Beim Thema Home Automation gibt es nun auch eine breite Palette an Produkten im Einsteigersegment. Wie schätzen Sie die Bedeutung und die Zukunft dieser Produktgruppe ein?
Thorsten Isensee: Smart-Home Produkte im Einstiegssegment werden auch zukünftig, sofern lediglich ein zielgerichteter Nutzen gefordert ist oder aber die Produkte langfristig erweiterbar sind, ihre Daseinsberechtigung behalten. Das liegt unter anderem an den Vertriebskanälen. Bislang erfolgt der erste Kontakt seitens des Endkunden mit dem Angebot oft über Onlinekanäle und Flächenmärkte, wo eine qualitative Beratungsleistung und der Umfang des Serviceangebots in Bezug auf Installation und Programmierung überschaubar bleiben.
Der Markt der ganzheitlichen, funkbasierten Automationslösungen geht zum einen den Weg des Projektierungsgeschäfts. Aber auch der Einstieg über so genannte Startersets generiert zukünftige Umsätze.
Die TK-Distribution ist auffallend stark beim Thema Home Automation engagiert. Welche Gründe sprechen dafür, dass besonders TK-Grossisten als Lieferanten für dieses Marktsegment in Frage kommen?
Isensee: Die Antwort liegt auf der Hand: Als TK-Distributor sind wir schon lange zuverlässiger Partner und Lieferant der Komponenten, welche für Lösungen der Hausautomation benötigt werden. Damit meine ich unter anderem Netzwerkprodukte, Dienste und natürlich Smartphone und Tablets, welche größtenteils zur Bedienung der Systeme per Smart Control fokussiert werden. Somit ist der Bereich der Hausautomation eine logische Erweiterung unseres klassischen Portfolios, auch da wir unseren Kunden immer neue Perspektiven zukünftiger Geschäftsentwicklung bieten möchten.
Wenn wir uns insbesondere die Einsteigerlösungen anschauen, welche Handelsform wird letztendlich das Geschäft machen?
Isensee: Man kann schon davon ausgehen, dass die Kanäle Retail und Baumarkt in der Vermarktung von Smart-Home-Produkten stark zulegen werden. Auch der Onlinehandel kann sich auf eine steigende Nachfrage in dem Einsteiger-Segment einstellen. Die erklärungsbedürftigeren Produkte werden aber weiterhin mehr Nachfrage im Fachhandel erzeugen, auch da eine Installation beispielsweise im Hausstromnetz von Fachmann realisiert werden muss und wir gerade bei sicherheitsrelevanten Themen einen Bedarf nach einer Vertrauensbasis zwischen Händler und Kunde verzeichnen. Wer letztlich die Nase vorn haben wird ist schwer zu prognostizieren, das wird der Markt entscheiden. Studien zufolge orientiert sich der Kunde zuerst an der Funktionalität, allerdings dicht gefolgt vom Umfang des Services in Bezug auf Installation und Support.
Welche Segmente werden Ihrer Ansicht nach besonders boomen?
Isensee: Weiterhin werden die Treiber der Hausautomationssysteme im Bereich des Energiemanagements und der Sicherheitslösungen liegen. Beide Bereiche sind saisonal- oder ereignisgetrieben, wie die bevorstehende Rauchmelderpflicht oder die alljährliche Heizperiode. Um immer teurer werdende Energie sparsam und gezielt einzusetzen bedarf es solcher Systeme. Allerdings bin ich überzeugt, dass die Nachfrage nach komfortverbessernden Lösungen auch im Hinblick auf das Segment der Unterhaltungselektronik massiv ansteigen wird, da die Kunden immer affiner mit den technologischen Neuerungen und Möglichkeiten werden und somit aktive Nachfrage auslösen.
Wo ist die Grenze vom Do-It-Yourself und Plug 'n Play zu erklärungsbedürftigem Dienstleistungs- und Installationsangebot?
Isensee: Eine Grenze lässt sich nicht so einfach definieren, da hier viele Einflussfaktoren einspielen. So ist die Grenze der Do-It-Yourself- und Plug'n Play Lösungen schon mal abhängig von den individuellen Fähigkeiten des Nutzers. Endkundenfreundliche Systeme sind vorbereitet, was eine einfache Installation, Inbetriebnahme und Bedienung ermöglicht. Allerdings ist dies nur möglich, wenn dem System Rahmenbedingungen definiert werden, die meist weiterführende individuelle Anwendungen unterbinden. Mein Versuch einer Definition würde sich auf die Ausbaustufe beziehen, ab der die Installation eines Gateways mit Programmierungsaufwand besteht.
Die Branche beklagt uneinheitliche Standards. Sind im Einsteigersegment mit vielen Insellösungen überhaupt einheitliche Standards notwendig?
Isensee: Wir sprechen aktuell über drei Arten der funkbasierten Hausautomationssysteme, die standartbasierten, proprietären und Plattformlösungen, welche den Markt gestalten. Sobald die so genannten Insellösungen einen einheitlichen Standard mit der Option der späteren Integration in andere Installationen verwenden, dann wären es keine Insellösungen mehr. Also ist ein einheitlicher Standard nicht notwendig aber in Hinblick auf Folgegeschäfte anstrebenswert.
Welche Wachstumsraten erwarten Sie in Ihrem Unternehmen mit Home Automation?
Isensee: Wir befinden uns an der Schwelle zum Massenmarkt, somit ist zu erwarten, dass sowohl der Handel als auch die Herstellerseite sich verstärkt um die Positionierung am Markt bemühen wird. Da der Bereich der Hausautomation branchenübergreifend agiert, potenziert sich das Wachstum zusätzlich, sobald die dementsprechenden Schnittstellen bestehen.
Welche Rolle spielen Cross Selling Angebote mit TK- und Netzwerktechnik auf der einen und Home Automation auf der anderen Seite?
Isensee: Cross Selling spielt eine große Rolle für die weiteren Geschäftsbereiche. So lassen sich beispielsweise IP Kameras, NAS Systeme, Smartphone, Tablets und Netzwerkprodukte optimal mit dem Thema Smart Home transportieren.