Gigaset-Streit

Arques contra Siemens geht in die nächste Runde

19.01.2010
Der Gigaset-Streit zwischen Siemens und Finanzinvestor Arques ist noch längst nicht beigelegt. Der Münchener Konzern will Arques zu Millionenzahlungen zwingen.

Im vorigen Dezember erreichte Siemens, bis Sommer 2008 alleiniger Gigaset-Besitzer, seitdem aber in einem unglücklich verlaufenden Gigaset-Beteiligungsverhältnis mit dem Starnberger Investor Arques zusammengeschweißt, immerhin eines: Der frisch installierte Gigaset-Vorstand Michael Hütten, zugleich auch Vorstand bei Arques, muss seinen Posten zum 15. Februar wegen offenkundiger Interessenkonflikte aufgeben.

Doch damit ist der Streit zwischen dem Weltkonzern und dem einstigen Starnberger Highflyer unter den deutschen Firmenaufkäufern nicht zu Ende.

Laut einem Bericht des "Handelsblatt" treffen sich die beiden Kontrahenten mittlerweile vor einem Schiedsgericht. Dort soll über die Forderungen von Siemens verhandelt werden, Arques habe erstens 15 Millionen Euro Kaufpreis für die ehemalige Telefontochter zu zahlen, zweitens habe Arques 20 Millionen Euro als Restrukturierungshilfe in Gigaset einzubringen.

Die seit längerem chronisch finanzschwache Arques will aber offensichtlich von diesen Ansprüchen nichts wissen.

So sagte Arques-Vorstand Gisbert Ulmke dem Handelsblatt zu dem Kaufpreis, der nach Ansicht von Siemens seit Oktober fällig gewesen wäre, die Summe seit strittig - weshalb sein Unternehmen mit Siemens verhandle. Zum Umstand, dass diese Gespräche vor einem Schiedsgericht stattfänden, sagte er, das sei nicht auszuschließen. Siemens lehnte einen Kommentar ab.

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Die bis dato ausgebliebenen Investitionen in Höhe von 20 Millionen Euro kommentierte Ulmen damit, dass es keinen solchen Anspruch gäbe.

Branchenbeobachter verweisen dagegen darauf, dass die angeschlagene Telefonsparte von Siemens unter der Bedingung an Arques verkauft worden sei, dass die Starnberger das Unternehmen sanieren würden. Derzeit erwirtschaftet Gigaset, das rund 1.800 Mitarbeiter zählt, mehr als 500 Millionen Euro.

Es müsse aber neu strukturiert werden, um profitabel wirtschaften zu können. Dafür aber fehle Arques das Geld. Zudem verzögere Arques die Restrukturierung absichtlich, um Zeit bis zum Sommer zu gewinnen. Bis dahin muss es nämlich Gigaset-Mitarbeiter zu Siemens-Konditionen abfinden. Die Rede ist von zirka 140 in Frage kommenden Stellen.

Umgekehrt scheint Siemens keineswegs gewillt zu sein, sich von Arques an der Nase herumführen zu lassen. Aber es hat auch kein Interesse, ein zweites BenQ-Debakel sich einzuhandeln. (wl)