Gründer behalten Minderheitsanteil

AVM an Investor verkauft

10.07.2024 von Peter Marwan
Die Spekulationen um die Zukunft von AVM sind beendet: Mit Imker Capital Partners übernimmt ein europäisches Family Office den deutschen Netzwerkanbieter. Die Gründer bleiben am Unternehmen beteiligt und sitzen künftig im Beirat.
Mit dem Einstieg des Investors Imker Capital Partners beginnt bei AVM in Berlin ein neues Kapitel.
Foto: AVM

Imker Capital Partners steigt als langfristiger Investor bei AVM ein. Das europäische Family Office übernimmt die Mehrheit an dem Berliner Netzwerkanbieter. Die AVM-Gründer bleiben mit einem Minderheitsanteil als Gesellschafter dem Unternehmen beteiligt und sitzen weiterhin in dessen Beirat.

Im vergangenem Jahr hatte AVM bestätigt, dass es "Zukunftsoptionen prüft". Seitdem wurde in der Branche spekuliert, wie die aussehen werden. Mit dem neuen Investor kann davon ausgegangen werden, dass das in Deutschland sehr erfolgreiche Geschäftsmodell von AVM zumindest vorerst beibehalten wird.

"Wir sind den Generationswechsel aktiv und systematisch angegangen, um den Erfolg von AVM fortzuschreiben", sagt Johannes Nill, CEO und Sprecher der Geschäftsführung von AVM dazu. "Wir freuen uns, Imker als neuen Investor zu begrüßen, da sie unsere Vorstellungen zur Zukunft von AVM teilen. Das Engagement von Imker ist ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte unseres Unternehmens und wird die Fähigkeit von AVM, innovative Lösungen anzubieten, weiter fördern."

AVM Fritzbox - Kinderjahre eines WLAN-Routers
AVM Fritzbox
Den Auftakt der All-in-One-Boxen aus Berlin machte im April 2004 die erste Fritzbox im roten Gehäuse, die Ethernet-Geräten den Internetzugang per DSL ermöglichte.
AVM Fritzbox Fon
Mit der Fritzbox Fon ließen sich vorhandene Telefone für Festnetz- und Internettelefonie einsetzen.
AVM Fritzbox Fon WLAN 7050
Die Fritzbox Fon WLAN 7050 mit integriertem WLAN-Router, Telefonanlage und S0-Schnittstelle für die Festnetz- und Internettelefonie mit analogen und ISDN-Telefonen.
AVM Fritzbox Fon WLAN 7170
Die heute immer noch erhältliche Fritzbox Fon WLAN 7170 bietet USB-Anschlussmöglichkeiten, um Drucker im gesamten Netzwerk zu nutzen.
AVM Fritzbox Fon WLAN 7270
Die Fritzbox Fon WLAN 7270 beherrscht 802.11n und hat eine DECT-Basisstation zur direkten Ansteuerung von Schurlostelefonen eingebaut.
AVM Fritzbox Fon WLAN 7390
Die an ihren zwei kleinen Flossen auf der hinteren Gehäuseoberseite leicht zu erkennende Fritzbox Fon WLAN 7390 enthält einen 4-Port Gigabit-Ethernet-Switch sowie einen 802.11n-Dualband-WLAN-Access-Point.
AVM Fritzbox 6360 Cable
Die Fritzbox 6360 Cable hat ein Kabelmodem für den Internetzugang via TV-Kabelanschluss von Kabel Deutschland, Unitymedia etc. eingebaut – während Geräte der 7er Baureihe dafür ihr integriertes DSL-Modem deaktivieren müssen, um mittels LAN1-Port und externem Kabelmodem die Brücke ins Internet zu schlagen.
AVM Fritzbox 6840 LTE
Auf die Nutzung des neuen Mobilfunk-Standards LTE für den Internetzugang ist die Fritzbox 6840 LTE ausgelegt.
DTAG Speedport W920V
Fritzboxen sind auch als OEM-Produkte beliebt: Die Deutsche Telekom ist einer von mehreren Anbietern, die AVM-Produkte in anderer Aufmachung (und teils veränderter Ausstattung) unter eigenen Labels vertreiben.
1&1 HomeServer 7270 Fritzbox
Nicht alle Fritzboxen sind rot: OEM-Ausführungen – wie hier von der 7270 – gibt es auch im schwarzen Gewand, zum Beispiel von 1&1.
AVM Fritzbox Produktion
AVM lässt seine Fritzboxen in Deutschland entwickeln und produzieren.

Mit Imker im Rücken strebe AVM strebt Wachstum durch neue Produkte und eine verstärkte Internationalisierung an. AVM wurde 1986 in Berlin gegründet und setzt seit Beginn auf Eigenentwicklungen. Im Jahr 2023 erzielten die Berliner mit 890 Beschäftigten einen Umsatz von 580 Millionen Euro. Das Flaggschiff der Berliner - die Fritzbox - feierte kürzlich ihr 20-jähriges Jubiläum.

Kartellverfahren vor Verkauf beigelegt

Die Meldung zum Einstieg des Investors kommt nur wenige Tage, nachdem ein Verfahren des Bundeskartellamtes gegen AVM beendet wurde. Beobachter hatten bereits gemutmaßt, dass die Beilegung des Verfahrens eine Voraussetzung für den geplanten AVM-Verkauf gewesen sei. Die Behörde hatte dem Hersteller vorgeworfen, er habe Einfluss auf die Preisgestaltung bei Händlern genommen.

Kleinere Händler konnten Produkte zu günstigeren Einkaufspreisen für den stationären Handel erwerben als der Online-Handel. Um eine langjährige juristische Auseinandersetzung und weitere Ermittlungen zu vermeiden, haben sich das Bundeskartellamt und AVM auf ein sogenanntes "Settlement" verständigt. In dessen Rahmen stimmte AVM der Zahlung eines Bußgelds in Höhe von 15,8 Millionen Euro zu.