Shoppingstreet24.com, Discountwelt.com oder Elektromarkt2000.com, um phantasievolle Namen für ihre Fake-Shops im Internet war ein Betrügertrio nicht verlegen. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Göttingen und der Zentralen Kriminalinspektion der Polizeidirektion Göttingen haben die Täter seit Mitte 2011 mit mindestens 35 Webshops Kunden angelockt. Eine Liste der Ermittlungskommission "Bohne" der Göttinger Polizei führt sogar 46 Fake-Shops auf.
In den Shops wurden Elektronikartikel und hochwertige Kaffeemaschinen zu sehr günstigen Preisen angeboten. Kunden, die daraufhin Ware bestellten, wurde mit dem Verweis auf die Erstbestellung nur die Zahlungsmöglichkeit per Vorkasse angeboten, die Ware wurde allerdings nie ausgeliefert. Die Ermittler registrierten insgesamt 1.194 Überweisungen von Geschädigten. Insgesamt beläuft sich der Schaden auf rund 300.000 Euro.
Nachdem geprellte Kunden Anzeige erstattet hatten, geriet erst ein Unternehmer aus Northeim in das Visier der Ermittler. Es stellte sich aber schnell heraus, dass die Betrüger nur seinen Namen für die dubiosen Geschäfte missbraucht hatten. Im Zuge der Ermittlungen wurde dann auch klar, dass es sich nicht nur um einen einzelnen Shop, sondern um eine ganze Reihe von Betrüger-Shops handelte.
Ermittlungskommission "Bohne"
Nachdem sich herausgestellt hatte, wie komplex die Betrügereien angelegt waren, wurde auf Betreiben der Staatsanwaltschaft das bei der Zentralen Kriminalinspektion der Polizeidirektion Göttingen eingerichtete Fachkommissariat Internetkriminalität mit weiteren Ermittlungen beauftragt. Die Ermittlungskommission "Bohne" wertete laut Polizeibericht mit "erheblichem Aufwand eine Vielzahl von Daten in akribischer Kleinarbeit" aus.
Eine Spur führte die Ermittler nach Spanien. Laut NDR-Informationen konnte einer der Täter in Alicante festgenommen werden. Zwei weitere Verdächtige gingen der Polizei in Nordrhein-Westfalen ins Netz. Ob noch weitere Personen beteiligt waren und ob es noch mehr Opfer der Fake-Shop-Bande gibt, müssen nun weitere Ermittlungen zeigen. Dazu müssen die Fahnder noch jede Mange beschlagnahmtes Material auswerten.
In diesem Fall konnte die Polizei den Gaunern habhaft werden. Dass die Behörden durch international operierende Banden oft mit leeren Händen dastehen, zeigt aber ein ähnlicher Fall, bei dem deutsche Kunden mit falschen Webshops aus England abgezockt wurden. Laut Aussagen eines Betrugsopfers wurden die britschen Behörden nicht aktiv, weil die Schadenssumme "zu gering" gewesen sei. (awe)