Das grundsätzliche Problem unseres heimischen Netzes haben wir bereits in unserer ausführlichen Geschichte über unsere Anschlussprobleme mit der Telekom erläutert. Jetzt, da aber wieder alles mit einem neuen Speedport-Router funktioniert, können wir uns an die Lösung eines prinzipiellen Problems machen, für das der Internetprovider nichts kann: Denn wir wollen auch im zweiten Stock unterm Dach ein schnelles Netz, ohne neue Kabelschächte durch Wände und Decken zu bohren.
Wie man das Netz in einem mehrstöckigen Reihenhaus oder einer größeren Wohnung optimiert, haben wir schon in mehreren Ratgebern erklärt. Die bisher beste Lösung bot uns in unserem speziellen Fall ein Powerline-Adapter, der im zweiten Stock ein eigenes drahtloses Netz aufspannt und sich über die Stromleitung mit dem Router im Erdgeschoss verbindet. Das geht, macht aber wenig Spaß, wie unsere Messungen belegen – dazu später.
Überhaupt keinen Spaß würden herkömmliche WLAN-Repeater machen, denn diese verringern bauartbedingt den Datendurchsatz, da sie auf dem gleichen Kanal senden und empfangen, jeder Punkt in der Verstärkerkette verlängert zwar die Reichweite, halbiert aber die theoretisch mögliche Netzgeschwindigkeit.
Weitere Knoten statt nur Wiederholungen
Mit der Mesh-Technologie ergibt sich nun ein neuer Ansatz. Ein vermaschtes Netz – so der korrekte Ausdruck auf deutsch – besteht aus mehreren miteinander verknüpften Routern, die untereinander kommunizieren. Eine zentrale Instanz fehlt. Anders als ein herkömmlicher Router, den in den 2,4-GHz- und 5-GHz-Bändern funkt, besitzt ein Mesh-Router noch ein drittes unabhängiges Funkmodul, über das sich die einzelnen Accesspoints verständigen. Die Folge: Es gibt keinen Abfall der Datenübertragungsrate, ein Mesh ist an jedem Standort gleich schnell, zumindest dort, wohin der letzte der Router mit seinem Funksignal noch hinreicht.
Mit dem Google Wifi machen wir die Probe aufs Exempel. Zunächst hängen wir das erste der Geräte direkt an unseren Router und richten ein drahtloses Netz ein. Schon dieses sollte besser sein als jenes vom Speedport aufgespannte. Das können wir mit einem Macbook Air von 2011 im Erdgeschoss bestätigen. Wir messen im WLAN des Speedport enttäuschende 45,66 Mbit/s im Download, unsere Leitung ist auf 100 Mbit/s ausgelegt. Mit dem Google Wifi erreichen wir hier 65,03 Mbit/s im Schnitt, jeweils nach drei Messungen mit dem Speedtest der Deutschen Telekom. Zwischendurch hatten wir immer das WLAN gewechselt.
Zur Ehrenrettung der Telekom und des Speedports seit aber erwähnt, dass auch die etwas ältere Hardware des Macbook Air eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Denn dem iMac 21,5 Zoll (late 2015) im Keller ist es relativ egal, mit welchem der WLANs im Haus er verbunden ist. Der Speedport bringt es im Schnitt auf 86,11 Mbit/s, das Google Wifi auf 83,88 Mbit/s. Eine Messung tags zuvor mit dem WLAN der Time Capsule hatte an dieser Stelle einen durchschnittlichen Wert von 66,28 Mbit/s ergeben, jedoch mit einem erheblichen Ausreißer nach unten in einem der drei Versuche – der Messfehler war also recht groß.
