Mit „Farmpilot“ bewirbt sich die Arvato Systems GmbH um den begehrten Computerwoche-Award „Best in Cloud 2012“. Die SaaS-Lösung hilft landwirtschaftlichen Betrieben und Dienstleistern, den Einsatz ihrer Maschinen via Online-Service zu planen und zu steuern.
Von Martin Bayer, Computerwoche
Effektives Feld-Management (EFM) heißt das Zauberwort in der modernen Agrarwirtschaft. Doch dafür müssen die Logistikketten von der Aussaat über das Düngen und Abernten der Felder bis hin zum Transport der Ernte und deren Einlagerung im Silo sorgfältig koordiniert werden. Die Bertelsmann-Tochter Arvato Systems GmbH hat mit Farmpilot eine Cloud-Lösung entwickelt, mit deren Hilfe landwirtschaftliche Betriebe ihren Maschinenpark effizienter einsetzen können. Seit dem vergangenen Jahr ist Farmpilot online. Mit einem Pilotprojekt bei der Janssen KG, die landwirtschaftliche Dienstleistungen anbietet und dafür verschiedenste Gerätschaften betreibt vom Pflug über Mähdrescher bis hin zum Güllefass, bewirbt sich Cloud-Provider Arvato um den diesjährigen COMPUTERWOCHE-Award „Best in Cloud 2012“.
Das Einsatzszenario
Im Rahmen von landwirtschaftlichen Arbeitsabläufen müssen Landwirte und Fuhrunternehmen oft viele verschiedene Maschinen und Fahrzeuge koordinieren. Während beispielsweise ein Mähdrescher damit beschäftigt ist ein Feld abzuernten, müssen zum richtigen Zeitpunkt Transporter bereitstehen, um die Ernte abzutransportieren. Diese Einsätze möglichst effizient zu steuern, ist nicht einfach, gerade wenn es um große Flächen, die parallel bewirtschaftet werden, und viele Maschinen geht. Zeitlicher Druck sowie die richtige Orientierung im Gelände bereiten allen Beteiligten vielfach Probleme. Die Steuerung mittels Papierunterlagen wie Auftragszetteln und handschriftlich ergänztem Kartenmaterial ist oft ungenau und fehleranfällig.
Die Cloud-Lösung
Mit Farmpilot von Arvato Systems sollen sich diese Prozesse effizient abwickeln lassen. Dafür verbindet die Cloud-Lösung einen Disponenten, der die Maschinen zentral steuert, mit den angebundenen Fahrzeugen. Via Internet lassen sich verschiedene Aufträge anlegen. Jeder dieser Aufträge enthält die genauen Feldkoordinaten, die später den Fahrern als Navigationsgrundlage dienen. Sämtliche Fahrzeuge sind mit mobilen Terminals beispielsweise Tablet-Rechnern ausgestattet.
Über Mobilfunk sind diese Devices mit der zentralen Kommunikationsplattform in der Cloud verbunden. Außerdem meldet ein integriertes GPS die aktuelle Position der jeweiligen Maschinen, so dass der Disponent immer einen genauen Überblick darüber hat, wo sich Maschinen und Fahrzeuge befinden. Auch die Fahrer sind ständig über ihren eigenen Standort und den ihrer Kollegen informiert, und finden so leichter den Weg.
Neben den Navigationsfunktionen bieten die mobilen Devices im Fahrerhaus auch eine Farmpilot-App, mit deren Hilfe die Mitarbeiter ihre Aufträge bearbeiten können. Kennzahlen wie Erntemenge und Kraftstoffverbrauch sowie der dokumentationspflichtige Einsatz von Gülle und Spritzmitteln lassen sich damit direkt an die Zentrale übermitteln, wo der Disponent anhand stets aktueller Zahlen den Einsatz von Maschinen und Material effizient steuern kann. Zuvor lagen die händisch auf Papier erfassten Daten erst später vor und mussten manuell in die IT-Systeme eingepflegt werden – potenziell eine Fehlerquelle.
Die Technik
Arvato Systems betreibt seine Cloud-Lösung Farmpilot im eigenen Rechenzentrum. Das Backend beruht auf einer Java-Anwendung sowie einer Standard-SQL-Datenbank. Laut Anbieter ist das System mandantenfähig. Die Daten der verschiedenen Kunden seien somit strikt getrennt. Für die Benutzeroberflächen im Browser und der App setzt der Cloud-Anbieter auf die Flash-Erweiterung „Flex“. Farmpilot lässt sich dem Betreiber zufolge über jeden Standard-Browser nutzen. Darüber hinaus bietet das System Schnittstellen, um Daten mit speziellen landwirtschaftlichen Applikationen austauschen zu können.
Diese Schnittstellen mussten in Kooperation mit den jeweiligen Softwareherstellern entwickelt werden. Darüber hinaus war aus Arvato-Sicht zusätzlicher Entwicklungsaufwand notwendig, um die Farmpilot-App für verschiedene Devices anzupassen. Neben Tablet-Plattformen mussten auch Maschinen-spezifische Bordcomputer mit eingebunden werden. Für diese in aller Regel von den Fahrzeugherstellern fest verbauten Terminals galt es, eigene Apps zu entwickeln.
Der Business-Nutzen
Aus Sicht der Arvato-Verantwortlichen bietet Farmpilot eine höhere Flexibilität beim Einsatz von Landmaschinen. Gerade im Agrarsektor spiele die Zeit eine wichtige Rolle, da beispielsweise für Ernteaktionen nur bestimmte Zeitfenster zur Verfügung stehen. Mit Hilfe der App ließen sich darüber hinaus die Arbeiten gegenüber Kunden und Behörden besser dokumentieren. Dienstleister könnten ihre Fuhrparkservices zeitnah abrechnen.
Arvato bietet Farmpilot seit April 2011 in den drei Versionen „Basic“, „Basic Plus“ und „Professional“ an. Die Kosten liegen bei 25, 49 beziehungsweise 84 Euro pro Monat und Endgerät. Die verschiedenen Ausbaustufen unterscheiden sich funktional: von einer einfachen Fahrzeugverwaltung in der Basisversion über eine zusätzliche Kunden- und Auftragsverwaltung sowie Kampagnenplanung in Basic Plus bis hin zur Steuerung komplexer Logistikketten mit der Professional-Variante. (mb/cowo)
Noch können sich interessierte Systemhäuser um den Best in Cloud-Award 2012 bewerben.