Eine von Analyst Martin Jungfleisch von der französischen Investmentbank Exane BNP Paribas verfasste kritische Studie zum Umsatzwachstum hat die Bechtle-Aktie unter Druck gesetzt. Zuletzt verlor sie 7,1 Prozent auf 40,82 Euro. Das ist der tiefste Wert seit Oktober 2023. Seit Jahresbeginn haben die Papiere des Unternehmens 10 Prozent an Wert eingebüßt.
Analyst Martin Jungfleisch erwartet von dem im MDax notierten IT-Dienstleister Bechtle nur noch "Wachstum in Zeitlupe". Er strich daher sein neutrales Anlageurteil und bewertet die Aktie bei einem von 48 auf 38 Euro gekappten Kursziel mit "Underperform".
Einen möglichen Trost für Bechtle und die Anleger bietet die Erfolgsquoute von Jungfleisch bei seinen Vorhersagen in en vergangene zwölf Monaten: Laut Tiprank lag er da nur bei 52 von 112 Prognosen richtig, nur 46,43 Prozent seiner Empfehlungen wären profitabel gewesen.
Außerdem kommen seine Erkenntnisse nicht völlig überraschend. Bereits bei Vorlage der Zahlen für das erste Quartal hatte Vorstandschef Thomas Olemotz in einer Mitteilung erklärt: "Insbesondere in Deutschland hat die verzögerte Freigabe des Haushalts zu einer Verschiebung staatlicher Aufträge geführt. Darüber hinaus ist weiterhin vor allem bei unseren mittelständischen Kunden eine Investitionszurückhaltung spürbar." Der Manager rechnete jedoch damit, dass sich dieser Knoten im weiteren Jahresverlauf löst.
Was Jungfleisch bei Bechtle kritisiert
Das sieht der Analyst anders. Zum einen, so schrieb Jungfleisch, dürften die wichtigsten Märkte Bechtles unter der Konjunktur leiden. "Ein schwaches gesamtwirtschaftliches Umfeld wird wahrscheinlich die von kleinen und mittelgroßen Unternehmen getriebene Nachfrage beeinträchtigen", erwartet er.
Dabei verwies der Analyst auf die Mittelstands-Statistik der deutschen Förderbank KfW, die ihm zufolge stark mit Bechtles Organisationswachstum korreliert. Der KfW-Indikator weise nicht nur darauf hin, dass sich die Trends nicht verbesserten, sondern dass sie sich sogar abschwächten, schrieb er. Entsprechend dürften die Ausgaben dieser für Bechtle sehr wichtigen Kundengruppe schwach bleiben.
"Darüber hinaus erwarten wir, dass die Ausgaben des deutschen öffentlichen Sektors schwach bleiben, während das französische Geschäft, das elf Prozent des Umsatzes ausmacht, angesichts der politischen Turbulenzen nach den EU-Wahlen ebenfalls vor Herausforderungen steht."
Schleppende Windows-11-Umstellung
Zum anderen verlaufe die Umstellung auf Windows 11 schleppend, gab Jungfleisch als weiteren Aspekt zu Bedenken. Der Rückenwind aus diesem Bereich dürfte entsprechend weniger ausgeprägt sein als erhofft, was zusätzlich ins Kontor schlage.
Schließlich ende der Support für Windows 10 erst im Oktober des kommenden Jahres, weshalb sich der Upgrade-Zyklus erst 2025 beschleunigen dürfte. Diese Annahme wird seinen Worten nach durch Daten untermauert, die zeigten, dass die Einführung von Windows 11 seit der zweiten Jahreshälfte 2023 stagniere. (dpa/pma)