschutz. Letzterer ist für Shop-Betreiber interessant. Verkäufer sind mit einer Schadenssumme von bis zu 4.000 Euro pro Kalenderjahr geschützt vor Rückbuchungen per Bankkonto, Rückbuchungen von innerdeutschen Kreditkartenzahlungen sowie Rückbuchungen von Zahlungen, die der Inhaber des PayPal-Kontos nicht genehmigt hat.

Die Kosten für den Einsatz von PayPal sind im Vergleich hoch, aber transparent. Sie sind transaktionsbasiert, es entstehen keine festen monatlichen Kosten, ebenso gibt es keine Anmeldegebühr. Die aktuellen Gebühren berechnen sich aus dem monatlichen Umsatzvolumen des Vormonats. Je höher dabei der Umsatz ist, desto niedriger werden die Gebühren. Beispiel: Bis 1.000 Euro Monatsumsatz zahlen Shop-Besitzer pro Transaktion 1,9 Prozent der Zahlung plus einen Aufschlag von 0,35 Euro, wenn die Zahlung aus Deutschland kommt. Bei einem Umsatz bis 5.000 Euro sinken die Kosten auf 1,6 Prozent plus 0,35 Euro. Der Konzern stellt auf dieser Seite einen Gebührenrechner bereit.

Neben den Kosten ist ein weiterer Nachteil, dass sich die Kunden zunächst bei einem zusätzlichen Dienstleister registrieren und ihre sensiblen Kontodaten hinterlegen müssen. Zudem muss das Konto unter Umständen verifiziert werden, was Zeit in Anspruch nimmt.

Bei der Integration in Webseiten ist PayPal dafür vorbildlich. Im PayPal Integration Center erhalten alle Mitglieder Informationen zum Aufbau der API sowie passende Beispiel-Codes. Zudem gibt es einen direkten Link auf Partnerseiten wie Strato oder 1&1 oder die Open-Source-Lösungen osCommerce oder xt:Commerce.

PayPal: Fazit

PayPal hat vor allem dann Sinn, wenn ein Shop relativ viel Geld umsetzt, ein gewisser Anteil ausländischer Kunden einkauft oder eBay als zusätzliche Handelsform genutzt wird. Die Preise sind zwar hoch, dafür aber transparent, und sie enthalten einen Käufer- und Verkäuferschutz. Zudem fallen die Gebühren nur dann an, wenn wirklich über PayPal abgerechnet wird, ein "Grundrauschen" an Kosten entfällt. Der Dienst hat es geschafft, eine aktive Entwickler-Community aufzubauen, sodass es für nahezu jede Plattform ein passendes Plug-in gibt.

ClickandBuy/Firstgate

ClickandBuy, das ehemalige Firstgate, wurde für die Abwicklung von Kleinstbeträgen gegründet. Daher wird der Dienst noch immer hauptsächlich auf Seiten angeboten, die viele Inhalte zu relativ geringen Preisen verkaufen. Beispiele hierfür sind Spiegel Online oder iTunes.

Aufladung: Auch bei ClickandBuy kann man sein Konto auf Guthabenbasis führen.

Am Anfang steht dabei immer das Konto bei dem Bezahldienst. Kauft der Kunde anschließend bei einer Partnerseite etwas ein, meldet er sich mit Nutzername und Passwort bei dem Dienst an. Anschließend wird die Zahlung über ClickandBuy ausgeführt. Zusätzliche Sicherheitsmerkmale wie ein E-Token oder eine separate TAN-Abfrage gibt es bei ClickandBuy nicht. Anschließend gibt der Dienst die Zahlung an den Shop weiter und zieht die Kosten von Kreditkarte oder Konto des Nutzers ein.

Für Händler teilt sich ClickandBuy in folgende zwei Bereiche: Basic und Premium. Der Basic-Tarif richtet sich an Anbieter, die für ihre Inhalte bis zu 10 Euro verlangen wollen. Der Dienst verlangt eine einmalige Einrichtungsgebühr von 49 Euro. Darin enthalten sind auch die Implementierungskosten, zusätzlich entstehen monatliche Mindestkosten von 5 Euro. Die weiteren Provisionskosten berechnen sich prozentual nach dem Umsatz.

