CeBIT 2009

Avnet-Chef Hundt warnt vor pauschalem Krisen-Blues

06.03.2009
In der Finanzkrise noch Wachstumsraten zu erwarten, findet Avnet-Deutschlandchef Gerhard Hundt vermessen. Aber er sieht auch Chancen in der Krise.

In der Krise noch Wachstumsraten zu erwarten, findet Avnet-Deutschlandchef Gerhard Hundt vermessen. Aber er sieht auch Chancen in der Krise.

Avnet Technology Solutions, einer der größten Distributoren von IBM- und HP-Enterprise-Lösungen, hat im vierten Quartal 2008 (2. Avnet-Quartal) zwar weltweit auch an Umsatz und Gewinn verloren, ist aber laut Hundt weiter hoch profitabel.

Auswirkungen der Krise gebe es natürlich, aber: "Wenn alles so reinkommt, wie es in der Pipeline ist, werden wir Ende März eine gute Situation vorfinden", verriet der Geschäftsführer von Avnet Technology Solutions Deutschland auf der CeBIT 2009.

Anders als die Broadliner sieht Hundt Avnet weniger von Einbrüchen bedroht, denn: "Unser Geschäft ist, was hinter den Endgeräten steht, nämlich die Infrastruktur."

Nach einem flauen und verhaltenen Messediensttag habe man sich an den folgenden beiden Tagen sehr guter Gespräche erfreuen können. Die DMS-Halle 3 hatte am Donnerstag auch einen überraschend großen Besucherandrang.

Dennoch kritisiert Hundt wie viele andere Herstellervertreter eine gewisse Konzeptlosigkeit, was sicherlich mit ein Grund ist, warum viele früher mal große Aussteller der Messe den Rücken gekehrt haben. Geradezu unverständlich findet der Avnet-Chef, dass die Messe AG weiter daran festhält, die CeBIT aufs Wochenende auszudehnen, wo die meisten Partner schon vor dem Endverbraucherandrang flüchten.

Dass Avnet sich in die DMS-Halle begeben hat, kommt nicht von ungefähr. Schließlich ist das ein Wachstumsmarkt und führt der VAD die Creme der Dokumentenscanner. Darüber hinaus bietet Avnet auch die dazugehörenden Hard- und Software-Lösungen für das Capturing, zum Speichern und Verwalten der Dokumente.

Bei der Datendarsellung verweist Hundt als Mann, der Eizo nach Europa geholt hat, auf die Exklusivdistribution für die Monitore der japanischen Monitormarke, die nicht nur in Fachkreisen als topp gilt.

Und Infrastruktur werde auch in Krisenzeiten weiter gebraucht. Dokumentenmanagement ist ein wichtiger Wachstumsbereich, freuen sich auch die Scannerhersteller Plustek und Avision. Unisono verweisen sie dabei auf Googles Archivierungsprojekt mit der Münchener Staatsbibliothek. Beide Anbieter sind jedoch nicht im Portfolio von Avnet.

Bei bestimmten Lösungen entscheidet sich Avnet bewusst für einen kleineren Anbieter, der sich durch gute Qualität und Partnerbetreuung hervortut sowie sowohl Avnet als auch den Partnern ein hohes Profil verleiht und nicht als fünftes Rad am Wagen erscheinen lässt, verrät Hundt.

Der Avnet-Chef führt zurzeit viele Gespräche mit Kunden und Geschäftspartnern, wobei es auch um die Krise geht. So gibt es Speditionsunternehmen, die unter ihr leiden, andere können sich wegen der Abwrackprämie kaum noch vor Aufträgen retten, so Hundt. VW habe 2008 ein Rekordjahr hingelegt.

Auch daher warnt Hundt, pauschal ins Jammertal der Tränen zu fallen. "Auch wir werden nicht wachsen", räumt er ein. Aber viel wichtiger als in den Himmel zu wachsen, sei eine anhaltende, stabile Profitabilität, um die Arbeitsplätze zu halten und die Wertschöpfungskette fortzusetzen.

Dass von den Banken nicht viel zu erwarten ist, könne man auch nicht so pauschal sagen. Dresdner und Commerzbank zum Beispiel sind für die Zusammenführung zum Beispiel gezwungen, in IT-Infrastuktur zu investieren. Neue Compliance-Regeln werden die Geld- und Finanzinstitute zwingen, weiter in IT zu investieren.

Weltweit und auch in Europa ist Avnet nicht zuletzt durch Zukäufe gewachsen und zu der heutigen Größe gekommen. Weitere Zuwächse sind trotz eines "Riesen-Cashflow" in den nächsten neun bis zwölf Monaten laut Hundt nicht zu erwarten, da sich Avnet nach der Akquisition von Horizon darauf konzentrieren werde, die gesamte Warenwirtschaft auf SAP zu migrieren.

Stolz ist Hundt neue Eizo-Displays für die Filmproduktion, die ihm zufolge schon fast an die Bildqualität der Röhrengeräte von Sony heranreichen, aber wesentlich günstiger sind.

Eizo geht mit Monitoren als einer der führenden Anbieter für die Mezintechnik, den Corlor-Graphic-Output und Filmproduktion zwar sehr in die vertikale Richtung, hat sich dem Thema Public Displays aber bisher verschlossen. Mit der Übernahme der Industrie- und Spezialmonitore von EG-Electronics könnte sich das aber ändern, denkt Hundt. (kh)