Anschreiben, Lebenslauf, Initiativbewerbung

Bewerbungsstrategien für jung und alt

25.10.2017 von Susanne Köppler
Um sich erfolgreich zu bewerben ist es wichtig zu wissen, dass sich die Strategie mit dem Alter verändert. Ob Sie 20, 30, 40 oder 50 Jahre alt sind, hat einen großen Einfluss darauf, wie Sie Sich bewerben und vorstellen sollten.
 
  • Tattoos und Piercings mindern die Chancen beim Vorstellungsgespräch
  • Young Professionals sollten bei der Bewerbung mit einem originellen Betreff oder einer Initiativbewerbung beim Chef punkten
  • Ältere Bewerber sollten ihre Erfahrung in den Vordergrund stellen

Die Karriere- und Stilberaterin Christina Tabernig von korrekt! weiß genau, worauf es bei Bewerbungen ankommt. Wie alt man ist und welchen Erfahrungsschatz man mitbringt, beeinflusst die Bewerbungsstrategie. In jeder Altersgruppe gibt es typische Fallen, auf die geachtet werden sollte, aber auch Chancen, die in Bewerbungen und in Vorstellungsgesprächen zum Vorteil genutzt werden können.

Wie alt man ist und welchen Erfahrungsschatz man mitbringt, beeinflusst die Bewerbungsstrategie.
Foto: StockLite - shutterstock.com

20 Jahre: Berufseinsteiger

Berufseinsteiger um die 20 Jahre sollten primär die Zukunft im Blick haben. Im Vergleich zu ihren älteren Mitbewerbern können sie nicht mit viel Erfahrung oder ausführlichen Referenzen punkten. Meist kommen Berufseinsteiger gerade von der Uni oder aus der Ausbildung, weshalb es ihnen laut Tabernig häufig schwer fällt, "sich selbst und die eigenen Stärken treffend zu beschreiben". Eine Möglichkeit, das zu trainieren, besteht darin, vor Freunden und der Familie Vorstellungsgespräche zu üben.

Die Karriereberaterin rät außerdem dazu, sich selbst einmal zu googeln und die angezeigten Ergebnisse kritisch zu betrachten. Zusätzlich sollten die verschiedenen sozialen Netzwerke wie Facebook, Xing oder LinkedIn auf den neusten Stand gebracht werden und ungünstige Fotos vom letzten Party-Urlaub entfernt werden - ansonsten droht ein schnelles Ausscheiden aus dem Bewerbungsprozess.

Die richtige Vorbereitung

Ein weiterer Stolperstein zeigt sich dann, wenn man zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Dabei steht häufig die Frage im Raum, was die passende Kleidung ist. Diese hängt nicht nur vom Alter des Bewerbers, sondern in erster Linie von der Branche ab. Dabei sollten sich Bewerber laut Tabernig zufolge nicht älter machen, als sie sind. In manchen Branchen herrscht jedoch ein klarer Dresscode: Wer sich in einer Bank bewirbt, wird um Kostüm oder Anzug nicht herumkommen, wobei für Frauen gilt, dass nackte Beine zum Rock ein absolutes No-Go sind. In kreativen oder sozialen Branchen dürfen Sie sich meist auch individueller kleiden. "Geizen Sie mit Parfum, nehmen Sie Piercings raus und verdecken Sie Tattoos", fasst es die Beraterin zusammen.

Um einen guten Eindruck bei dem potenziellen Arbeitgeber zu hinterlassen, empfiehlt Tabernig, sich ausreichend über das Unternehmen, die ausgeschriebene Stelle und den Gesprächspartner im Vorstellungsgespräch zu informieren. Zudem kann es negativ auffallen, wenn ein Berufseinsteiger zu forsch auftritt: "Anfänger sollten mehr zuhören als selbst reden, sonst wirken sie naseweis", gibt die Expertin zu bedenken.

30 Jahre: Young Professionals

Wer etwa 30 Jahre alt ist und bereits erste Berufserfahrungen gesammelt hat, gehört zu den Young Professionals. In dieser Phase müssen Bewerber auffallen, um im Gedächtnis zu bleiben, da sie wahrscheinlich einer von vielen sein werden. Auffallen bedeutet allerdings nicht, seine Bewerbungsmappe mit Strandbildern zu versehen oder zu offensiv auszutreten. "Mit einem originellen Betreff oder einer selbstbewussten Initiativbewerbung beim Chef persönlich stechen Sie heraus", empfiehlt Tabernig.

Im Vorstellungsgespräch rät die Expertin dazu, nach Aufstiegschancen wie Weiterbildungsmöglichkeiten oder Bildungsreisen zu fragen. Damit betonen Kandidaten ihren Ehrgeiz und ihre Ziele. Wichtig ist außerdem, dem Unternehmen deutlich zu vermitteln, was man zu bieten hat.

Persönliche Fragen

Insbesondere weibliche Young Professionals werden in Vorstellungsgesprächen auf Herz und Nieren geprüft, da das Unternehmen wissen möchte, ob sie wegen Schwangerschaft oder Erziehung längere Zeit ausfallen könnten. Direkt nach solchen Umständen fragen darf der Chef zwar nicht, er wird jedoch in den meisten Fällen versuchen, durch Fragen nach ihrem Privatleben hinter ihre Pläne zu kommen. "Fragen rund ums Privatleben sind verdächtig. Sprechen Sie von Reisen, Hobbys und Sport, behalten Sie die große Liebe und den Kinderwunsch für sich", erklärt die Karriereberaterin.

40 Jahre: In der Lebensmitte

Wer sich mit etwa 40 Jahren bewirbt, darf nicht als Bittsteller auftreten, auch wenn sich Bewerber in diesem Alter oft unsicher sind, ob sie die geeigneten Kandidaten sind. Bewerber, die in der Lebensmitte stehen, haben jungen Bewerbern viel voraus. Sie haben sich bereits ein Netzwerk aufgebaut, können Referenzen vorweisen und bestechen mit Berufserfahrung. Zudem unterlaufen erfahrenen Bewerbern keine Anfängerfehler mehr.

Offenheit ist für Bewerber um die 40 der Schlüssel zum Erfolg. Ihnen stehen noch mindestens 20 Arbeitsjahre bevor. Tabernig rät, dass es wichtig ist, einen Personaler davon zu überzeugen, dass sie ihre Erfahrung gut einbringen können und langfristig für die Arbeit brennen.

50 Jahre: "Alter" Hase

Wenn sich 50-Jährige noch einmal bewerben müssen, sollte sie sich bewusst darüber sein, dass sich Bewerbungsverfahren und Prozesse in den letzten Jahren deutlich verändert haben. Die Expertin rät daher, ein Bewerbungsseminar zu besuchen, um sich mit den Neuerungen vertraut zu machen. "Alte Zöpfe wie 'Hiermit bewerbe ich mich…' sind heute ein No-Go".

Bewerber um die 50 sollen auf die Stellenausschreibungen achten. Wenn von Unternehmensseite eine Online-Bewerbung bevorzugt wird, sollten sie keine Mappe abgeben. Auch der Umgang mit Bewerbungsseiten will gelernt sein. Dafür kann man sich jedoch auch problemlos Hilfe holen, zum Beispiel von den eigenen Kindern. Mit ihrer Berufs- sowie Lebenserfahrung können sie laut Tabernig insbesondere bei erfolgreichen mittelständischen Unternehmen besonders punkten und ihren Erfahrungsschatz voll einbringen.