Ballmer nach Abgang von "Mr. Windows" in der Pflicht
13.11.2012
Windows-Manager Steven Sinofsky wurde zugetraut, irgendwann den Posten von Microsoft-Chef Steve Ballmer zu übernehmen. Doch daraus wird nach den jüngsten Entwicklungen nichts mehr.
Schock im Microsoft-Hauptquartier in Redmond: Nur knapp einen Monat nach der Einführung des neuen Microsoft-Systems Windows 8 muss der verantwortliche Manager Steven Sinofsky den weltgrößten Software-Konzern verlassen (--> wir berichteten). Der 47 Jahre alte Informatiker war nicht irgendein Abteilungsleiter bei Microsoft, sondern ein enger Vertrauter von Microsoft-Mitbegründer Bill Gates und "Mr. Windows". Sinofsky wurde von vielen Beobachtern als der Kronprinz angesehen, der einst Microsoft-Boss Steve Ballmer beerben sollte.
Sinofsky kam im Juli 1989 als Software-Designer zu Microsoft und war lange Zeit für die Entwicklung der Büroprogramme (Office) mitverantwortlich. Er soll maßgeblich dazu beigetragen haben, dass Bill Gates nach dem Start von Windows 95 die Bedeutung des Internets erkannte, statt auf einen eigenen Onlinedienst zu setzen.
Nach dem Debakel um die verunglückte Windows-Version Vista riss Sinofsky im Jahr 2009 in einem Kraftakt als Präsident der Windows-Abteilung das Ruder herum und brachte das wichtigste Microsoft-Produkt mit Windows 7 wieder auf Kurs. Er war dann auch dafür verantwortlich, dass Microsoft für den Betrieb von großen Servern, herkömmlichen Personal Computern – aber auch Tablets und Smartphones auf ein einheitliches Windows-System setzte.
Etliche Microsoft-Entwickler hatten dagegen für Smartphones und Tablets ein schlankeres System favorisiert - ohne die Altlasten des großen Windows-Systems. Sie konnten sich aber gegenüber dem kantigen Windows-Chef nicht durchsetzen.
Zu den Gegnern von Sinofsky gehörte auch Ray Ozzie, der von 2005 bis 2010 als Technologie-Chef und "Chefarchitekt Software" bei Microsoft arbeitete – und in dieser Zeit als möglicher Nachfolger von Gates und Ballmer gehandelt wurde. Ozzie hatte versucht, die Microsoft-Dienste verstärkt in der Internet-Wolke anzusiedeln. Er scheiterte aber intern mit dem von ihm konzipierten Dienst "Live Mesh". Sinofsky setzte sich mit seinem Dienst "SkyDrive" gegen Ozzie durch und sorgte dafür, dass Microsoft vor allem Cloud-Dienste anbietet, die eng mit Windows verbunden sind.
Welches Problem Steve Ballmer jetzt hat, lesen Sie auf der folgenden Seite.
Was Distributoren und Systemhäuser von Windows 8 erwarten
Jennifer Weber, Head of Business Unit Microsoft Also Actebis "Viele Firmen werden sicherlich abwarten ob die gesteigerten Sicherheitsmöglichkeiten und die vielfältigen Softwaremanagement-Möglichkeiten sich in ihren Unternehmen umsetzen lassen."
Alexander Spohr, Business Unit Manager PCC bei der Tech Data GmbH "Windows 8 benötigt eine gewisse Einarbeitungszeit."
Sven Buchheim, Vorstand Vertrieb und Marketing bei der Bluechip Computer AG "Dass Windows 8 ein plattformübergreifendes Betriebssystem ist, könnte der größte Pluspunkte sein."
Lars Riehn, Geschäftsführer der Infowan Datenkommunikation GmbH "Windows ist Windows und wird sich ähnlich schnell wie Windows 7 etablieren."
Jörg Mecke, Service-Line Manager IT-Consulting & Area CTO bei Comparex Deutschland "Alle profitieren vom neuen Betriebssystem."
Jochen Rapp, Solution Manager bei Computacenter "Windows 8 hat die Chance, der große Freund der IT-Abteilung zu werden."
Thorsten Schwecke, Senior Manager Software bei Ingram Micro "Wir rechnen mit positiven Impulsen für das traditionell starke vierte Quartal."
Mario Myrenne, Geschäftsführer der IQ GmbH und Microsoft-Partner "Windows 8 ist der Beginn einer neuen Ära."
Klaus Weinmann, Vorstandsvorsitzender bei der Cancom AG "Windows 8 wird die IT-Welt verändern und beschleunigen."
Parallelen zu Apple?
Der plötzliche Abgang von Sinofsky erinnert an den Rauswurf von Scott Forstall bei Apple. Der für das iPhone-Betriebssystem iOS verantwortliche Forstall musste unlängst Apple verlassen, nachdem er sich geweigert hatte, für das Debakel um die fehlerhafte Karten-Anwendung in iOS die Verantwortung zu übernehmen (--> wir berichteten). Der Apple-Manager galt ähnlich wie Sinofsky als ein unerbittlich regierender Team-Chef, der eher die Konfrontation suchte als eine Lösung im Konsens anzustreben.
