Microsoft-Forscher entwickeln fotorealistische 3D-Avatare, die genau wie der User aussehen und sich realistisch bewegen. Der "3-D, Photo-Real Talking Head" zählt zu den zukunftsweisenden Projekten, die der Forschungsarm des Konzerns bei seinem jährlichen TechFest präsentiert. Die realistischen Avatare sollen in der Telepräsenz Anwendung finden und könnten auch Cartoon-Figuren wie bei Xbox Live ablösen.
Insgesamt zeigt Microsoft Research auf dem TechFest 2011 knapp 20 Projekte aus unterschiedlichen Bereichen. "ShadowDraw" beispielsweise verspricht Hilfe beim Zeichnen einfacher Skizzen, während "InnerEye" sich mit der Auswertung der Aufnahmen radiologischer Methoden wie der Computertomografie (CT) befasst.
Realistische 3D-Figuren in Games oder Filmen erfordern bislang großen Aufwand beispielsweise in Form von Motion-Capture-Systemen. Das laufende Microsoft-Projekt sucht das für virtuelle Avatare zu ändern. Der Ansatz ist, einem einfachen 3D-Kopfmodell mithilfe einer Videoaufnahme die Züge des Users zu verpassen. "Wir brauchen nur einen kurzen 2D-Videoclip, bei dem man mit einer Webcam oder einem Kinect-Sensor spricht", erklärt Lijuan Wang, Postdoc bei Microsoft Research Asia. Diese Aufnahme liefert notwendige Informationen beispielsweise über Mund- und Augenbewegungen eines Nutzers.
Das Ergebnis ist ein fotorealistischer Kopf, der sich auch beim Sprechen scheinbar natürlich bewegt. Großes Potenzial ortet das Forscherteam daher im Bereich Telepräsenz insbesondere mithilfe virtueller Umgebungen. Weitere mögliche Anwendungsgebiete sind Games und soziale Plattformen. Zumindest theoretisch ist beispielsweise denkbar, dass User ihren Xbox-Live-Avataren das eigene Gesicht verpassen. Wang verweist zudem auf den Bereich Online-Shopping. "Man könnte das eigene Modell nutzen, um Makeup oder Kleidung anzuprobieren."
Wie vielseitig bei Microsoft geforscht wird, zeigt eine Auswahl anderer Projekte. Hinter ShadowDraw steckt die Idee, auch Nutzern ohne großes künstlerisches Talent zu besseren Arbeiten auf einem Grafiktablet mit Stylus zu verhelfen. Beginnt der User eine Skizze, schätzt das System mithilfe einer Bilddatenbank ab, was dargestellt werden soll. Die entstehende Zeichnung wird dann mit einem Schatten unterlegt, der als Hilfestellung für die Verfeinerung der Arbeit dient.
InnerEye wiederum soll Medizinern die diagnostische Arbeit mit den 3D-Bildern erleichtern, die beispielsweise mittels CT oder Magnetresonanztomografie entstehen. Speziell geht es darum, einzelne anatomische Strukturen einfach und klar sichtbar zu machen. Dazu wählt ein Mediziner auf einer Bildschirmdarstellung beispielsweise einen Teil eines Organs aus. InnerEye berechnet dann, den Rand des Organs im dreidimensionalen Raum. Das macht es möglich, beispielsweise eine Niere oder die Aorta in der Anzeige hervorzuheben. Das soll auch helfen, die Ausdehnung von Tumoren leichter zu bestimmen.
Demovideo zum 3-D, Photo-Real Talking Head. (pte/haf)