Unfallversicherung greift nicht

Berufsunfähigkeit richtig absichern

16.11.2011
Wie Arbeitnehmer Risiken und finanzielle Folgen richtig einschätzen und privat vorsorgen können
Eine private Vorsorge für Alter, Krankheit und Berufsunfähigkeit ist heute unverzichtbar.
Foto: Ronald Wiltscheck

Laut einer Studie des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung vom September 2011 schätzen 86 Prozent der Arbeitnehmer das Risiko einer Berufsunfähigkeit falsch ein. Immerhin 20 bis 30 Prozent der Berufstätigen werden berufsunfähig, und in den seltensten Fällen ist ein Unfall die Ursache. Vielmehr spielen Erkrankungen des Bewegungsapparates, psychische Erkrankungen oder Herz-Kreislauf-Probleme die Hauptrollen beim Verlust der Berufsfähigkeit. Eine Unfallversicherung ist daher in den seltensten Fällen ein Schutz vor den finanziellen Folgen einer Berufsunfähigkeit.

Gesetzliche Versorgung und private Vorsorge

Die gesetzliche Versorgung im Falle einer Berufsunfähigkeit ist dabei kaum ausreichend, um den Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente umfasst maximal 30 Prozent des vorigen Bruttolohns - dies jedoch auch nur dann, wenn Sie nicht wenigstens drei Stunden täglich arbeiten können. Dabei ist unerheblich, ob Sie noch in Ihrem Beruf tätig sein können - ist es Ihnen möglich, mehr als drei Stunden in irgendeinem Beruf zu arbeiten, erhalten Sie nicht einmal die 30 Prozent.

Private Vorsorge ist daher ähnlich wie bei der Rente oder Pflege der beste Weg, sich vor hohen finanziellen Einbußen zu schützen. Mit einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung sichert man sich für den Fall einer Berufsunfähigkeit ab. Kommt es dazu, zahlt die Versicherung einen von Ihnen festgelegten Betrag in Form einer Berufsunfähigkeitsrente.

Die Beiträge für die BU-Versicherung ergeben sich aus verschiedenen Faktoren. Allgemein gilt: je höher das Einstiegsalter, desto höher die Beiträge. Doch nicht nur deswegen lohnt es sich gerade für junge Berufstätige, sich um einen Versicherungsschutz zu bemühen. Im Laufe der Zeit können auch Vorerkrankungen entstehen. Da eine Gesundheitsprüfung von den meisten Versicherern verlangt wird, ist es auch hier ratsam, eine Berufsunfähigkeitsversicherung schon dann abzuschließen, wenn noch keine Vorerkrankungen vorliegen. Denn diese führen häufig zu einem teils erheblichen Risikozuschlag und können sogar eine Ablehnung vonseiten des Versicherers nach sich ziehen.

Risikogruppen und Beitragsrechnung

Des Weiteren richten sich die Beiträge nach dem ausgeübten Beruf. Dachdecker haben beispielsweise ein höheres Risiko, berufsunfähig zu werden, als Lehrer und müssen daher mit höheren Beiträgen rechnen. Generell ist das Risiko, berufsunfähig zu werden, nicht nur von dem genauen Beruf, sondern auch von Geschlecht und Bildungsstand und sogar dem Wohnort abhängig. Männliche Ostdeutsche mit Haupt- oder Realschulabschluss und ohne Berufsausbildung haben demnach das höchste Risiko.

Hinzu kommt, dass laut Finanztest (7/2011) einige Berufsgruppen Schwierigkeiten haben, überhaupt einen Versicherer zu finden, der eine Laufzeit bis 67 Jahren bietet. Die gesetzliche Rentenversicherung zahlt aber erst für nach 1964 Geborene dann Rentenbezüge. Tritt vorher eine Berufsunfähigkeit ein, steht der Betroffene häufig ohne Einkommen da. Es ist daher auch wichtig, sich zu informieren, welche Versicherer für welche Berufsgruppen welche Laufzeiten vorsehen.

Stolperfallen

Vor dem Abschluss eines entsprechenden Versicherungsvertrags sollte man sich allerdings vergewissern, dass eine sogenannte "abstrakte Verweisung" ausgeschlossen wird. Andernfalls hat der Versicherer im Leistungsfall die Möglichkeit auf den Wechsel des Berufs zu bestehen, sofern Ihr Gesundheitszustand und Ihre Qualifikation dies erlauben.

Im Rahmen des Versicherungsantrags werden häufig sogenannte Gesundheitsfragen gestellt. Hier sollten Sie darauf achten, alle Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten, ansonsten kann Ihr Versicherer ggf. im Schadensfall die Leistungen verweigern. Zwar können Risikozuschläge erhoben werden, wenn sich aus den Gesundheitsfragen Risikofaktoren ergeben, häufig ist der finanzielle Verlust bei einer Berufsunfähigkeit aber weitaus höher als die erhobenen Risikozuschläge.

Achten Sie bei einem Berufswechsel darauf, ob vertraglich festgeschrieben ist, dass die zuletzt ausgeübte Tätigkeit versichert ist. Andernfalls müssen Sie dem Versicherer den Berufswechsel umgehend mitteilen, sonst riskieren Sie den Verlust des Versicherungsschutzes.

Fazit

Obwohl das Risiko den meisten Berufstätigen bewusst ist, wird es dennoch oftmals falsch eingeschätzt. Insbesondere der Irrglaube vorwiegend Unfälle wären für eine Berufsunfähigkeit verantwortlich, obwohl sie bei nur rund fünf Prozent der Berufsunfähigen Grund sind, führt dazu, dass gerade Menschen, die keine körperlich schwere Arbeit ausüben sich häufig nicht ausreichend für den Ernstfall absichern.

Quelle: finanzen.de AG, www.berufsunfaehigkeit.com