Beta ab sofort erhältlich

Apple iPhone OS 3.0 mit 100 Neuerungen

18.03.2009 von Marlene Buschbeck-Idlachemi, Walter Mehl, Christian Möller und Peter Müller
Das neue Betriebssystem iPhone OS 3.0 glänzt unter anderem durch eine intelligente Suche, eine Copy-Paste-Funktion, Unterstützung für Push-Dienste, MMS, Routenplanung per GPS und erweiterte Bluetooth-Funktionen.

Rund 100 Neuerungen verspricht das iPhone OS 3.0 Entwicklern und Benutzern. Darunter sind lange vermisste Funktionen wie Ausschneiden und Einfügen oder der lange versprochene Push-Notification-Dienst, der Multitasking überflüssig macht. Wer auf eine Flash-Integration erwartet hat, sieht sich enttäuscht, aber immerhin hat Apple nun endlich intelligente Anwendungen für die Bluetooth-Schnittstelle seines Handys gefunden.

iPhone-Apps im Abo

Vor zwei Jahren eingeführt, ist das iPhone mittlerweile in 80 Ländern verfügbar. Das iPhone SDK kam vor einem Jahr als Beta raus und wurde seitdem über 800.000 mal von Apples Website geladen. Das kostenpflichtige Entwicklerprogramm hat mittlerweile über 50.000 Mitglieder, von denen 60 Prozent neu als Apple-Entwickler registriert sind. Scott Forstall, Senior Vice President of iPhone Software bei Apple, trat bei der Veranstaltung in Cupertino als erster Redner auf und kündigt Erweiterungen für den App Store an. Eine davon ist ein neues Abo-Modell, mit dem Apple auf die Wünsche zahlreicher Anwender reagiere. Was Apple darunter versteht, demonstriert Forstall mit einem Spiel, aus dem man weitere Levels beziehen könne, oder anhand eines Fremdenführers, denn man auf mehrere Städte ergänzen könne.

Nicht nur für Software-Anbieter auch für Verlage ist diese Erweiterung genial, denn so können Sie endlich ihre Inhalte (etwa Macwelt Premium) über eine iPhone-App zum Kauf anbieten. Das Geschäftsmodell dabei sieht so aus wie bei allen iPhone-Apps: 30 Prozent für Apple, 70 Prozent für den Entwickler/Anbieter. Abos gibt es allerdings nur für kostenpflichtige iPhone-Programme. Aus kostenlosen Programmen lassen sich also keine Erweiterungen kostenpflichtig beziehen.

Bluetooth neu entdeckt

Eine Peer-to-Peer-API für Bluetooth könnte zu neuen Dimension in puncto Datentausch zwischen iPhones führen. Jedes iPhone hat Bluetooth, doch benutzen kann man es eigentlich nicht, denn mit Ausnahme drahtloser Telefon-Headsets konnte das iPhone bislang keine Geräte per Bluetooth ansprechen.

Mit einer neuen Programmierschnittstelle (API) soll sich das nun ändern. Jedes Programm kann nun via Bluetooth Kontakt zu anderen iPhones in der unmittelbaren Umgebung aufnehmen. Das soll sogar ohne das lästige "Pairing" funktionieren. Dazu erweitert Apple seine Zero-Conf-Schnittstelle "Bonjour", die dann "Bonjour Plus" heißt.

Anwendungsbeispiele wären vernetzte Spiele, die auch ohne Internetverbindung funktionieren. Oder schneller Adressenaustausch für kleine Teams, auch medizinische Applikationen sollen ihre Daten leichter übergeben können.

In iPhones 3G zieht endlich auch das A2DP-Protokoll ein. Damit lässt sich Musik in hoher Qualität und in Stereo via Bluetooth zu einem Empfänger übertragen. Das kann ein drahtloser Kopfhörer oder auch ein Autoradio sein. Allerdings: der iPod Touch bleibt hier komplett außen vor, denn er verfügt nicht über ein Bluetooth-Modul. Ebenso müssen Anwender des originalen iPhones auf A2DP verzichten, der darin integrierte Bluetooth-Chip ist dafür nicht geeignet. Eine weitere Neuerungen für drahtlose Verbindungen ist das WiFi-Auto-Login.

Nicht nur über ein Bluetooth-Headset, sondern auch über das eingebaute Mikrofon lässt sich die neue Applikation Voice Recoder nutzen, die erstamls Sprachuafzeichnungen auf dem iPhone zulässt.

iPhone wird zum Navigationsgerät

Das iPhone OS 3.0 bringt wesentliche Neuerungen beim Umgang mit Landkarten. Entwickler sind mit der neuen API Core Locations im neuen SDK nun in der Lage, Karten aus Google Maps in ihre eigenen Anwendungen zu integrieren. Dabei erhalten die Programmierer Zugriff auf alle von Google Maps bekannten Darstellungen, wie Straßenpläne, Satellitenbilder und Hybrid-Ansicht, auch das Identifizieren und Verfolgen des aktuellen Standpunktes per GPS ist möglich. Als Beispiel zeigte Apple auf der Veranstaltung zum iPhone OS 3.0 eine Software für Rezeptionisten.

