Netzbetreiber, die als Apple-Partner das iPhone vertreiben, erweisen ihren Aktionären und Investoren damit keinen guten Dienst, denn mit dem Hype-Gerät konnte weder der Marktanteil erhöht noch mehr Umsatz generiert werden. Zu dieser nüchternen Aussage kommt der dänische Unternehmensberater und Telekom-Experte John Strand in einer aktuellen Analyse. Vor allem der Kostenaufwand, was Vertragsverhandlungen mit Apple, Produktwerbung und Kommunikation im Vorfeld des iPhone-Starts anbelangt, stehe in keinem gesunden Verhältnis zu dem Anteil an Kunden, die mit dem iPhone bedient werden. "95 Prozent des Kundenstocks werden dabei einfach vergessen", so Strand.
Für Apple sei das iPhone zweifelsohne ein Erfolg. Dem Unternehmen sei es gelungen, das Gerät als "Paris Hilton unter den Mobiltelefonen" zu positionieren, meint der Unternehmensberater. Den damit verursachten Hype um das innovative Handy versuchten auch die Mobilfunkbetreiber für sich zu nutzen. Laut den dänischen Marktbeobachtern scheint diese Strategie jedoch nicht aufgegangen zu sein. Als problematisch gestaltet sich zudem die Tatsache, dass das iPhone mittlerweile auch ohne SIM-Lock erhältlich ist. "Somit haben Netzbetreiber, die keine Apple-Partner sind, bessere Karten als die Konkurrenz", sagt Strand. Sie müssen lediglich ein entsprechendes SIM-only-Tarifpaket anbieten, um die Besitzer der entsperrten Geräte anzulocken. Somit würden sich diese Unternehmen die Subventionierung des Mobiltelefons ersparen.
"Natürlich subventionieren Netzbetreiber auch andere Mobiltelefone abseits des iPhones. Jedoch liegt hierbei ein anderes Geschäftsmodell zugrunde", erläutert Strand gegenüber pressetext. Die Provider verdienen hier mit zusätzlichen Services wie Klingelton-, Nachrichten- oder Musikverkauf. Beim iPhone falle dies jedoch weg. Das eigentliche Geschäft mache Apple. Denn über Zusatzdienste wie den App Store oder iTunes kann das Unternehmen Erlöse lukrieren, von denen die Mobilfunker nichts haben. Gerade in Österreich zeige sich, dass ein guter Geschäftsplan wichtig sei. "Der österreichische Mobilfunkmarkt ist ein Albtraum. Einerseits werden die Geräte finanziell gestützt, andererseits sind die Tarife niedrig. Die Anbieter müssen hier eine Reihe zusätzlicher Dienste anbieten, um ihre Kosten zu decken", führt Strand aus.
Beim iPhone wird vonseiten der Anbieter oft darauf hingewiesen, dass man mobile Datendienste vorantreiben wolle. Angesichts der pauschalen Tarife sowie der hohen Datentransfervolumen sei dies für die Netzbetreiber jedoch ein schlechtes Geschäft, urteilt Strand. Darüber hinaus hätte der Großteil der Kunden bereits zuvor mit anderen Mobiltelefonen Datendienste in Anspruch genommen. Mit dem iPhone sei lediglich die Datenmenge und nicht der Gewinn für den Betreiber gesteigert worden, meint Strand, der laut eigener Aussage vor allem die positive Geschäftsentwicklung der Mobilfunker im Auge hat.
Bestätigt sehen sich die Analysten durch die aktuellen Geschäftsberichte einiger Apple-Partner. So mussten vor allem in den USA Mobilfunker im Herbst Gewinnwarnungen herausgeben. Betreiber wie AT&T zahlen einen hohen Preis dafür, dass sie das prestigeträchtige iPhone im Portfolio führen können. Laut Wall-Street-Experten kostet dem Unternehmen jeder neue iPhone-Besitzer unter Vertrag 375 Dollar. AT&T hat im Sommerquartal insgesamt 900 Mio. Dollar in die iPhone-Vermarktung investiert. Darüber hinaus entgehen dem Betreiber Umsätze durch die Anzahl gehackter oder ungeperrter iPhone-Modelle, die in den Netzen der Konkurrenz genutzt würden. (pte/rw)