Klassische Backup-Konzepte mit Bandsicherungen sind aufwändig. Appliances und Cloud-Services können die Verwaltung vereinfachen.
von Klaus Gheri (Vice President Product Management Europe, Barracuda Networks)
Eine Backup-Lösung, die, wie heute so oft, auf reiner Tape-Sicherung beruht, bedeutet hohen personellen und zeitlichen Aufwand und bedarf zuverlässiger Bedienung. Ein nicht gewechseltes Tape oder der Ausfall eines Mitarbeiters können schon zu einem Totalzusammenbruch der Datensicherung führen. Denn für eine funktionierende Sicherung, die nur auf Tapes setzt, müssen viele Faktoren reibungslos zusammenspielen: Backup-Software, ein Gerät für Backup-Tapes, die Tapes selbst, geschulte Mitarbeiter, die das Backup regelmäßig durchführen – am besten außerhalb der Geschäftszeiten – und darüber hinaus eine Logistikkette, um die Tapes an verschiedene Aufbewahrungsorte außerhalb des Unternehmens zu transportieren. Zur Sicherung eines digitalen Guts muss also erheblicher realer Aufwand getrieben werden.
Gleiches gilt auch für die Datenwiederherstellung, wenn der Prozess quasi rückwärts laufen soll oder laufen sollte. Die Tapes selbst sind zwar robust, aber das Handling ist fehleranfällig. Defekte Tapes werden oft nicht erkannt. Backups fallen aus, wenn der Verantwortliche verkehrs- oder krankheitsbedingt kurzfristig ausfällt. Das Wiederherstellen des gesamten Systems von den Tapes dauert zu lange, um wirklich von Geschäftskontinuität zu sprechen. Und der Aufwand für die Rettung einzelner Dateien steht nur selten in einem vernünftigen Verhältnis zu deren Bedeutung.
Vorteile |
Nachteile |
robustes Medium |
hoher manueller Aufwand |
hohe Speicherdichte |
lange Dauer pro Sicherungsvorgang |
erprobte Technologie |
schwierige Datenwiederherstellung |
externe Sicherung nur durch Auslagerung des Sicherungs-Tapes |
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Günstig und simpel: Datensicherung auf Festplatten
Speicherplatz wird immer billiger, deshalb neigt sich die Zeit der ungeliebten Backup-Tapes dem Ende zu. In größeren Unternehmen ist mittlerweile die Speicherung auf Festplatten üblich. Das kann zunächst auf ganz einfache Weise geschehen. Kleine und kleinste Unternehmen sichern ihre Daten oft mit einer Standard-SATA-Festplatte, die via USB mit den Servern verbunden ist und regelmäßig mit den neuesten Dokumenten synchronisiert wird. Nur: Der Administrator muss dafür immer noch manuell eingreifen und der Aufwand für eine zuverlässige Sicherung auf Platte wird ähnlich hoch, wie bei Tape, denn letztlich ändert sich ja nur das Speichermedium. Und erst eine regelmäßige Auslagerung von zusätzlichen Kopien außerhalb des Unternehmens sorgt für den Fall vor, dass etwa dem Kleinunternehmer Wasser in sein Kellerbüro schwappt.
Vorteile |
Nachteile |
einfach Einbindung in IT-Infrastruktur |
externe Sicherung nur durch Auslagerung der Sicherungs-Platten |
schneller Datenzugriff im Wiederherstellungsfall |
hoher Verwaltungsaufwand |
geringe Transparenz |
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hoher Speicherbedarf |
Marktstudie Datenqualität
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Verschlankt und beschleunigt: Backup Appliances
Statt externer Festplatten bieten lokale Backup Appliances, also Speicher-Hardware mit integrierter Backup-Software, professionelle Sicherungsmöglichkeiten mit zusätzlicher Intelligenz. Appliances bieten – wie Festplatten – einen schnellen, zuverlässigen Zugang zu gesicherten Dateien, automatisieren aber den Backup-Vorgang, und sparen gleichzeitig – wie Software für Tape-Backup – Speicherplatz durch Deduplizierung der Daten. Das System nimmt beim ersten Einsatz einmalig ein komplettes Backup vor. Danach geht es inkrementell vor. Das heißt, es sucht die Ergänzungen, Änderungen und Löschungen und vollzieht diese nach. Während Bandgeräte in manchen Firmen die ganze Nacht durchsurren, reicht mit dieser Technologie meist eine Stunde für das Backup bei weitem aus.
