Die Finanzbranche steht einer Warnung der Bank of America nach vor einem historischen Kollaps durch Kreditkartenschulden. Wie der Chef der Bank, Kenneth Lewis heute bekannt gab, stünde die Finanzwelt vor den höchsten Verlusten im Kreditkartengeschäft, die die Branche jemals erlebt hätte. Diese Befürchtungen scheinen nicht unbegründet zu sein.
Da viele Karteninhaber ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können, haben sich die Kreditkartenschulden Experten zufolge in den USA inzwischen auf über eine Billionen Dollar angehäuft - Tendenz steigend. Dass diese Entwicklung selbst an der bislang in der Krise relativ glimpflich weggekommenen Bank of America nicht spurlos vorüber geht, zeigt sich mit einem Blick auf die aktuellen Geschäftszahlen.
"Die kolportierte eine Billionen Dollar sind eine immense Summe. Dennoch muss man sich dabei fragen, wie viele Schulden verbrieft worden sind. Dass nun das Kreditkartengeschäft in den USA zu platzen droht, war abzusehen. Erst die Immobilien, dann die Kreditkarten und später die Autos", unterstreicht Hans-Peter Burghof, Lehrstuhlinhaber für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistung an der Uni Hohenheim im Gespräch.
Laut dem Experten stehe man vor einer "ausgewachsenen Weltwirtschaftskrise", deren Ausmaß noch nicht völlig abzuschätzen ist. "Keiner weiß wirklich, welches Institut noch welche Abschreibungen vornehmen muss - das macht Prognosen mehr als schwierig".
Weitere Verschlechterung der Wirtschaftslage befürchtet
Die Bank of America als einer der größten Kreditkartenanbieter in den USA musste in diesem Geschäftssegment im dritten Quartal teils massive Einbußen verkraften. Der Gewinn brach in den vergangenen drei Monaten um mehr als zwei Drittel ein. Ähnlich der laxen Kreditvergabe bei Immobilien scheint sich auch bei Kreditkarten ein Flächenbrand zu entwickeln. Burghof rechnet sogar damit, dass sich die Zahl der Ausfälle im Zuge der Rezession noch deutlich hochschrauben wird. Auch Lewis erwartet keine schnelle Belebung der US-Konjunktur. "Die Wirtschaftslage dürfte sich wohl zunächst noch einmal verschlechtern, bevor wir eine Verbesserung erleben", so der Manager.
Laut dem CEO sei frühestens Mitte kommenden Jahres mit einer Entspannung auf dem Häusermarkt zu rechnen, was sich möglicherweise auch positiv auf die gesamte Wirtschaft auswirken könnte. Trotz der Finanzmarktkrise ist die Bank of America relativ gut durch die Krise gekommen. Zuletzt konnte man genügend Kapital aufbringen, um Merrill Lynch für mehr als 50 Mrd. Dollar vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Lewis nach komme man an Stellenstreichungen bei Merrill Lynch aber nicht vorbei. Mit weiteren Zukäufen wolle sich der Mutterkonzern jedoch zurückhalten. Die Bank musste sich bei Investoren zur Kapitalstärkung bislang über 20 Mrd. sowie 25 Mrd. Dollar aus dem 700 Mrd. Dollar schweren US-Rettungspaket holen. (pte/cm)