Bei iOS 8 gilt auf dem iPad, was sich auch auf dem iPhone zeigt: Die Bedienung des neuen mobilen Betriebssystems wirft für iOS-7-Anwender kaum neue Fragen auf. Optisch gibt es nur Feinschliff, deutliche Änderungen wie beim letzten Generationswechsel bleiben aus. Das neue Bedienkonzept von iOS 7 ist etabliert, jetzt betreibt Apple mit iOS 8 viel Optimierung. Gleichzeitig werden sehr praktische neue Features eingeführt; beispielsweise SMS schreiben oder Telefonanrufe des iPhones entgegen nehmen.
Die neuen Funktionen von iOS 8 finden Sie in unserem Artikel Erster Test - Apple iOS 8 auf dem iPhone 5 ausführlich beschrieben. Auf dem iPad bietet iOS 8 prinzipiell die gleiche Funktionalität wie auf dem Smartphone. Bedingt durch die im Vergleich zum iPhone großen Displays der iPads, bietet iOS 8 auf dem Tablet aber wieder einige Besonderheiten, die wir nachfolgend aufführen:
Safari mit neuem Tab-Management
Apple hat Safari in iOS 8 für das iPad deutlich verbessert. Dies beginnt mit der Darstellung und dem "Handling" der Tabs. Insgesamt lassen sich nun bis zu 24 statt 20 Tabs gleichzeitig öffnen. Praktischer ist aber die neue rechts oben im Browser platzierte Schaltfläche für die Tabs. Ein Tipp zeigt alle offenen Tabs in einer miniaturisierten Vorschau an. Schließen der Tabs erfolgt in der Übersichtsdarstellung durch einen Tipp auf das "X" des jeweiligen Tabs oder durch nach links hinausziehen des Tabs.
Scrollt man in der Tab-Übersicht ganz nach unten, so zeigt Safari die offenen Tabs der Safari-Browser des iPhones, Macs & Co. an, die mit der gleichen Apple-ID verknüpft sind. Hier gleicht sich der iPad-Browser dem Verfahren an, dass Apple schon seit iOS 7 auf der iPhone-Variante verwendet.
Die Funktion Privates Browsen hat Apple bei iOS 8 auf dem iPad verbessert. Bei iOS 7 wird beim Öffnen eines neuen Tabs das private Browsen durch einen Tipp links unten im Browser auf Privat aktiviert. Sind bereits mehrere Tabs offen, so frägt Safari beim Aktivieren in den Privatmodus, ob man die offenen Tab schließen oder behalten will. Bei iOS 8 muss für den Privatmodus das neue Tab-Übersichtssymbol getippt werden; jetzt lässt sich ebenfalls rechts oben auf Privat tippen. Safari öffnet nun einen neuen privaten Tab (und bei Tipp auf "+" weitere), schiebt die vorhanden normalen Tabs einfach zur Seite. Wird der private Modus verlassen, so wechselt Safari wieder zu den bisherigen Tabs zurück. Der Vorgang ist einfacher und intuitiver gelöst als bisher.
Safari mit mehr Platz und besserem Reader
Die Favoriten hat Apple beim iOS-8-Safari ebenfalls überarbeitet. Bei iOS 7 befindet sich der Favoritenknopf im iPad-Safari rechts neben der Adresszeile. Nach der Wahl eines Links verschwindet das eingeblendete Lesezeichenmenü wieder. Bei iOS 8 wandert das Favoritensymbol nun links neben die Adresszeile. Ein Tipp darauf blendet im kompletten linken Drittel die Lesezeichen nun permanent ein (bis zum erneuten Tipp auf das Symbol). Gerade wer viel über Lesezeichen surft, findet diese Variante praktisch. Wird das iPad im Hochformat gehalten, verschwinden die Favoriten nach der Auswahl des Links automatisch.
