Normalerweise prüft das renommierte AV-Test Institut aus Magdeburg in Sachsen regelmäßig, wie gut oder schlecht die Erkennungsleistung von Antivirenprogramme wirklich ist. So hat das Unternehmen in der Vergangenheit etwa Antivirenlösungen für Mac OS oder auch Windows-Schutzpakete für Privatanwender und Unternehmen ausführlich getestet.
Diesmal stand aber die Reparaturleistung im Fokus. Geprüft wurden dabei sieben Schutzpakete von Avast, Avira, Bitdefender, Kaspersky Lab, Malwarebytes, Symantec und Microsoft. In einer weiteren Testreihe nahm das Prüflabor auch mehrere bootfähige Systeme unter die Lupe und überprüfte dabei, wie gut oder schlecht sie in der Lage waren, das befallene System wieder zu bereinigen.
Mehr als 800 Tests
Insgesamt führte AV-Test nach eigenen Angaben 830 Tests durch. Dabei wurde jeweils geprüft, ob die Schutzlösung einen Schädling inklusive seiner gefährlichen und ungefährlichen Komponenten entfernen konnte oder nicht. Bei einigen Tests wurden die Sicherheitslösungen erst nach der Infektion installiert, bei anderen nur vorübergehend deaktiviert. Am Ende der Tests wurde das jeweilige System laut AV-Test "Bit für Bit" mit dem zuvor gesicherten Referenzsystem verglichen. So konnte überprüft werden, wie weit die befallenen Systeme durch die Schutzsoftware gereinigt werden konnten oder ob Teile der Schädlinge übersehen wurden.
Beim sogenannten "Reinigungs- und Repairtest" erreichten drei Security-Suiten ein Ergebnis von 258 Punkten beziehungsweise 97,7 Prozent: Avast Free Antivirus, Avira Antivirus Pro und Bitdefender Internet Security. Sie reinigten 82 Systeme komplett, hinterließen aber jeweils in 6 Fällen ungefährliche Dateireste. Ebenfalls 258 Punkte beziehungsweise 97,7 Prozent erreichte Kaspersky Internet Security. Hier waren es aber nur in zwei Fällen ungefährliche Reste. In zwei anderen Fällen waren es aktive Schädlingskomponenten, die nicht entfernt worden waren.
Auch Symantec Norton Security übersah zwei aktive Schädlingskomponenten, allerdings auch sechs ungefährliche Reste. Das führte zu 254 Punkten beziehungsweise 96,2 Prozent. Der in Windows 10 enthaltene Windows Defender Antivirus übersah zwei Schädlinge komplett, eine aktive Schädlingskomponente sowie fünf ungefährliche Dateireste. Das führte zu einer Reinigungsleistung von 251 Punkten beziehungsweise 95,1 Prozent. Schlusslicht dieser Testreihe ist Malwarebytes Premium. Die Lösung übersah zwei Schädlinge, zwei aktive Schädlingskomponenten und zehn ungefährliche Dateireste. Das Ergebnis lag bei 244 Punkten beziehungsweise 92,4 Prozent.
Tests bootfähiger Antiviren-Systeme
Darüber hinaus haben die Tester auch fünf bootfähige Antiviren-Systeme untersucht, die frei verfügbar sind. Das beste Ergebnis konnte in diesem Bereich Kaspersky Lab mit dem Kaspersky Virus Removal Tool erreichen. Das Live-System erkannte alle 44 installierten Schädlinge, übersah allerdings eine aktive Schädlingskomponente und einen ungefährlichen Dateirest. Die Reinigungsleistung bewertete AV-Test deswegen mit 129 Punkten beziehungsweise 97,7 Prozent.
Auf Platz zwei folgt die Bitdefender Rescue Disk mit 127 Punkten beziehungsweise 96,2 Prozent. Die Bitdefender-Lösung ließ eine aktive Schädlingskomponente sowie drei ungefährliche Dateireste nach dem Scan zurück. 117 Punkte beziehungsweise 88,6 Prozent erreichte der Microsoft Safety Scanner. Er erkannte drei Schädlinge allerdings überhaupt nicht. Dazu kommt, dass er zwei aktive Schädlingskomponenten sowie zwei ungefährliche Dateireste nicht entfernte. Nominell schlechter steht Desinfec't 2018 aus dem Heise-Verlag da: Das Live-System übersah ebenfalls zwei aktive Schädlingskomponenten, allerdings auch rund 34 ungefährliche Dateireste. Das führte zu einer deutlichen Abwertung und nur 94 Punkten beziehungsweise einer Bewertung der Reinigungsleistung von nur 71,2 Prozent.
Schlusslicht bei dieser Testreihe war das VIPRE Virus Removal Tool. Diese Software übersah rund sechs Schädlinge komplett, fünf aktive Schädlingskomponenten sowie elf ungefährliche Dateireste. Das entspricht laut AV-Test 93 Punkten beziehungsweise 70,5 Prozent.
Fazit: Aufatmen für betroffene Anwender
Nach Ansicht der Tester zeigen ihre Untersuchungen, dass "ein Anwender mit einem verseuchten System nicht aufgeben muss". Insbesondere die Schutz-Suiten von Avast, Avira und Bitdefender konnten AV-Test überzeugen. Bei den Tests mit diesen Lösungen seien "lediglich ein paar ungefährliche Dateireste" übrig geblieben. Die durchwachsenen Ergebnisse der Live-Systeme führen zu folgender Empfehlung aus Magdeburg: "In der Praxis bedeutet das, dass man bei Bedarf einfach beide Tools [die Live-Systeme von Kaspersky und Bitdefender] nacheinander einsetzt und so das allerbeste Ergebnis erhält."