Eine Speichererweiterung ist durch den kombinierten Einsatz mehrerer Appliances möglich. Die Daten bleiben im Zugriff, solange die Hardware intakt ist. Im Ernstfall, wenn die Appliance durch Brand, Hochwasser oder andere Gewalten vernichtet wird, kann das zu wenig sein. Auch hier hilft die Auslagerung von physikalischen Datenträgern, der Speicherbedarf ist aber bei Deduplizierung auf Block-Ebene bis um den Faktor 50 geringer als beim Festplatten-Backup.
Vorteile |
Nachteile |
einfache Einbindung in IT-Infrastruktur |
externe Sicherung nur durch Auslagerung der Sicherungs-Platten |
schneller Datenzugriff im Wiederherstellungsfall |
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als Appliance „mit Intelligenz“ schnelle und automatisierte Backups |
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Deduplizierung |
Volle Bandbreite: Cloud Backup
Naheliegend, um volle Datensicherheit bei geringem Aufwand zu erreichen, ist ein Backup in der Cloud. Das Prinzip ist einfach: Die Daten werden über eine Backup-Routine in dem Rechenzentrum eines Providers außerhalb des Unternehmens gespeichert – besser noch in zwei Rechenzentren. Die notwendige Bandbreite ist fast überall verfügbar und entsprechende mietbare Speicherkapazitäten in der Cloud sind mittlerweile Standard. Nachteil ist jedoch, dass der Preis für die Bandbreite relativ hoch und zudem die Wiederherstellung großer Datenmengen zeitraubend ist. Außerdem müssen Verträge mit dem Cloud-Provider geprüft werden, um eine rechtskonforme Speicherung zu gewährleisten sowie den Datenzugriff zu regeln.
Vorteile |
Nachteile |
skalierbare Speicherressourcen |
Abhängig von Verfügbarkeit einer Internet-Verbindung |
keine Auslagerung eines physikalischen Datenträgers notwendig |
Bandbreite relativ teuer |
Vertragsmanagement mit Cloud-Provider kompliziert |
Appliance und Cloud aus einer Hand: Hybrid-Lösung
Dennoch kann die Cloud in Verbindung mit einer lokalen Backup Appliance die Herausforderung Disaster Recovery lösen. Sofern diese Kombination automatisiert funktioniert, bietet sie schnelle lokale Wiederherstellung von Daten bei maximaler Sicherheit durch dezentrale, externe Speicherung.
Ein solcher Backup-Service bietet dann sofortige Wiederherstellung von der Festplatte einer lokalen Appliance und integriert Disaster Recovery durch zusätzliche Cloud Storage auf zwei Servern außerhalb des Unternehmens. Auf diese Weise wird eine Organisation nicht nur den eigenen Ansprüchen an Datensicherheit gerecht, sondern genügt auch den Anforderungen von Gesetzgeber und Finanzwirtschaft, wie sie in Basel II oder durch das Bundesfinanzministerium festgelegt sind.
Solch eine Hybrid-Lösung hätte vor wenigen Jahren noch die Zusammenarbeit mit wenigstens drei verschiedenen Anbietern für Software, Hardware und Services benötigt. Mittlerweile gibt es Anbieter, die eine Kombination aus Appliance- und Cloud-Backup, also ein Hybrid-Modell, aus einer Hand anbieten. Die Konfiguration unterschiedlicher Hard- und Software sowie die manuelle Integration der Cloud-Backup-Services werden damit überflüssig. Schon in der Anschaffung sind diese Lösungen meist günstiger als das Backup auf Bändern. Wenn Backup-Management von Appliance und Cloud von einer Konsole erfolgen, vereinfacht sich zudem die Administration erheblich.