Der iOS-8-Browser nutzt beim Surfen den vorhandenen Platz nun besser aus. Wird eine Webseite gescrollt, so blendet Safari automatisch die Adresszeile, Favoritenleise und die offenen Tabs aus. Erst wenn wieder nach oben gescrollt wird, blenden sich die Elemente wieder ein. Auch die Reader-Ansicht hat Apple in iOS 8 aufgewertet. Bei dieser Darstellung blendet Safari alle unnötigen Elemente einer Webseite beim Lesen eines Artikels aus. Ist eine Webseite "Reader-fähig", so zeigt Safari beim Laden einer Seite das durch die Einblendung "Reader-Ansicht verfügbar" in der Adresszeile an. Außerdem findet sich links in der Adresszeile das Readersymbol. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, nun einfach die Schriftgröße in der Reader-Ansicht zu ändern; hierzu muss nur links oben auf die Buchstabensymbole getippt werden.
Bei der Suchmaschinenauswahl gibt es neben den bisherigen Optionen Google, Yahoo und Bing nun zusätzlich DuckDuckGo. Die Standardsuchmaschine lässt sich unter Einstellungen / Safari / Suchmaschine definieren.
SMS und Telefonanrufe via iPhone
Wer mehrere iOS-Geräte und Mac OS mit der identischen Apple-ID nutzt, kann auf allen Geräten jeweils seine iMessages lesen oder schreiben. Bei iOS 8 und Mac OS X 10.10 Yosemite erweitert Apple die Funktion nun auch auf SMS oder MMS, die bisher nicht synchronisiert wurden. Eine SMS, die auf dem iPad oder Mac geschrieben wird, leitet Apple über seine iCloud an das iPhone weiter, welches die Nachricht dann verschickt.
Für die Telefon-/SMS-Funktion muss das iPhone natürlich auch eingeschalten sein. Außerdem müssen sowohl das iPhone als auch das iPad oder der Mac mit dem selben WLAN verbunden sein. Aktives Bluetooth ist dabei nicht erforderlich, das iPad klingelt auch bei deaktiviertem Bluetooth, wenn beim iPhone ein Anruf eingeht. Dass sich die Geräte durch das gleiche WLAN in der Nähe befinden müssen, macht durchaus Sinn, sonst würde beispielsweise das iPad klingeln, während man mit dem iPhone unterwegs ist.
Voraussetzung für die Funktion der Telefonie und SMS ist jedenfalls die Aktivierung der Einstellung in den jeweiligen Geräten. Beim iPhone und iPad muss unter Einstellungen / FaceTime die Funktion iPhone-Mobilanrufe aktiviert sein. Bei Mac OS X 10.10 Yosemite muss in den Einstellungen von FaceTime die Option iPhone-Funknetzanrufe aktiviert sein.
SMS können mit der Funktion nun auch direkt vom iPad oder Mac OS X 10.10 Yosemite mit der App Nachrichten verfasst und verschickt werden. Die Funktion SMS Continuity liefert Apple bei iOS 8 im Oktober mit einem Update nach.
Handoff: Gerät einfach wechseln
Wenn man ein iPhone und iPad oder auch noch einen Mac besitzt, so kann man mit iOS 8 und Mac OS X 10.10 Yosemite auf einem Gerät etwas beginnen und einfach auf dem anderem Device genau dort weiter machen.
Apple bezeichnet diese Funktion als Handoff. Wird beispielsweise auf dem iPhone begonnen, eine neue E-Mail zu schreiben, so kann man jederzeit zum iPad greifen und automatisch den begonnenen Text weiter schreiben. Für die Funktion ist eine aktive Datenverbindung auf dem jeweiligen Gerät erforderlich und der identische iCloud-Account muss aktiv sein. Im Test musste für die Funktion auch Bluetooth eingeschalten sein.
Schreibt man eine E-Mail auf dem iPhone, dann sieht man im iPad beim Einschalten im Sperrbildschirm links unten ein Mail-Symbol (das iPhone muss dabei noch an sein). Wird das Symbol nach oben gezogen, so öffnet sich gleich die Mail-App mit genau dieser begonnenen E-Mail. Auf dem iPhone sieht man nun, wie sich der Entwurf schließt. Ein weiteres Beispiel ist das Surfen auf dem Mac, jetzt lässt sich genau der Link direkt auf dem iPad oder iPhone vom Sperrbildschirm aus öffnen.
