Interview mit Acer-Manager Mirco Krebs

"Bei der Bildung stehen wir im Wettbewerb zum europäischen Ausland"

18.05.2011
Was IT im Bildungssektor angeht, hat Deutschland das größte Potenzial, meint Mirco Krebs, Head of Professional Division bei Acer in Ahrensburg und erklärt, warum das Unternehmen wie jetzt in Poing einzelne Schulprojekte sponsert.

Was IT im Bildungssektor angeht, hat Deutschland das größte Potenzial, meint Mirco Krebs, Head of Professional bei Acer in Ahrensburg und erklärt, warum das Unternehmen wie jetzt in Poing einzelne Schulprojekte sponsert.

"Bei Lehrern und Eltern gibt es noch sehr viele Hemmschwellen, was digitale Lerninhalte an den Schulen betrifft. Um diese Hemmschwellen zu nehmen, ist es unser Ziel, mit positiven Beispielen den Einsatz eines digitalen Klassenzimmers aufzeigen zu können. Dazu statten wir Referenzschulen in Ballungszentren aus", sagte Krebs bei der feierlichen Einweihung eines digitalen Klassenzimmers in der Volksschule Poing bei München als weitere Referenzschule für den Einsatz von IT-Equipment mit Acer als Hauptsponsor am Rande der IM.TOP. ChannelPartner hat den Manager dazu interviewt.

CP: Herr Krebs, welche Referenzschulen haben Sie als Sponsoren ausgewählt?

Im Bild Tanja Markefka, Rektorin der Volksschule Poing, mit Krebs, Herbert Schadt von der Mobile IT Service GmbH und Ingram-Deutschlandchef Gerhard Schulz.

Mirco Krebs: Eine Schule in Bargteheide, in der Nähe von Hamburg, dann eine in Berlin und jetzt in Poing im Großraum München. Solche gesponserten Projekte sollen als Referenz- oder Musterbeispiele für andere Schulen und Schulträger sein.

CP: Welches sind die Hemmschwellen, von denen Sie gesprochen haben?

Krebs: Eltern sagen teilweise, ich möchte gar nicht, dass mein Kind in der Grundschule schon am PC arbeitet, zum Beispiel weil es in dem Alter besonders wichtig ist, die Handschrift zu erlernen. Obwohl wir bei den Lehrern einen Generationswechsel sehen, gibt es noch einige ältere Lehrer, die noch sehr am Overheadprojektor hängen. Dann gibt es bei manchen Lehrern auch die Sorge, dass die Schüler in der vierten Klasse sich schon besser mit IT auskennen als sie selbst.

CP: Wird denn der Umgang mit digitalen oder multimedialen Lehrmitteln an den Unis nicht gelernt?

Das Foto zeigt Micro Krebs mit der TV-Moderatorin Aleksandra Bechtel auf dem Acer Kick-off 2011 in Hannover.

Krebs: Doch, Lehramtsanwärter haben Verhaltensseminare für Präsentationen an den Universitäten, wobei sie auch lernen, mit digitalen Medien und IT-Equipment umzugehen. Aber wir erleben auch, dass die Lehrer eher darauf geschult werden, die IT instandzusetzen, als sie zu nutzen. Ersteres ist sicherlich nicht ihre Aufgabe, sondern die von Leuten aus dem Fachhandel oder die von IT-Dienstleistern, die etwas davon verstehen.

CP: Gemessen an der Schweiz, an den Niederlanden, Großbritannien und einigen anderen Ländern mit zentralistischem Schulsystem scheint Deutschland noch etwas hinterherzuhinken. Wie ist die Situation und was müsste sich Ihrer Meinung nach von politischer Seite ändern?

Krebs: Wir haben es hier mit 35.000 Schulen und 7.000 Schulträgern zu tun. Heute sind in Deutschland nur gerade mal 46.000 von einer Million Klassenzimmern mit IT-Equipment ausgestattet, was einem Anteil von unter fünf Prozent entspricht. Entsprechend groß ist das Marktpotenzial. Es liegt nicht mal so sehr an fehlenden Fördermitteln. Die gibt es, wie von uns durchgeführte Projekte in Thüringen und Niedersachsen mit 20 Schulen und 30 Klassenzimmern zeigen, nicht nur von Bund und Ländern, sondern teilweise auch von der EU, in dem Fall von European School Net. Es gab auch schon mal EU-Gelder für Schulen in Mecklenburg-Vorpommern. Die Frage ist, hat die Politik damit bereits genug getan? Ich glaube, nicht. Es müssen vor allen Dingen auch Lehrer mitziehen und mitgezogen werden. Abgesehen davon, generell reformieren können wir das Bildungssystem in Deutschland nicht.

CP: Erneut gab es bei ‚Digitimes‘ Gerüchte, dass Acer eine Software-Company kaufen will (Insyde Software). Würde es nicht gerade im Bildungsbereich sinnvoll sein, eine solche Übernahme zu tätigen?

Krebs: Bei der Lernsoftware setzen wir auf easisoft. Die Software ist breit angelegt und funktioniert praktisch auf jedem Whiteboard. Außerdem haben wir noch den Acer Classroom Manager, den wir seitens Acer einsetzen.

CP: Bei allem Nachteil, den der Föderalismus haben mag, was große IT-Projekte angeht, ist doch für Fachhändler oder Systemhäuser vor Ort doch sicherlich auch von Vorteil, wenn heute nicht nur die Ländern oder Kommunen entscheiden können, sondern auch einzelne Schulen. Würden Sie IT-Fachhändlern raten, sich in dem Markt zu engagieren, obwohl das Geschäft noch sehr stark vom AV-Channel geprägt ist? Und wie unterstützen Sie die Fachhändler?

Krebs: Wir würden dem IT-Fachhändler sehr wohl empfehlen, da hineinzugehen, weil es eine Möglichkeit ist, sich zu differenzieren und zu spezialisieren. Es gibt allerdings nur ganz wenige Fachhändler in Deutschland, die sich darauf spezialisiert haben und bundesweit aufgestellt sind. Viele Händler sind da nur lokal tätig. Wir haben vor einem Jahr das Fachhandelsprogramm Acer Education Center ins Leben gerufen. Darüber können die Händler unter anderem direkt auf unsere Fachmänner zugreifen, die mit den Schulträgern spechen und teilweise auch mit der Politik.

CP: Was beinhaltet dieses Programm noch?

Krebs: Das sind zum einen Schulungen und Informationen, zum anderen auch günstigere Konditionen, auf unsere Whiteboards sind zum Beispiel Abschläge von bis zu 40 Prozent drin. Zusammen mit diesen Boards, Projektoren, mobilen Rechnern, Software, Know-how und dem von mir gerade genannten Fachhandelsprogramm sind wir der erste Hersteller am Markt, der so ein breites Portfolio für den Education-Bereich hat.

CP: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Krebs. (kh)