Die Verbindung und Konfiguration von Appliance und Cloud-Service erfolgt in der Regel zentral über die Appliance. Alle Datensicherungen werden nach Vorgabe automatisch durchgeführt, auch mehrmals am Tag, bis hin zu einer Periode von wenigen Minuten, was bei der schnellen Sicherung auf die Festplatten der Appliance kein Problem darstellt. Üblicherweise arbeitet ein Hybrid-Angebot zusätzlich mit einer Agentensoftware. Sie ermöglicht das Sichern ganzer Systemzustände, einschließlich Registry und Active Directory, aber auch von geöffneten oder durch Zugriffsrechte geschützten Dateien. Dabei ist es unerheblich, ob die Sicherung eines Servers, eines Arbeitsplatzrechners oder eines virtuellen Systems wie HyperV erfolgt. Auch Datenbanken von Microsoft Exchange und SQL Server sichert das System automatisch.
Die Replikation in die Cloud erfolgt von der Appliance via verschlüsselter Internet-Verbindung. Im Rechenzentrum sichert der Anbieter die Daten auf redundanten Platten-basierten Systemen. Sollten bei der Datensicherung Inkonsistenzen auftreten oder Dateien bei der Übertragung verloren gehen, informiert das System den Administrator.
Durch die enge Integration von Appliance und Cloud läuft auch die Datenwiederherstellung vereinfacht ab: Über die zentrale Konsole fordert der Administrator die gewünschten Daten an, die dann im Normalfall von der Appliance oder, wenn diese nicht verfügbar ist, aus der Cloud geholt werden.
Vorteile |
Nachteile |
einfach Einbindung in IT-Infrastruktur |
Cloud-Sicherung abhängig von Verfügbarkeit einer Internet-Verbindung |
zentrale Administration von Appliance und Cloud |
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schneller Datenzugriff im Wiederherstellungsfall von Einzeldateien |
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schnelle Wiederherstellung des gesamten Datenbestands im Unglücksfall |
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schnelle und automatisierte Backups |
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skalierbare Speicherressourcen |
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keine Auslagerung eines physikalischen Datenträgers notwendig |
Fazit: Auslaufmodell Backup Tape
Mit den heutigen Speichermedien geht die Zeit der ungeliebten Backup Tapes zu Ende. Dass jemand heute noch fünfstellige Beträge in die Einführung einer solchen Lösung investiert, scheint unwahrscheinlich. Die Festplatte als Backup-Speichermedium der Zukunft steht fest, doch die Frage ist, welche Gesamtlösungen sich in Zukunft durchsetzt. Die Intelligenz von Backup-Software spart Zeit bei der Backup-Routine, Speicherplatz vor Ort und Bandbreite bei der Übertragung an externe Standorte. Für Unternehmen, die nach einer Lösung suchen, die mit geringen manuellen Eingriffen dauerhaft funktioniert, sind Appliances heute oft eine günstige Lösung. Soweit die externe Speicherung aus Compliance-Gründen oder schlichtweg aus Gründen der Datensicherheit gewünscht ist, lassen sich diese zu Hybrid-Lösungen erweitern, die dann auch volle Sicherheit im Katastrophenfall und eine einheitliche Verwaltungskonsole über alle Ressourcen bieten. Mit ihrer Flexibilität eignen sich Hybrid-Lösungen sowohl für komplexe IT-Umgebungen als auch für Unternehmensstrukturen mit wenig IT-Know-How. Gerade die einfache Administration der Datensicherung kann IT-Mitarbeitern erheblich Aufwand sparen.
(Computerwoche / rb)