Handoff funktioniert bei den Apps Mail, Safari, Pages, Numbers, Keynote, Karten, Nachrichten, Erinnerungen, Kalender und Kontakte. Außerdem können Entwickler laut Apple Handoff in ihre Apps integrieren.
Mehr Komfort beim Persönlicher Hotspot
Seit iOS 4.3 gibt es bei Apple die Funktion Persönlicher Hotspot. Bei diesem Tethering fungiert das iPhone als WLAN-Hotspot. Die Aktivierung erfolgt in den Einstellungen des iPhones unter Persönlicher Hotspot. Um die Internetverbindung freizugeben, ist nur ein Schalter zu aktivieren. Der Hotspot wird nun anderen Geräten sichtbar (SSID nicht versteckbar) als beispielsweise iPhone 5 zugänglich gemacht. Unterhalb des Aktivierknopfes wird das Kennwort für den Hotspot-Zugang festgelegt - es muss mindestens acht Zeichen lang sein.
Bei iOS 8 vereinfacht Apple die Hotspot-Funktionalität für Geräte mit identischer Apple-ID. Über das neue Instant Hotspot sieht ein iPad oder Mac OS X 10.10 in den WLAN-Einstellungen das iPhone als Persönlichen Hotspot, obwohl auf dem Smartphone die Funktion nicht aktiviert ist. Jetzt genügt beispielsweise auf dem iPad ein Tipp auf das iPhone in den WLAN-Einstellungen, und der Persönliche Hotspot aktiviert sich auf dem Smartphone automatisch. Ein manuelles Aktivieren ist nicht mehr notwendig. Die Signalstärke und Art des Mobilfunknetzes sowie der Akkuzustand des iPhones wird auf dem iPad ebenfalls angezeigt. Mac OS X 10.10 kann sich auch mit dem iPhone verbinden.
Wird der Persönliche Hotspot des iPhones vom iPad oder Mac nicht mehr genutzt, so trennt iOS 8 die Verbindung, um den Akku des iPhones zu schonen.
3D-Flyover-Tour in Karten-App
Seit iOS 6 bietet Apples eigene Karten-App auf Fingertipp die Funktion 3D. Große Metropolen werden in einer fotorealistischen 3D-Ansicht dargestellt. In der 3D-Darstellung lässt sich der Zoomfaktor ebenso ändern wie der Winkel oder die Rotation, Gebäude sind bei Maximalzoom sehr detailliert.
Mit iOS 8 bietet Apples Karten-App die neue Funktion 3D-Flyover-Tour. Bei einer Vielzahl von großen Städten und interessanten Orten blendet die Karten-App eine Flyover City ein. Apple hat eine Übersicht veröffentlicht, welche Städte und interessante Orte wie der Yosemite Nationalpark dieses Feature anbieten.
Zu erkennen sind die Orte durch ein Kreissymbol mit "3D" in der Karte. Damit die Flyover-Cities angezeigt werden, muss die Kartendarstellung auf Standard oder Hybrid eingestellt sein; bei Satellit werden keine Namen eingeblendet.
Tippt man auf das 3D-Symbol, so blendet die Karten-App die Option Tour ein. Ein Fingertipp darauf startet nun eine automatisch ablaufende 3D-Tour durch die Sightseeing-Punkte der Stadt. Die Karten-App blendet dabei die Namen der überwiegend berühmten Gebäude ein. Eine 3D-Flyover-Tour dauert einige Minuten.