Im Premium-Account, der jeweils individuell ausgehandelt wird, stehen zusätzliche Dienste zur Verfügung, etwa Abonnements oder ein Spendenmodul. In beiden Paketen sind Dienste für das Risiko- und Forderungsmanagement enthalten, unter anderem Mahnwesen, Rücklastschriften oder Bonitätsprüfungen.

ClickandBuy: Fazit

ClickandBuy ist im Bereich Micropayment, also bei Klein- und Kleinstbeträgen, weit verbreitet. Die Chance, dass ein Nutzer bereits bei dem Dienst angemeldet ist, ist daher groß. Allerdings fallen vor allem die happigen Gebühren, die der Dienst besonders im Basic-Account verlangt, negativ auf. Außerdem fehlt es an zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen durch E-Token oder TANs, wie sie giropay oder PayPal bieten. Wer aber den Hauptumsatz seines Shops mit kleinpreisigen Artikeln einnimmt, sollte sich ClickandBuy einmal ansehen.

T-Pay - magentafarbenes Web-Geld

Auch von der Telekom gibt es ein Zahlverfahren, das sich zwischen ClickandBuy und giropay postiert. Das T-Pay-System setzt wie alle anderen Systeme auch auf ein Anmeldeverfahren, beim Bezahlen wird die eigentliche Zahlung dann über T-Pay abgewickelt.

T-Pay bietet mehrere Besonderheiten gegenüber den anderen Diensten. Zum einen wäre "MicroMoney" zu erwähnen. Dabei handelt es sich um eine Prepaid-Funktion, mit der Anwender laut Telekom "spurlos und anonym" bezahlen können. Der Nutzer lädt sein Konto mit einer Guthabenkarte auf, damit wird dann gezahlt.

Daneben wird auch eine Bezahlung mittels "Call by Pay" unterstützt. Damit können Telekom-Kunden bezahlen, indem sie eine spezielle Mehrwertnummer anrufen, der zu zahlende Betrag wird dann mithilfe der nächsten Telekom-Rechnung eingezogen. Voraussetzung hierfür ist ein privater Festnetzanschluss bei der Telekom mit Lastschriftverfahren. Doch auch ohne Telefonanruf kann man bei T-Pay über die Telekom-Rechnung zahlen. Dann bestätigt man den Einkauf mithilfe von E-Mail-Adresse und Passwort. Zusätzlich lässt sich T-Pay über Lastschrift und mittels Kreditkarte aufladen. T-Pay ist zudem nicht weit verbreitet. Auf der Homepage werden vor allem Dating- und Erotik-Shops genannt.

T-Pay: Fazit

Das Guthabenkonzept T-Pay ist vor allem für jene interessant, die eine schnelle und diskrete Abwicklung der Geschäfte wünschen. Allerdings gibt sich die Telekom nebulös, wenn es um die tatsächlichen Kosten des Dienstes für Händler geht. Dafür haben wir auf der Homepage keine Übersicht gefunden, die Telekom spricht nur von "geringen monatlichen Fixkosten" und "erfolgsabhängigen variablen Kosten". Für einen Aufpreis von monatlich 30 Euro bietet der Dienst zusätzlich eine Inkasso-Funktion für nicht bezahlte Rechnungen, die über eine externe Firma abgewickelt wird.

Gesamtfazit: Neues wagen

"Neues wagen" gilt sowohl für Käufer als auch für Shop-Betreiber. Vor allem, da Phisher zur Hatz auf Konto- und Kreditkartendaten geblasen haben, sollten Sie sich nach sicheren Alternativen umsehen. Besonders die giropay-Initiative sollte dabei für deutsche Shops ganz vorn stehen und die Standardüberweisung langfristig ablösen.

Wer international verkauft, der sollte sich PayPal oder Firstgate ansehen. PayPal ist dabei die etwas bessere Initiative, da dort erst eine Provision fällig wird, wenn wirklich eine Zahlung über den Dienst abgewickelt wird. Zudem ist das günstige E-Token ein deutliches Sicherheitsplus. Für PayPal spricht außerdem, dass es beinahe für jedes Shop-System die passenden Plug-ins gibt.

T-Pay und ClickandBuy dagegen sind interessant, wenn nur kleine Summen transferiert werden müssen. Vor allem das Guthabenkonzept von T-Pay sorgt dafür, dass das überwiesene Geld auch wirklich beim Händler ankommt. Bedenken Sie in jedem Fall die zusätzlichen Integrationskosten. TÖ