Nun wollen wir aber sehen, was ein zweites Google Wifi uns an Netzverbesserungen bringt. Google verkauft die Geräte im Doppelpack, eines davon muss wie beschrieben per Ethernet direkt an den Router, die Einrichtung geschieht über die App Google WiFi, für die man sich mit seinem Google-Konto anmeldet. Die App will jeweils über einen QR-Code die Identifikation des Gerätes kennen. Ein weites solle man "nicht weiter als zwei Räume entfernt" vom ersten aufstellen, wie es in der Anleitung heißt. In unserem Fall findet sich ein Platz im Schlafzimmer, neben einer Steckdose (am Google Wifi ist eine USB-C-Buchse für den Stromanschluss) sollte auch noch eine halbwegs erhöhte Position entscheidend für die Platzwahl sein – hier eben auf einer Kommode. Ein zweites Gerät in das Mesh einzubauen ist ebenso simpel wie schnell erledigt, die App findet das Gerät von alleine und lädt anschließend Treibersoftware herunter, die in wenigen Minuten installiert ist. Nach dem Neustart des Meshs geht es erneut an Messungen mit dem Macbook Air, diesmal im Schlafzimmer im ersten Stock und gut vier Meter näher am (zweiten) Google Wifi als es im Wohnzimmer der Fall gewesen ist.
Schnelles Netz in allen Räumen
Der Unterschied ist beeindruckend. In unseren drei Messungen im WLAN des Speedport erreichen wir im Schnitt 31,34 Mbit/s, ein Stockwerk über dem Router ein durchaus erwartbarer Wert. Das Google Wifi verwöhnt uns aber mit einer Datenrate von 90,3 Mbit/s im Download. Klar – wir sitzen ja auch nur gut drei Meter vom Router entfernt auf der Bettkante. Wie gesagt: Ein herkömmlicher Repeater bekommt das nicht hin und auch kein Powerline-Adapter, wie sich nun zeigt.
Denn für die nächste Messung gehen wir ein Stockwerk höher, sind nun also zwei Stockwerke vom Telekomrouter entfernt und immer noch einen vom zweiten Mesh-Gerät. Zwei Tage zuvor hatten wir den dort in einer Ecke stehenden iMac von 2007 angeworfen und festgestellt, dass über die Time Capsule praktisch gar kein Signal kam, über den Speedport ein schlechtes und über Powerline-WLAN immerhin ein mäßiges. Mit dem Macbook Air vergleichen wir nun Speedport mit Powerline-WLAN mit Google Wifi. Und hier sehen wir eindeutig, welch gute Lösung ein Mesh für unsere speziellen Probleme mit dem Drahtlosnetz bietet. Der Speedport lässt im Schnitt einen Download von 17,26 Mbit/s zu – auch hier wegen eines Ausreißers nach unten mit großem Messfehler. Das WLAN des Powerline-Adapters ist nicht viel besser, 27,5 Mbit/s, auch ein deutlicher Ausreißer nach unten in der Messreihe.
Aber jetzt: 54,43 Mbit/s via Google Wifi im Download. Beeindruckender wird es, betrachtet man die einzelnen Messungen: 72,77 Mbit/s, 74,55 Mbit/s und – leider auch – 15,97 Mbit/s. (Streng genommen haben wir also 54,43 Mbit/s +/- 27,22 Mbit/s ermittelt und sollten noch viel öfter messen. Aber schon hier ist der Unterschied deutlich).
Zusätzliche Funktionen
Was wir (bisher) nicht getestet haben: An das Google WiFi lassen sich jeweils per Ethernet weitere Geräte anschließen, es handelt sich schließlich um vollwertige Router. In unserem Szenario wäre etwa der alte iMac unterm Dach dafür prädestiniert, sich per Kabel an den Router im zweiten Stock anzuschließen, denkbar wäre aber auch, netzwerkfähige Drucker oder Netzspeicher an geeigneten Stellen an das Netz anzudocken.
Über die App kann man auch ein Gastnetz einrichten, über das Besucher in das Internet kommen, aber keinen Einblick in das private Netz bekommen.
Für Familien bestens geeignet: Zu bestimmten Zeiten lassen sich bestimmte Geräte vom Netzwerkzugang ausschließen. Logischerweise müssten wir dann auch das Default-WLAN am Speedport abschalten, aber das ist ja nur ein Knopfdruck - und hilft auch nur so lange, bis eines der offline gesetzten Familienmitglieder wieder das Knöpfen drückt, wenn wir nicht das Passwort des Speedport-Netzes für uns behalten...
