Mobilfunkshops

Beratungen gehen häufig am Kundenbedarf vorbei

19.08.2015 von Christian Töpfer
Ob neuer Mobilfunktarif oder neues Handy – in den Mobilfunkshops erhalten die Kunden eine freundliche, aber längst nicht immer kompetente Beratung. Dies belegt die Servicestudie des Deutschen Instituts für Service-Qualität im Auftrag des Nachrichtensenders n-tv.

Im Vergleich zur Studie aus dem Jahr 2013 zeigt die Branche ein leicht verbessertes Serviceniveau (2015: 70,1 Punkte, 2013: 69,5 Punkte).Vier der fünf getesteten Mobilfunkunternehmen erzielen das Qualitätsurteil "gut", ein Anbieter schneidet mit "befriedigend" ab. Defizite sind aber dennoch weiterhin offensichtlich.

Beratungsleistung mit Licht und Schatten

Großer Pluspunkt der Shop-Mitarbeiter: Sie treten dem Kunden gegenüber sehr freundlich auf und zeigen sich in den Beratungen zu Tarifen und Mobiltelefonen hilfsbereit. Mit Fachchinesisch werden die potenziellen Käufer relativ selten konfrontiert - in gut 85 Prozent aller Fälle sind die Auskünfte verständlich und nachvollziehbar. In fast drei Viertel der Tests nehmen sich die Berater ausreichend Zeit für die Kundengespräche

Als Testsieger der DISQ-Studie geht die Telekom mit dem Qualitätsurteil "gut" hervor. Die empfohlenen Handys und Smartphones passen dabei vergleichsweise am besten zu den Wünschen der Kunden.
Foto: Deutsche Telekom

Der Test deckt jedoch auch Beratungsfehler auf: Kunden, die sich in den Filialen als "Wenig-Telefonierer" ausgeben, erhalten in mehr als der Hälfte der Fälle zu teure Tarifempfehlungen. Auch in fast der Hälfte aller Beratungen werden unpassende Mobiltelefone empfohlen, beispielsweise teure Premium-Smartphones für "Normal-Telefoniere"r. Bianca Möller, Geschäftsführerin des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ), rät deshalb: "Kunden sollten nicht jeder Verkäuferempfehlung blind vertrauen, sondern auch aktiv nach günstigeren Alternativen fragen."

Handyauswahl oft eingeschränkt

Nur durchschnittlich fällt zudem das Angebot an verfügbaren Handys und Smartphones aus. In deutlich über 40 Prozent der Mobilfunkshops wurden nicht einmal 20 Geräte ausgestellt. "Das ist eine magere Quote, wenn man bedenkt, dass Kunden ja auch deshalb in einen Shop gehen, um verschiedene Mobiltelefone in Augenschein zu nehmen", so Marktforschungsexpertin Bianca Möller. Die Filialen selbst überzeugen dagegen mit Sauberkeit und einer ansprechenden sowie oft auch barrierefreien Gestaltung.

Servicestudie Mobilfunkshops 2015 (Gesamtergebnis)

Rang

Unternehmen

Punkte*

Qualitätsurteil

1

Telekom

71,8

gut

2

Vodafone

71,4

gut

3

Mobilcom-Debitel

71,4

gut

4

O2

70,5

gut

5

Phone House

65,3

befriedigend

* Punkte auf einer Skala von 0 bis 100 (100 Punkte sind maximal erreichbar). Unterschiedliche Ränge trotz gleicher Punktzahl werden durch Unterschiede im Nachkommastellenbereich verursacht. In das Gesamtergebnis flossen die Ergebnisse der Teilbereiche mit folgenden Gewichtungen ein: Kompetenzgrad mit 40 Prozent, Kommunikationsqualität mit 20 Prozent, Angebot mit 17,5 Prozent sowie Qualität des Umfelds mit 12,5 Prozent und Aktivitätsgrad mit 10 Prozent. (Quelle: DISQ)

Als Testsieger geht die Telekom mit dem Qualitätsurteil "gut" aus der Servicestudie hervor. Bei der Beratung treten die Mitarbeiter freundlich und souverän auf. Die empfohlenen Handys und Smartphones passen im Test vergleichsweise am besten zu den Wünschen der Kunden. Die Mobilfunkshops des Netzbetreibers überzeugen auch mit dem umfangreichsten Handyangebot, das in den ansprechend gestalteten Geschäften übersichtlich präsentiert wird.

Den zweiten Rang nimmt Vodafone mit dem Qualitätsurteil "gut" ein. Die Wartezeiten bis zur Begrüßung und zur Beratung fallen hier am kürzesten aus. Meist sprechen die Mitarbeiter die Kunden direkt an, um ihre Hilfe anzubieten. Im Gespräch zeigen sich die Angestellten motiviert und beantworteten Kundenfragen glaubwürdig, verständlich und meist korrekt. Auch das Angebot an Mobiltelefonen fällt relativ umfangreich aus.

Mobilcom-Debitel belegt mit einem ebenfalls guten Gesamtergebnis Rang drei. Die Mitarbeiter beraten kompetent und sprechen meist passende Tarifempfehlungen aus. Zudem stellen sie eine angenehme Gesprächsatmosphäre her und gehen mit Beschwerden souverän um.

