Euphorie hält nur 3 Jahre

Beförderungen machen nicht zufriedener

18.09.2012 von Andrea König
Jobzufriedenheit und das Gefühl fairer Bezahlung sind schnell verflogen. Nur Stress und lange Arbeitszeiten bleiben, wie eine Studie Australischer Forscher zeigt.

Jobzufriedenheit und das Gefühl fairer Bezahlung sind schnell verflogen. Nur Stress und lange Arbeitszeiten bleiben, wie eine Studie Australischer Forscher zeigt.
von Andrea König

Die Euphorie verpufft nach einer Beförderung nach wenigen Jahren, der Stress bleibt. Foto: olly - Fotolia.com
Foto: olly - Fotolia.com

Eine bevorstehende Beförderung verbinden viele vermutlich erst einmal mit der damit verbundenen Gehaltserhöhung oder gewonnenen Privilegien wie der eigenen Assistentin oder dem größeren Dienstwagen. Erst dann denkt man auch an die zusätzliche Verantwortung und den Extra-Arbeitsaufwand, den die neue Position vermutlich mit sich bringt.

Australische Wissenschaftler an Universitäten in Melbourne haben sich mit der Frage beschäftigt, wie sich eine Beförderung auf das Wohlbefinden von Angestellten auswirkt. Das Forscher-Fazit: Trotz dauerhaften Einkommenssteigerungen und höherem sozialen Status überwiegen langfristig die negativen Effekte von vermehrtem Stress und längeren Arbeitszeiten.

David Johnston und Wang-Sheng Lee untersuchten anhand von empirischen Daten der australischen Bevölkerung, wie sich eine Beförderung auf die Psyche, die körperliche Verfassung und die Zufriedenheit auswirkt. Die Wissenschaftler nutzten dafür einen umfangreichen Datensatz mit Befragungsdaten zu Arbeitsplatzaspekten, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. So konnten sie rund 2000 Beförderungen von Angestellten im Alter von 18 bis 64 Jahren analysieren und deren Entwicklung über einen Zeitraum von zehn Jahren verfolgen.

Arbeitszeiten verlängerten sich

Während den ersten beiden Jahren nach dem Aufstieg im Job berichteten Angestellte in der Regel davon, dass sie mehr Verantwortung tragen, einen sichereren Arbeitsplatz haben und fairer bezahlt werden. Gleichzeitig verlängerten sich die Arbeitszeiten kürzlich Beförderter und der berufliche Stress nahm zu. Insgesamt war die berufliche Zufriedenheit in diesen ein, zwei Jahren nach der Beförderung maßgeblich höher als vorher.

Doch Jobzufriedenheit, subjektive Arbeitsplatzsicherheit und das Gefühl, angemessen bezahlt zu werden, hielten bei Beförderten maximal drei Jahre lang an. Spätestens dann sanken diese Empfindungen wieder auf das Niveau vor der Beförderung. Der Stresslevel und die langen Arbeitszeiten hingegen blieben auf dem hohen Stand. Johnston und Lee konnten keine Belege dafür finden, dass Beförderungen den allgemeinen Gesundheitszustand oder die Lebenszufriedenheit beeinflussen.

Nervosität und Unruhe nahmen zu

Eine Ausnahme bildete allerdings der mentale Zustand der Beförderten. Die Wissenschaftler ermittelten, dass die psychische Gesundheit der Aufsteiger dauerhaft unter der gestiegenen beruflichen Belastung litt. Dies führte verbreitet zu Nervosität und Unruhezuständen. Unter Anbetracht dieser Ergebnisse sei es überraschend - so das Fazit der Forscher - dass Angestellte weltweit Beförderungen anstreben.

Die Wissenschaftler David W. Johnston und Wang-Sheng Lee haben ihre Forschungsergebnisse unter dem Titel "Extra Status and Extra Stress: Are Promotions Good for Us?" beim Bonner Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) veröffentlicht. Die beiden forschen an Universitäten im australischen Melbourne.

Dieser Artikel stammt von unserer Schwesterpublikation CIO. (kv)