Viele Messen hatten es schon vor der Pandemie nicht leicht, und die vergangenen zwei Jahre unter Pandemiebedingungen haben dazu beigetragen, dass so manche Leistungsschau aus dem Messekalender verschwunden ist.
Auch die IFA in Berlin hat unter der Pandemie gelitten, doch nun soll vom 2. bis 6. September der Neuanfang auf dem Gelände unter dem Funkturm stattfinden. Gut 100 Tage vor dem Start der Leitmesse der CE-Branche hat nun die Messe Berlin mit David Ruetz und Kai Mangelberger eine neue Doppelspitze eingesetzt. "Die IFA kommt im September stark zurück. Unsere Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Die Erwartungen im Markt sind groß", lässt Martin Ecknig, CEO Messe Berlin verlauten. Man sei bereit, um als global bedeutendste Messe für Consumer und Home Electronics dem Restart der Branche "eine angemessene Bühne" zu bereiten.
Drama um die IFA
Die Berliner Messe-Bühne hat aber bereits im Vorfeld für jede Menge Dramen, Intrigen und Verwicklungen gesorgt. Ruetz und Mangelberger lösen die langjährigen IFA-Leiter Jens Heithecker und Dirk Koslowski ab. Bisher hatte Verband für Consumer & Home Electronics, die GfU, die Messe mit der Messe Berlin veranstaltet. Die GfU wurde 1973 als Gesellschaft zur Förderung der Unterhaltungselektronik gegründete und firmiert heute als "gfu - Consumer & Home Electronics".
Dieser Vertrag wird 2023 auslaufen. Nun plant die GfU, die Messe künftig mit dem britischen Event-Partner Clarion auszurichten. Mit involviert ist der ehemalige Chef der Messe Berlin, Christian Göke, der die Messegesellschaft Ende 2020 verließ um die Gegenbauer-Familienholding Vesica als Generalbevollmächtigter zu leiten. Eigentlich soll Berlin weiter Gastgeberstadt der IFA sein, doch die Verhandlungen sind laut Informationen der Berliner Zeitung "Tagesspiegel" festgefahren. Der vormalige IFA-Leiter Jens Heithecker wurde Anfang Mai von seinen Aufgaben entbunden. Er soll noch gute Kontakte zu seinem ehemaligen Chef Göke pflegen. Laut der "Berliner Morgenpost" gibt es nun den Verdacht, dass Göke so an geheime Insider-Information gekommen sein soll. Angeblich existieren kompromittierende E-Mails von Heithecker an Göke.
Die Hauptstadtpresse, arbeitet sich nun an den Reibereien rund um die IFA ab. Sollte der Vertrag mit der GfU womöglich sogar vorzeitig gekündigt werden, könnte es passieren, dass die diesjährige IFA die letzte in Berlin sein wird. Als Alternativen werden bereits München oder Frankfurt gehandelt. Für Berlin ist die Messe nicht nur ein Image-, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Groneweg und Pett sollen zurücktreten
Doch damit nicht genug im IFA-Drama: Laut Tagesspiegel wurde nun den Aufsichtsräten der Messe Berlin Sonja Groneweg und Alexander Pett der Rücktritt "nahegelegt". Sie sind dem GfU-Lager zuzuordnen. So war Pett Geschäftsführer der GfU und ging Mitte 2020 in den Ruhestand. Seine Nachfolgerin wurde Sara Warneke (ChannelPartner berichtete). "Dr. Alexander Pett hat in den vergangenen Jahrzehnten die positive Entwicklung der GfU und unser gutes Verhältnis zu allen unseren Partnern, insbesondere zur Messe Berlin, maßgeblich mitgeprägt", erklärte dazu Hans-Joachim Kamp, der damals noch Aufsichtsratsvorsitzender der GfU war. Von diesem "guten Verhältnis" sind die Konfliktparteien nun weit entfernt.
Berlin-Messe-Chef Eckning verbreitet trotzdem Optimismus und ist von seiner neuen IFA-Führungsriege überzeugt: "Mit David Ruetz und Kai Mangelberger haben wir ein starkes Führungs-Duo an die Spitze gesetzt, das zusammen mit dem IFA-Team den Countdown in den nächsten Monaten gut begleiten wird", meint er. Ruetz ist auch Chef der Touristikmesse ITB und Mangelberger war zuletzt Deputy Director der Verkehrstechnikmesse InnoTrans. Eckning will laut Tagesspiegel nun die Kastanien aus dem Feuer holen und sich kommende Woche in London mit Clarion-Chef Simon Kimble treffen. Dann wird sich womöglich zeigen, ob Berlin im September vorerst das letzte Mal Gastgeberstadt der IFA sein wird.
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