Auch für das Smart Home ist das Google WiFi vorbereitet, wir können bestimmte Geräte damit steuern oder unseren Gästen erlauben, Videos auf den Fernseher zu streamen, auch lässt sich die Nutzung bestimmter Geräte erlauben. Doch nur eine Smartlampe von Elgato (Avea) steht bei uns derzeit für diese Zwecke zur Verfügung.
Das dritte Gerät bringt keine große Verbesserung mehr
Nun wäre es gewiss vernünftig, ein drittes Google Wifi im zweiten Stock aufzustellen. Genau das tun wir auch, wir haben noch ein zweites Zweierpack besorgt, für das Google in seinem Store 250 Euro verlangt. Einzeln kostet ein Google Wifi 140 Euro, das Paket mit drei Geräten ist für 360 Euro zu haben.
Wieder scannen wir den QR-Code und sagen der App, dass wir das neu gefundene Gerät in das bestehende Mesh einbinden wollen. Wieder ein Treiber-Download und eine kurze Einrichtung, ab ans Messen. Das Ergebnis: Im Schnitt kommen wir auf 64,14 Mbit/s im Download, das ist nur wenig besser als der zuvor ermittelte Wert. Nur haben wir eine wesentlich geringere Fehlerbreite: 4,18 Mbit/s. Das Problem mit dem schlechten Netz unter dem Dach haben wir wohl gelöst. Um das auf der Terrasse kümmern wir uns zu einem späteren Zeitpunkt. Entweder mit einem vierten Mesh-Gerät in der Nähe des dreifach verglasten Fensters oder mit einem Powerline-Adapter, denn Strom hätten wir draußen ja.
Anmeldung erforderlich
Kann Google, nachdem wir uns beim Anbieter registriert haben, unsere Daten überwachen? Das darf nicht der Fall sein, dank der Anmeldung haben wir aber auch von außen Zugriff auf einige Funktionen unseres Heimnetzes. Wir wissen zum Beispiel, wie viele der Mesh-Punkte gerade aktiv sind und sehen weitere Informationen zu unserer Infrastruktur. Auch das Gastnetz konnten wir von außen einrichten. Ab Werk ist der Abgleich über Googles Cloud aktiviert, in den Datenschutzeinstellungen lässt sich das jedoch abschalten.
Schnell betriebsbereit
Was ein wenig im Schlafzimmer stört: Im Betrieb leuchtet das Google Wifi recht hell in blau-grün. Da man im Schlaf eher kein flottes WLAN benötigt, stecken wir es einfach aus und nehmen es am Morgen wieder in Betrieb. Bis wir das iPhone greifen und nachsehen können, hat es sich längst wieder vermascht. Aus Neugier schalten wir das Gerät im ersten Stock wieder aus und messen im zweiten Stock erneut. Die Messungen bestätigen unsere Theorie, über zwei Stockwerke hinweg wird das Signal deutlich schwächer, oben kommen hier nur noch 35,2 Mbit/s im Download an. Das Zwischengerät wieder eingesteckt und es sind tatsächlich wieder 72,1 Mbit/s und das sogar mit einem nur geringen Messfehler – schön.
Fazit
Die Mesh-Technologie hält bei uns ihr Versprechen und versorgt uns im ganzen Haus mit optimalem WLAN. Die Google-Lösung ist zwar nicht ganz günstig, im Prinzip reicht aber ein Google Wifi für ebene und nicht besonders große Wohnungen aus, die Lösung im Zweierpack wird man benötigen, hat man Stockwerke zu überwinden. Bevor man sich aber ein weiteres Einzelgerät oder gleich den Dreierpack anschafft – beides im Google Store zur Zeit nicht erhältlich, aber zu meist überhöhten Preisen bei anderen Händlern – kann man noch an der Aufstellung der Geräte optimieren. Wir könnten unser WLAN-Problem gewiss auf Dauer auch mit nur zwei Google Wifi lösen. Im Flur des ersten Stocks diente das Google Wifi womöglich auch noch als Nachtlicht. (Macwelt)