LCD-Hersteller auf Abwegen?

AUO nimmt an Japan PV Expo teil

02.03.2010
Nach dem Vorbild Sharps, einer der größten Hersteller von Solarzellen, haben auch die LCD-Panel-Riesen LG Display und AU Optronics (AUO, Taiwan) die Photovoltaik als zusätzliches Standbein für sich entdeckt.
AUOs OLED-TV-Gerät

Nach dem Vorbild Sharps, einer der größten Hersteller von Solarzellen, haben auch die LCD-Panel-Riesen LG Display und AU Optronics (AUO, Taiwan) die Photovoltaik als zusätzliches Standbein für sich entdeckt.

Mit ihrem Einstieg dürften die Preise weiter fallen, zunächst sind sie aber gestiegen, weil Deutschland als größtes Abnehmerland im Juli 2010 die Einspeisevergütung drastisch senkt, was einen Run auf Solaranlagen ausgelöst hat, so dass die Hersteller kaum noch mit der Produktion hinterherkommen.

Für AUO ist die Teilnahme an der Japan PV Expo (3. bis 5. März 2010), mit rund 570 Ausstellern eine der wichtigsten Solarmessen weltweit, ein Muss, erhofft man sich doch Zugang zu den Märkten in Japan und Fernost, ließ das Unternehmen verlautbaren.

Der taiwanesische LCD-Hersteller will dort monokristalline 245-Watt-Module mit einem Wirkungsgrad von 14,5 Prozent präsentieren, die mit 20 kg um 15 Prozent leichter sein sollen als gleichgroße Module am Markt.

LG hat nach gescheiterten Verhandlungen mit dem deutschen Solarhersteller Conergy für ein gemeinschaftlich betriebenes Werk in Frankfurt Oder Anfang 2009 eine Plasma-Panel-Fabrik in Südkorea entsprechend umgewandelt. LG Electronics hat auch schon angekündigt, mit Solarmodulen 2010 in Deutschland auf den zu kommen.

Aufgrund der technologischen Artverwandtschaft von LCDs oder Plasmabildschirmen ist es für die Panel-Hersteller offenbar relativ einfach, in die Produktion von Solarzellen einzusteigen.

Wie Philippe Welter, Herausgeber des führenden Solarmagazins "Photon", auf einem Münchner Symposium für erneuerbare Energien am 23. Februar 2010 äußerte, könnte der Einstieg der Panel-Hersteller oder Chipriesen wie TSMC (Taiwan Semiconductur) im Sinne der weltweiten Solarnutzung durchaus förderlich sein, weil sie über die nötige Massenproduktion verfügen, die selbst den großen Solarunternehmen wie Q-Cells, SolarWorld und Conergy aus Deutschland und den meisten Mitbewerbern aus Japan wie China in der Regel fehlt.

China hat zwar mittlerweile Deutschland als führendes Produktionsland für Solarzellen- und -module abgelöst, die Weltmarktpreise sind aber noch bei Weitem zu hoch als, damit sich dort oder in anderen klimatisch eigentlich begünstigten Ländern eine blühende Solarwirtschaft entwickeln könnte.

Mit der Massenfertigung im großen Stil dürften die Preise ähnlich wie die in der IT-Industrie deutlich sinken, womit energiehungrige Entwicklungs- und Schwellenländer wie China und Indien ihren schnell wachsenden Bedarf auch aus der Kraft der Sonne tanken könnten, was auch dem Weltklima zugute käme.

Mitten in das Münchner Symposium platzte übrigens die Meldung, dass Deutschland die Einspeisevergütung (EEG) für Photovoltaikanlagen auf Dächern ab 1. Juli 2010 um 16 Prozent auf 33 Cent pro kWh senkt, die für Freiflächen um 15 Prozent und die Förderung von Solaranlagen auf Ackerflächen sogar ganz einstellt. Die Nachricht hat in der Solarbranche weltweit für Aufregung gesorgt, schließlich ist die Bundesrepublik mit aktuell rund 50 Prozent vom Weltmarkt immer noch größtes Abnehmerland.

Auch andere Länder wie Spanien, Frankreich und Italien senken ihre Einspeisevergütungen, was wiederum dazu führt, dass die Solarindustrie, untypisch für einen Winter, gar nicht hinterherkommt, die vielen Aufträge zu erfüllen. Schließlich will jeder, der investiert, sich vor dem Stichtag noch die alten Einspeisesätze (in Deutschland derzeit rund 39 Cent pro kWh für Dachflächen) sichern.

Es bestehen bereits massive Engpässe, und das nicht nur auf Seiten der Zellen, sondern auch bei Materialien. Mitte 2009 hat Industriebeobachter iSuppli noch berichtet, dass die Solarindustrie massive Überkapazitäten anhäuft.

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Veranstaltet wurde das oben genannte Münchner Symposium für erneuerbare Energien übrigens von der 3C Career Consulting Company mit Ex-Ingram-Micro-Chef Michael Kaack als einer der Geschäftsführer. (kh)