Im Gegensatz zu Forstall geht Sinofsky aber nicht in einer Krisensituation, sondern verabschiedet sich mit einer glanzvollen Gala zur Einführung des neuen Windows-Systems. Und während die Farewell-Grüße von Apple-Chef Tim Cook für Forstall eher schmallippig ausfielen, überschüttete Microsoft-Chef Ballmer seinen Untergebenen mit Superlativen und Lobpreisungen. Es gibt aber auch Stimmen innerhalb von Microsoft, die Sinofsky vorwarfen, mit seinem ruppigen Führungsstil und seinem Machtbewusstsein die Innovationen innerhalb des Unternehmens abgewürgt zu haben.
Sinofsky schrieb in einer E-Mail an die Microsoft-Beschäftigten, er verlasse die Firma nach 23 Jahren, "um neue Herausforderungen zu suchen, die auf diesen Erfahrungen aufbauen". "Meine Leidenschaft, Produkte zu entwickeln, ist so stark wie immer und ich freue mich darauf, meine Energie und Kreativität an dieser Linie auszurichten."
Egal wie man "Mr. Windows" einschätzt: Ballmer hat nun ein Problem. In seinem Team fand sich kein Talent, das die Position von Sinofsky alleine hätte ausfüllen können. So verteilte der Microsoft-CEO die Verantwortung auf mehrere Schultern: Um die Software- und Hardware-Entwicklung kümmert sich Julie Larson-Green, die für die Entwicklung des innovativen Kacheldesigns zuständig war. Und die bisherige Finanzchefin Tami Reller soll als Business-Managerin dafür sorgen, dass Windows auch künftig die Kassen von Microsoft füllt.
Letztlich wird aber ein Erfolg oder Misserfolg von Windows 8 und den neuen Aktivitäten von Microsoft im Markt der Tablet Computer und Smartphones dem bulligen Microsoft-Boss Ballmer persönlich zugerechnet werden (--> wir berichteten). Schon seit geraumer Zeil maulen Investoren darüber, dass der Kurs der Microsoft-Aktie schon so lange stagniert. In den vergangenen fünf Jahren verlor das Microsoft-Papier 17 Prozent, während beispielsweise Apple um 228 Prozent zulegen konnte. "Wie viele Köpfe, die rollen können, bleiben noch übrig, bevor Ballmers Kopf dran ist?" fragt sich der Blogger John Gruber - und hat auch eine Antwort parat: "Ich glaube, keiner." (dpa/tö)
Windows-8-Geräte in Hülle und Fülle
Dell XPS Duo 12 Das XPS Duo 12 ist ein Convertible mit Windows 8. Das Full-HD-Display misst 12,5 Zoll und lässt sich mit einer Handbewegung um 180 Grad drehen und auf der Tastatur ablegen. So kann das Duo als Tablet oder als Ultrabook mit Tastatur verwendet werden. Das Gehäuse besteht aus den leichten und hochwertigen Materialien Aluminium und Kohlefaser. Im Inneren werkelt ein Intel-Core-i7-Prozessor der Ivy-Bridge-Generation, dem 8 GB RAM zur Seite stehen. Die integrierte SSD kann maximal 512 Gigabyte groß sein. Einen Preis gab der Hersteller jedoch noch nicht bekannt. <br> Erscheinungstermin: voraussichtlich Ende Oktober
Lenovo IdeaPad U510 In Lenovos Ultrabook-Portfolio ist mit dem U510 nun auch ein 15-Zöller für Windows 8 vertreten. Mit einer Höhe von 21 Millimetern und einem Gewicht von 2,2 Kilogramm gehört es gerade noch in die Ultrabook-Kategorie. Trotz der geringen Höhe ist noch Platz für einen DVD Brenner oder optional ein Blu-ray-Laufwerk. Das 15,6-Zoll-Display mit 1.366 x 768 Pixeln bietet nur eine magere Auflösung, dafür steckt im U510 ein aktueller Intel-Core-i7-Prozessor und bis zu 8 GB RAM. Neben einer Festplatte mit bis zu 1 TB kann wahlweise eine SSD mit 32 GB als Cache eingebaut werden. Zudem gibt es USB-2.0- und -3.0-Anschlüsse, einen Cardreader sowie einen HDMI- und einen VGA-Port. Eine 720p-Webkamera befindet sich im Bildschirmrahmen aus Klavierlackbeschichtung. Die Akku-Laufzeit des Ultrabooks soll bei bis zu sechs Stunden liegen. Als Preis wurden 679 Dollar angesetzt. <br>Erscheinungstermin: voraussichtlich noch im September