Zur Studie: Das Deutsche Institut für Service-Qualität untersuchte die Shops von fünf Mobilfunkunternehmen. Basis der Servicestudie bildeten jeweils 15 verdeckte Besuche (Mystery-Tests) in verschiedenen Filialen eines jeden Anbieters. Untersucht wurden dabei unter anderem die Kompetenz und Freundlichkeit der Mitarbeiter, das Angebot, die Gestaltung der Räumlichkeiten sowie die Wartezeiten. Insgesamt flossen 75 Servicekontakte in die Auswertung ein.

Auf der folgenden Seite zeigen wir Ihnen die Teilergebnisse der Studie in den Bereichen "Beratungskompetenz" und "Angebot".

Teilbereich Beratungskompetenz

Servicestudie Mobilfunkshops 2015 (Teilbereich Beratungskompetenz)

Rang

Unternehmen

Punkte*

Qualitätsurteil

1

Mobilcom-Debitel

72,8

gut

2

O2

68,8

befriedigend

3

Vodafone

65,1

befriedigend

4

Telekom

63,7

befriedigend

5

Phone House

60,9

befriedigend

* Punkte auf einer Skala von 0 bis 100 (100 Punkte sind maximal erreichbar). (Quelle: DISQ)

Teilbereich Angebot

Servicestudie Mobilfunkshops 2015 (Teilbereich Angebot)

Rang

Unternehmen

Punkte*

Qualitätsurteil

1

Telekom

78,2

gut

2

Vodafone

69,5

befriedigend

3

O2

68,0

befriedigend

4

Mobilcom-Debitel

61,5

befriedigend

5

Phone House

55,2

befriedigend

* Punkte auf einer Skala von 0 bis 100 (100 Punkte sind maximal erreichbar). (Quelle: DISQ)

Die gnadenlosen Killerphrasen der Kunden

"Das ist aber alles andere als ein Schnäppchen!"

"Letzlich entscheidet der Preis, ob wir zusammenkommen!"

"Sie sind mindesten 20 Prozent teurer als der Wettbewerb!"

"Jetzt packen Sie die alle einfach mal aus. Dann können wir morgen über günstige Ausstellungsstücke reden."

"Ein Bekannter hat vielleicht die Hälfte dafür bezahlt."

"Wie ist denn der Preis, wenn Sie die "vergoldete" Verpackung weglassen?"

"Das ist doch eh ein Auslaufmodell."

"Sie wissen doch so gut wie ich, dass nach einem halben Jahr der Preis um die Hälfte runtergeht."

"Das gibt es doch bestimmt gebraucht wesentlich günstiger, oder?"

"Sie haben ein Geschäft – ich habe hunderte."

"Jetzt versuchen Sie es bitte nochmal mit Kopfrechnen."

"Hallo? Ich möchte nicht gleich den ganzen Laden kaufen!"

"Holen Sie mir mal den Chef ran!"

"Was muss denn passieren, damit Sie mit dem Preis runtergehen?"

"Über den Wartungsvertrag reden wir dann morgen."

"Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?"

"Ich kaufe doch schon so lange bei Ihnen ein."

"Sie wollen doch auch mal einen Großauftrag von uns bekommen, oder?"

"Ich wette, dass Ihr Kollege dort drüben wesentlich billiger ist."

"Sie kennen wohl geizhals.at nicht, was?"

"Und ich dachte immer, Sie hätten die besten Preise weit und breit."

"Da kann ich ja gleich in der Apotheke einkaufen."

"Ist doch nicht mein Problem, wenn Sie zu teuer einkaufen!"

"Jetzt kommen Sie mir nicht wieder mit Ihren Mondpreisen!"

"Für so was habe ich noch nie mehr bezahlt."

"Warum kostet das denn soviel? Das kommt doch eh alles aus China."

"Bei meinem Umsatz mit Ihnen müssen fünf Prozent Rabatt locker drin sein!"

"Der Preis muss schon knackig sein, wenn Sie im Rennen bleiben wollen."

"Ich empfehle nur jene weiter, die mir einen guten Preis machen."

"Sie wollen doch Folgegeschäfte mit mir machen, oder?"

"Jetzt nennen Sie mir einfach mal den Projektpreis dafür."

"Dafür verdienen Sie doch an allem anderen sehr gut."

"Im Internet habe ich das viel billiger gesehen!"

"Wie sagt man so schön: A bisserl was geht immer!"

"Wollen Sie mich nun als Kunden oder nicht?"

"Welche günstigeren Alternativen haben Sie denn?"

"Für Service zahle ich prinzipiell nichts."

"Hopp oder topp – mehr zahle ich nicht."

"Ich weiß genau, dass Sie da immer noch gut daran verdienen."

"Reden wir nicht lange rum: Was ist Ihr bester Preis?"

"Ich bin ganz Ohr, was Ihr Entgegenkommen anbelangt."

"Sie sind doch sicherlich an einer längerfristigen Zusammenarbeit interessiert, oder?"

"Rechnen Sie bitte nochmal mit spitzem Stift nach."

"Das liegt weit über meinem Budget."

"Ihr Angebot liegt weit über dem der anderen."

"Ich bin sicher, dass das nicht Ihr letztes Wort war."

"Ohne ein Entgegenkommen wird das nichts mit uns!"

"Warum sind Sie eigentlich so viel teurer als andere?"

"Was kostet es, wenn ich 300 Stück abnehme?" (wohlwissend, dass der Bedarf bei zwei Stück liegt)

"Sehen Sie, mir ist das letztlich doch eh egal, von wem ich das kaufe."

"Das kann ich woanders viel billiger kaufen!"