Airbus verzichtet auf Beteiligung an Evidian

Atos bleibt vorerst auf Cybersicherheitssparte sitzen

30.03.2023 von Peter Marwan
Airbus erklärte, es habe die Gespräche mit Atos über eine Minderheitsbeteiligung an dessen Cybersicherheitssparte Evidian abgebrochen. Das war gut für die Airbus-Aktie und schlecht für die Atos-Aktie. Ganz vom Tisch ist der Verkauf jedoch nicht.
Airbus will sich nicht mehr an der Atos-Sparte Evidian beteiligen - zumindest nicht mit lediglich 29,9 Prozent und hält den von Atos geforderten Preis von 4 Milliarden für Evidian zu hoch.
Foto: Airbus

Facebook-Status von Evidian: "Es ist kompliziert". Airbus hat zunächst dem französischen Fernsehsender BMF gegenüber erklärt, dass es mit dem in Auflösung befindlichen Evidian-Besitzer Atos nicht mehr über eine Beteiligung an dessen Cybersecurity-Sparte spricht. Diese Aussage hat Airbus inzwischen in einer Pressemitteilung bestätigt. Darin heißt es, dass das Unternehmen zu dem Schluss gekommen sei, dass die Übernahme seine Ziele im aktuellen Kontext und mit der aktuellen Struktur nicht erreichen.

Auch Atos hat bereits bestätigt, dass es mit Airbus nicht mehr über die ursprünglich angedachte Beteiligung in Höhe von 29,9 Prozent spricht. Die Atos-Aktie sackte daraufhin um 13,66 Prozent ein, die Airbus-Aktie kletterte im XETRA dagegen zeitweise um 1,72 Prozent.

Ob der Rückzug von Airbus mit Gerüchten um eine erfolgreiche Ransomware-Attacke auf Atos im Zusammenhang steht, ist unklar. Atos hat diese Gerüchte bereits am 24. März dementiert. Das Unternehmen räumte jedoch eine kleine Lücke ein: "Unsere Sicherheitsexperten sind bereits zu dem Schluss gekommen, dass keine IT-Umgebung von Atos kompromittiert wurde. Das mutmaßliche Leck ist auf eine bestimmte Nimbix-Dateiübertragungsanwendung beschränkt, die auf GoAnywhere MFT gehostet wird. Nach unserer aktuellen Untersuchung haben wir festgestellt, dass es nur Standarddaten von Nimbix verarbeitet, einem US-Unternehmen, das 2021 von Atos übernommen wurde."

Airbus und Atos sprechen noch miteinander

Allerdings ist ein Verkauf von Evidian an Airbus nicht ganz vom Tisch. Lediglich die Beteiligung von Airbus an der Cybersecurity-Sparte wurde verworfen. "Airbus und Atos diskutieren jedoch weiterhin andere potenzielle Optionen und setzen die Arbeit an der langfristigen strategischen und technologischen Partnerschaft zwischen Airbus und Evidian fort, die das Potenzial hat, einen erheblichen Mehrwert für beide Unternehmen zu schaffen", erklärt Airbus.

Eine komplette Übernahme oder eine Mehrheitsbeteiligung wäre zum Beispiel noch möglich. Dennoch ist der Schritt kein gutes Zeugnis den aktuellen Besitzer Atos. Denn offenbart traut Airbus ihm nicht zu, das Geschäft so weiterzuführen, dass dies für die Airbus-eigene Security-Sparte ein Gewinn wäre. Die Strafe durch die Anleger folgte daher unmittelbar.

Atos bestätigte im Februar Gerüchte, dass Airbus einen Anteil in Höhe von 29,9 Prozent an Evidian erwerben wolle. Evidian entstand aus der Entscheidung von Atos Anfang 2022, sich in zwei separate Unternehmen aufzuteilen. Der Atos-Teil würde sich weiterhin Managed Infrastructure Services, Digital Workplace und Professional Services konzentrieren. Evidian würde sich mit der Digitalen Transformation, Big Data und Cybersicherheit beschäftigen.

Es gibt weitere Interessenten für Evidian

Möglicherweise kommt aber auch Airbus-Konkurrent Thales zum Zuge. Der hate sich Berichten zufolge im Februar über seinen Berater Centerview Partners an mehrere Investmentfirmen gewandt, um einen Deal zu besprechen, bei dem die Private-Equity-Firmen die Teile von Atos übernehmen würden, an deren Besitz Thales kein Interesse hat.

Auch die französische Group Onepoint hat sich zusammen mit dem britischen Private-Equity-Fonds ICG wegen einer möglichen Übernahme von Evidian an Atos gewandt. Die beiden bieten dafür rund 4,2 Milliarden Euro. Allerdings hatte Atos dieses Angebot damals ausgeschlagen. Airbus ist jetzt BMF zufolge allerdings nicht einmal bereit, die geforderten 4 Milliarden Euro zu bezahlen.

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