Update Siemens streitet mit Arques vor Gericht

Arques verliert – Vorstand Hütten muss gehen

14.12.2009
Im Streit zwischen Siemens und Gigaset-Mehrheitseigner Arques hat das Münchener Gericht entschieden: Vorstand Michael Hütten muss gehen.

Im Streit zwischen Siemens und Gigaset-Mehrheitseigner Arques hat ein Münchener Gericht entschieden: Der gerade bestallte Gigaset- und Arques-Vorstand Michael Hütten muss gehen. Der Vorstand war von dem Starnberger Finanzinvestor Arques im Oktober eingesetzt worden, nachdem die bisherige Geschäftsleitung des Telefonanbieters eine "Bürgschaft auf erste Anforderung" über 19,6 Millionen Euro abrufen wollte.

Dieses bedingungslose Zahlungsversprechen passte den klammen Starnberger nicht; sie setzten die beiden Geschäftsführer ab - und Hütten unterlies es, die Forderung einzutreiben.

Daraufhin monierte Siemens, mit 20 Prozent an Gigaset beteiligt, einen "schweren Interessenskonflikt" Hüttens und ging vor Gericht, um dessen Abberufung zu erzwingen. Richter Matthias Musiol schloss sich dieser Auffassung an. Hütten muss sein Amt zum 15.Februar beenden, und Gigaset wird sich auf die Suche nach einem neuen Geschäftsführer und einem Finanzvorstand machen.

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Musiol begründete seien Entscheidung damit, ein Geschäftsführer müsse ausschließlich das Wohl seiner Gesellschaft im Auge haben. "Diese Interessenskollision wird kritisch, wenn Gesellschaft und Eigentümer offensichtlich erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten haben", sagte Musiol.

Hütten hatte die Eintreibung des Geldes gestoppt, sonst wären die Starnberger, wie die Verhandlungen jetzt nahe legen, zahlungsunfähig gewesen.

Thomas Nießen, Hüttens Anwalt, bestätigte, dass Arques die 19,6 Millionen nicht voll hätte zahlen können. "Arques hätte diese Forderung nicht bedienen können", sagte er. "Arques wäre insolvenzreif gewesen."

Ein Ende des Streites zwischen Siemens und Arques ist damit aber noch nicht in Sicht. Denn es ist unklar, wie nun die Stützmaßnahmen für den defizitären Hersteller von Schnurlostelefonen ausfallen sollen.

Während Arques nun behauptet, Gigaset komme mit eigenen Mitteln klar und bedürfe der knapp 20 Millionen nicht, befürchtet Siemens, der Telefonanbieter werde jetzt versuchen, bei der Restrukturierung weitaus mehr zu sparen als die vertraglich fixierten Pläne zum geplanten Stellenabbau im kommenden Jahr vorsehen.

Siemens befürchtet aber auch, dass Gigaset mit seinen 1.800 Mitarbeitern zu einem weiteren Fall Benq werden könnte. (wl)