Mail mit mehr Komfort und Funktionen
Der App Mail hat Apple in iOS 8 neue Features und mehr Komfort spendiert. Mehr Komfort beginnt beim schnellen Löschen von E-Mails. Ein durchgehender Wisch von rechts nach links löscht die E-Mail direkt. In den Einstellungen gibt es aber die Option Löschen bestätigen unter Mail, Kontakte, Kalender. Ein kurzer Wisch von rechts nach links zeigt wie gehabt die Optionen an. Wird auf der E-Mail von links nach rechts gewischt, so blendet iOS 8 die Option Als gelesen markieren oder Als ungelesen markieren ein; ein längerer Wisch führt die Aktion gleich aus.
Sehr praktisch in der Mail-App von iOS 8 ist die Handhabung von E-Mail-Entwürfen. Will man in iOS 7 einen Entwurf später weiterbearbeiten, so geht das nur mit einem Tipp auf Abbrechen und dann Entwurf sichern. Für eine anschließende Weiterbearbeitung der Mail muss im entsprechenden Account zuerst der Ordner Entwürfe geöffnet werden; jetzt erst lässt sich die E-Mail weiter schreiben.
In iOS 8 funktioniert dies viel einfacher: Wird gerade an einer E-Mail geschrieben, so lässt sich diese jederzeit durch einen Wisch an der oberen Leiste nach unten ziehen. In der normalen Ansicht der Mail-App sind die Entwürfe nun unten im Bildschirm in einer eingeblendeten Leiste abgelegt. Ein Tipp darauf öffnet die E-Mail für die sofortige Weiterbearbeitung. Liegen mehrere Entwürfe abgelegt unten, so öffnet sich eine Art "Flow-Ansicht" der offenen Mails. Hier gibt es dann Zugriff auf die gewünschte Mail. Löschen lassen sich Entwürfe in der "Flow-Ansicht" durch einfaches nach links hinausziehen.
Verläufe in Mail und Kalenderwoche
Eine ebenfalls neue Funktion in der Mail-App sind Verlaufsmitteilungen. Man kann sich eine Mitteilung schicken lassen, wenn jemand auf einen markierten E-Mail-Verlauf antwortet. Gerade wer sehr viele E-Mails und Ping-Pong-Verläufe im Eingang hat, verliert schnell die Übersicht.
Über die Verlaufsmitteilungen werden wichtige Threads so nicht übersehen. Um eine E-Mail zu kennzeichnen, muss ein kurzer Wisch von rechts nach links erfolgen. Jetzt wird auf Mehr getippt und dann auf Mitteilung. Danach erscheint links neben der E-Mail ein Glockensymbol. Alle Verlaufsmitteilungen zeigt die Mail-App auch im eigenen gleichnamigen Postfach an.
Im Geschäftsleben wird viel mit Kalenderwochen hantiert. In iOS 8 hat Apple nun eine Funktion zum Anzeigen der Kalenderwochen eingebaut. Für die Aktivierung muss in den Einstellungen unter Mail, Kontakte, Kalender im Abschnitt Kalender die Option Kalenderwochen aktiviert werden. In der App Kalender in den Ansichten Tag, Woche und Monat links am Rand jeweils die zugehörige Kalenderwoche angezeigt.
Weitere Neuigkeiten bei iOS 8 auf dem iPad
Beim Test von iOS 8 auf dem iPad Air sind folgende weitere Änderungen im Vergleich zu iOS 7 aufgefallen:
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QuickType ist auch beim iPad integriert.
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Die von Apple stammende App Podcast ist als Standard-App integriert
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Der Akkuverbrauch einzelner Apps wird angezeigt. Die Anzeige befindet sich unter Einstellungen / Allgemein / Benutzung / Batterieverbrauch. Hier lassen sich die letzten 24 Stunden und sieben Tage anzeigen.
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Die Foto-App erlaubt nun auch auf dem iPad Panorama-Aufnahmen. Wie auf dem iPhone gibt es auch die neuen Funktionen Time-Lapse und Selbstauslöser.
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Die App iBooks ist im neuen Design. Der Wechsel zwischen den eigenen Büchern und dem iBookstore erfolgt nun übersichtlicher über eine am unteren Bildschirmrand platzierte Bedienleiste.
(mb)