Als Navigationsgerät war das iPhone bisher trotz integriertem GPS-Empfänger nur bedingt tauglich, mit dem neuen Betriebssystem erhält das Apple-Handy aber alle Funktionalitäten, um echte Routenplanung zu ermöglichen. Google Maps helfen hier aber nicht weiter, aus Lizenzgründen kann Apple keine Karten zur Verfügung stellen. Mit dem Schlagwort "Bring your own maps", fordert Apple die iPhone-Entwickler auf, eigenes Kartenmaterial mitzubringen, respektive zu lizenzieren.

Search durchsucht das iPhone

Nun hat das iPhone endlich auch sein Spotlight-Pendant erhalten. Bislang stand die Suche nur für Kontakte zur Verfügung, jetzt auch für Mail, Termine oder Apps.

Mit dem Update auf das iPhone Os 2.0 erlaubte Apple dem Anwender erstmals, in seinen Kontaktadressen zu suchen. Mit dem OS 3.0 hat Apple diese Suche auf das ganze iPhone ausgeweitet. So lassen sich Mails nach Adressat, Absender oder Betreff durchforsten, der Nachrichtentext ist zumindest nach dem ersten Eindruck noch ausgenommen. Wenn sich eine Nachricht nicht mehr auf dem iPhone befindet, lässt sich die Suche auf den Server ausweiten.

Auch Termine und Notizen lassen sich durchsuchen, auf dem iPhone installierte Apps, gespeicherte Songs und Filme und und und. Die Suche ist über ein kleines Spotlight-Icon links unten zugänglich und führt auf ein Suchfeld. Unterhalb des Suchfelds listet das iPhone die Ergebnisse. Wie unsere Kollegen von der Macworld feststellen, bricht Apple hier zum ersten Mal sein ungeschriebenes Gesetz und platziert das Suchfeld auf der Startseite. Respektive links daneben, zu Spotlight gelangt man, wischt man den Start-Screen nach rechts. Die Suche könnte mit einer Neuerung in iCal reichlich zu tun bekommen, unter iPhone OS unterstützt der Terminkalender auch das Protokoll CalDev. Kalender von Google, Yahoo und anderen Anbietern lassen sich so beliebig abonnieren.

Kopieren, Ausschneiden und Einsetzen

Mit iPhone OS 3.0 kann man auf dem iPhone nun endlich Textabschnitte kopieren, ausschneiden und einsetzen. Clever: Die Beschleunigungssensoren sind mit eingebunden. Und: Die Auswahl ist nicht auf Bilder beschränkt.

Digg-Gründer Kevin Rose hat im Vorfeld des heutigen Events echte Informationen über das iPhone OS 3.0 verraten. Lange erwartet zieht Copy-Paste nun endlich in das Betriebssystem des Apple Handys ein. In einer Mail oder in seinem Notizblock notiert man etwa Worte und ganze Absätze, indem man seinen Finger auf den gewünschten Text setzt. Es erscheint eine transparente Auswahl mit Markierungspunkten, die sich beliebig ziehen und verschieben lassen, das iPhone lässt nun die Option, den gewählten Bereich auszuschneiden oder zu kopieren. Nach dem Wechsel in ein anderes Programm lässt sich nun die Auswahl beliebig einsetzen. Copy-Paste auf dem iPhone beschränkt sich nicht auf Apples eigene Programme, auch aus den Angeboten Dritter lässt sich Text kopieren, auch ganze URLs oder den Inhalt kompletter Sprechblasen aus der SMS-Kommunikation nimmt die Zwischenablage auf. Clever gelöst hat Apple die Undo-Funktion: Setzt man etwa den Inhalt der Zwischenablage an eine falsche Stelle ein, genügt es nun, das iPhone zu schütteln. Ein Menü bietet nun an, die Aktion rückgängig zu machen.

Bei der Entwicklung des Auswahlwerkzeuges haben die Ingenieure auch an Bilder gedacht. So ist es jetzt möglich, in iPhoto mehrere Bilder auszuwählen und sie gleichzeitig per Mail zu versenden. Für den Bilderversand ist der iPhone-Anwender nun nicht mehr auf E-Mail angewiesen, das iPhone OS 3.0 unterstützt nun auch MMS.

Laut Apple ist Copy-Paste leicht in iPhone-Apps einzubauen, die durch Schütteln ausgelöste Rückgängig-Funktion ist dabei automatisch integriert.

Die Schüttelei findet nicht nur bei Copy-Paste Verwendung. Wie der iPod Nano der vierten Generation schaltet das iPhone beim Abspielen von Musik in den Zufallsmodus, sobald man es schüttelt.

iPhone OS 3.0 - Push notification

Sie müssen am Samstag ein wichtiges Telefonat führen, möchten aber trotzdem sofort über ein Tor ihres Lieblings-Fußballvereins informiert werden. Ein Fall für das iPhone mit iPhone OS 3.0 - der nächsten Version des Betriebssystems von Apple.

