Beim Anstoß kam der Abpfiff - erstmals ein Minus im PDA-Markt

08.11.2001
Gerade noch wurde der Handheld-Markt als künftiger Heils- und Gewinnbringer der IT-Branche gefeiert, und schon rutschen die Absatzzahlen um mehr als ein Drittel. Strohfeuer oder Opfer der allgemeinen Rezession?

Das dritte Quartal 2001 war für den gesamten IT-Markt ein Trauerspiel. Nun setzt auch noch der bislang wachsende PDA-Markt eins oben drauf. Nach gerade mal zwei Jahren und besten Zukunftschancen schrumpfte der Handheld-Markt in Westeuropa um mehr als ein Drittel. Vor allem die etablierten Vertreter der Minis mussten Federn lassen. Allen voran verlor Psion 70 Prozent, aber auch Casio mit einem Minus von 60 Prozent und Marktführer Palm mit minus 52,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal sind weiterhin auf Talfahrt.

Laut Roberta Cozza, Analystin bei Gartner Dataquest in London, hatte man diesen Abwärtstrend bereits nach den gebremsten Ergebnissen des ersten Halbjahres erwartet. Der massive Investitionsschub der vorangegangenen Quartale beeinflusst demnach auch weiterhin die Käufer. Wurden beispielsweise im zweiten Quartal in Westeuropa 507.419 PDAs verkauft, waren es im dritten Quartal 2001 nur 324.151, was ein Minus von 36,1 Prozent ausmacht. Diese Schwierigkeiten wurden nach Cozzas Ansicht noch vom allgemeinen negativen Wirtschaftstrend verschärft und reflektieren zudem das typische Sommerloch.

Palm hält sich zäh auf Platz eins

Trotz massiver Einbußen bei den verkauften Stückzahlen kann sich Palm auf dem ersten Platz halten. Das Unternehmen verlor überdeutlich gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Allerdings konnte Palm im direkten Vergleich mit dem zweiten Quartal 2001 trotz geringerer Stückzahlen (minus 41.000 Stück) gegenüber dem zweiten Quartal 2001 seine Marktanteile um 5,6 Prozent auf 37,9 Prozent steigern.

Da sind die Schwankungen beim Zweitplazierten markanter. Compaq gewann gegenüber dem Vorjahresquartal 37,2 Prozent und verdoppelte seinen Marktanteil von 8,1 Prozent auf 16,9 Prozent. Compaq verlor aber im Vergleich gegenüber dem zweiten Quartal, als man nur noch knapp 11.000 Stück hinter Palm lag, wiederum 64,1 Prozent und halbierte somit fast den Marktanteil von 30,2 Prozent auf 16,9 Prozent.

Handspring: der heimliche Aufsteiger

Still und leise kletterte hingegen Handspring innerhalb eines Jahres vom fünften auf den dritten Platz und überholte dabei Hewlett-Pa-ckard und Psion. Vor allem Psion kämpft schon seit mehreren Quartalen mit fallenden Marktanteilen. Die Zeit scheint reif für einen Wechsel, was sich auch bei den Marktanteilen der Betriebssysteme niederschlägt. Palm OS und Epoc (Psion, Nokia Communicator) verlieren am meisten. Viele potenzielle Ipaq-Käufer warten aber ebenfalls auf das neue Betriebssys-tem Microsoft Pocket-PC 200 und verschieben den Kauf auf das vierte Quartal oder auf Anfang 2002. Dann gibt es jedoch zusätzliche Konkurrenz seitens Fujitsu Siemens, NEC und Toshiba, die ab diesem Zeitpunkt ebenfalls mit neuen PDAs samt Pocket-PC 2002 ihren Anteil am Handheld-Kuchen einfordern werden.

www.dataquest.com

ComputerPartner-Meinung:

Die Zeit der prestigeträchtigen Manager-Toys für jeden Preis ist endgültig vorbei. Der Kunde verlangt verstärkt Nutzwert und Kompatibilität zu bestehenden IT-Systemen. Was XP eben nicht für den siechenden PC-Markt ist, scheint Pocket-PC 2002 für den PDA-Markt zu werden: das (kauf-) entscheidende K.o.-Kriterium. Da werden sich die Anbieter anderer Betriebssysteme bald sehr warm anziehen müssen. (go)