Hewlett Packards "Spectre One" Der All-In-One-PC "Spectre One" ist HPs erstes Windows-8-Produkt. Obwohl der Spectre One mit Windows 8 ausgestattet ist, bietet er kein Touch-Display. Anstatt einem touchfähigen Bildschirm liefert HP ein drahtloses Multi-Touch-Trackpad mit, das zusammen mit der Tastatur Eingaben drahtlos zum PC überträgt. Das Full-HD-Display ist 23,6 Zoll groß und nur 11,5 Millimeter dick. Im Inneren sind ein Intel-Prozessor aus der Ivy-Bridge-Reihe und eine Nvidia-Grafikkarte mit 1 GB Speicher verbaut. Integriert sind je zwei Anschlüsse (USB 2.0 und 3.0), ein HDMI-Eingang und eine Netzwerkbuchse. Die Besonderheit beim Spectre One ist der eingebaute NFC-Chip im Standfuß. Damit kann sich der Nutzer über ein NFC-Smartphone beispielsweise am PC anmelden oder ihn entsperren. Der Preis liegt umgerechnet bei rund 1.000 Euro. <br> Erscheinungstermin: voraussichtlich November
Acers "Iconia W510" Das 8,8 Millimeter dicke und 600 Gramm schwere Windows-8-Tablet "Iconia W510" ist mit einem 10,1 Zoll großen Bildschirm ausgestattet (Auflösung: 1366x768 Px). Der große Akku bietet eine Laufzeit von realistischen acht Studnen. In der Kombination mit dem Dock kann er es sogar auf 16 Stunden schaffen. Als Prozessor wird Intels nächste Atom-Generation "Clover Trail"-Dual-Core-CPU eingesetzt. Die interne Speicherausstattung soll bei 64 GB liegen; der Arbeitsspeicher bei 2 GB. Als Anschlüsse gibt es jeweils SD, HDMI und USB im Micro-Format. Das Besondere an W510 ist, dass es über drei verschiedene Arten der Touch-Bedienung verfügt: klassisch über das Touch-Display, über eine ansteckbare Tastatur und durch das Umklappen des Keydocks als Multimedia-Präsentationsgerät.Preis liegt bei ca. 600 Euro. <br>Erscheinungstermin: voraussichtlich November
Acer "Iconia Tab W700" Der große Bruder von Iconia W510, das "W700", ist mit einer Höhe von 11,9 Millimetern ein wenig dicker, besitzt dafür auch einen 11,6 Zoll größeren Screen. Der kapazitive Touchscreen hat ein Display mit 1.920 x 1.080 Bildpunkten, auf dem nicht Windows RT, sondern Windows 8 installiert ist. Auch hier soll die Akku-Laufzeit bei rund acht Stunden liegen - dank eines i3- oder eines i5-Prozessors von Intel. Hier ist geplant, dass der Anwender zwischen den Prozessoren auswählen kann. Der Speicher beträgt je nach Ausstattung 32 oder 64 GB. Das W700 besitzt einen Standfuß, der sich um 20 oder um 70 Grad neigen lassen soll. Eine Tastatur besitzt diese Variante jedoch nicht. Preis liegt bei ca. 700 Euro. <br>Erscheinungstermin: voraussichtlich November
HTC Windows Phone 8X Das Windows Phone 8X besitzt einen 4,3 Zoll großen Super LCD 2 Display mit Gorilla Glas (1280x720 Pixel). Es hat eine Größe von 132,35 x 66,2 Millimeter und eine Dicke von 10,12 mm. Im Inneren des 130 Gramm schweren Smartphones steckt ein 1,5 GHz Dual-Core-Prozessor mit 1 GB RAM. Der interne Speicher beträgt 16 GB. Auf der Rückseite befindet sich eine 8 MP-Kamera mit Autofokus, LED-Blitz und BSI-Sensor. Video können mit 1080p in Full-HD-Qualität und Stereo-Sound aufgenommen werden. Die Kamera auf der Vorderseite hat 2,1 MP. Die Akku-Kapazität liegt bei 1800 mAh. Außerdem ist es NFC-fähig. UVP liegt bei 550 Euro. <br> Erscheinungstermin: voraussichtlich November
HTC Windows Phone 8S Das 8S ist mit dem 4-Zoll Super-LC-Display und 800x480 Pixeln etwas kleiner und weniger gut auflösend als das 8X. Als Prozessor wurde ein 1 GHz-Dual-Core mit 512 GB RAM eingebaut. Interner Speicher liegt bei 4GB. Die Kamera hat 5 MP mit Autofokus und LED-Blitz. Dadurch, dass das 8S kleiner ist wiegt es auch fast 20 Gramm weniger. Außerdem besitzt es Bluetooth 2.1 + EDR , Annäherungssensor, Umgebungslichtsensor, digitaler Kompass und einen G-Sensor. UVP ist 299 Euro. <br> Erscheinungstermin: voraussichtlich November