"Push notification" ist ein Dienst auf dem iPhone, der im Hintergrund läuft - und damit ein Kurswechsel von Apple. Denn bisher sträubte sich die Firma mit Händen und Füßen gegen Hintergrundprogramme auf dem iPhone, weil damit die Batterielaufzeit kräftig fallen würde. Denn ein Hintergrundprogramm ist ständig aktiv (oder wenigstens in regelmäßigen Abständen), so dass der Prozessor des iPhone nicht in den Ruhezustand gehen kann.

Bei der Präsentation von iPhone OS 3.0 lieferte Scott Forstall, verantwortlich bei Apple für das iPhone-Betriebssystem, Vergleichszahlen mit anderen mobilen Geräten: Aktiviert man auf einem Blackberry oder einem Windows-Mobile-Gerät ein Hintergrundprogramm ist die Batterie bis zu 80 Prozent früher leer als ohne diese Software.

Demgegenüber sei Apple vergleichsweise sparsam: Das Hintergrundprogramm für "push notification" führe zu einem 23 Prozent höheren Stromverbrauch - sprich: statt der heute üblichen 5 bis 6 Betriebsstunden mit WLAN oder UMTS-Verbindung erreicht man bei aktiver Push Notification dann 4,5 bis 5 Stunden.

Bei der anschließenden Präsentation zeigten verschiedene Entwickler, was sich mit dieser besonderen Art der Nachrichten machen lässt. Bei ESPN, einem amerikanischen Fernsehsender für Sportnachrichten, kann man beispielsweise die Ergebnisse eines bestimmten Baseball-Teams abonnieren. Sobald die Mannschaft einen Punkt erzielt, erhält man eine Nachricht, die von ESPN über die Server von Apple an den Kunden weiter gereicht wird. Die Nachricht ist dann beispielsweise dezent auch bei einem Anruf sichtbar; auf Wunsch wird ein besonderer Hinweiston dazu abgespielt. ESPN kann dann zum Beispiel in der Nachricht eine Möglichkeit bieten, die ESPN-Software für das iPhone zu starten und dann dort ein kurzes Video zum Punktgewinn abspielen.

Eine weitere Einsatzmöglichkeit für diese Nachrichten ist ein Chat, den man später fortsetzen möchte. Meebo (www.meebo.com) zum Beispiel wird in Kürze eine Software für das iPhone anbieten, in der man nach einer Anmeldung bei diesem Dienst Chat-Nachrichten später nachgereicht bekommt; oder sehen kann, wann ein Freund sich angemeldet hat und eine Kontaktaufnahme versucht hat.

Selbst Firmenkunden sollen von diesen immer aktuellen Nachrichten profitieren: Auf der Bühne in San Francisco zeigte Hody Crouch von Oracle, wie ein Distributor automatisch vom Warenwirtschaftssystem über demnächst bevor stehende Lieferengpässe bei einem bestimmten Produkt gewarnt wird und dann ein Hilfsprogramm von Oracle auf dem iPhone nutzen kann, um wiederum andere Kunden oder Händler direkt von diesem Mangel zu informieren.

Push notification funktioniert laut Apple über die Mobilfunknetze UMTS und GPRS sowie über WLAN-Verbindungen. Apple verspricht, dass die Nachrichten rund um den Globus ankommen. Scott Forstall: "Apple kümmert sich um die Details in allen 80 Ländern, in denen heute das iPhone erhältlich ist. Wir stellen sicher, dass dabei die Besonderheiten aller Telefonanbieter berücksichtigt werden."

Neue Spiele für das iPhone

Die Nintendogs-Welle schwappt auch aufs Apple-Handy: War ja klar, dass diese lukrative Idee schleunigst auf iPhone musste. Ngmoco, Spieleerfinder fürs iPhone, die bislang unter anderem Rolando veröffentlich haben, haben die Nintedog-Idee aufs iPhone gebracht. Nur dass es dort Touchpets heißt, weil man die kleinen Biester nicht mit einen Plastikgriffel sondern direkt mit dem Finger streicheln kann. Egal wie die Umsetzung des Spiel ist, in Sachen Vermarktung hat sich Ngmoco eine Eins verdient: Nicht nur, dass man dem niedlichen Kläffer zusätzliches Spielzeug kaufen kann, sogar die passende Hundekleidung gibt’s. So muss sich der Wauwau beim Spielen mit den Kumpels nicht für sein Outfit schämen - und auf zig Eltern rollt die nächste kommerzielle Terrorwelle zu -abgesehen davon, dass sie ihr verschmiertes iPhone sowieso nur noch in Ausnahmefällen wieder zurück bekommen. .

Spiel No zwei: LiveFire

Wem nach so viel Niedlichkeit schon ganz übel ist, für den ist die zweite Spieleidee von NGmoco gedacht: ein Egoshooter, den man über Wifi zu mehreren spielen kann. Und das wird auch gleich demonstriert. Denn während der Spieler beim ersten Versuch gleich verliert, lädt er sich flugs einen Kumpel übers Netz ein und gemeinsam strecken sie den bösen Angreifer nieder. Schöne neue Spiele-Welt! (Macwelt/haf)