Bei der Vorstellung von Apples iOS 7 war der Aufschrei groß. Erst haben alle ein neues Design erwartet, dann waren viele durch die teilweise deutlichen Änderungen überfordert. Anderen ist das Design zu bunt, zu flach oder einfach zuviel Umgewöhnung. Hätte sich an der Optik und der Bedienung nichts geändert, so wäre der Aufschrei wohl aber noch lauter gewesen.
Beim neuen iOS 8 müssen Nutzer keine Umgewöhnung in der Bedienung befürchten. Die Optik ist vom Vorgänger kaum zu unterscheiden, alles lässt sich wie gewohnt bewerkstelligen. Allerdings bietet iOS 8 sehr viel Feinschliff in der Bedienung, um mehr Komfort und Funktionalität zu bieten. Apple hat bei iOS 8 klar den Fokus auf die Optimierung seiner Apps wie Nachrichten, Mail, Fotos oder die Kamera gelegt. Die Mitteilungszentrale bietet nun Interaktion, Spotlight für die Suche kann mehr, Schreiben ist durch QuickType einfacher und iCloud bietet ebenfalls zusätzliche Funktionen.
Nach einer gut dreimonatigen Betaphase geht die finale Version von iOS 8 am 17. September 2014 an den Start. Apple bietet iOS 8 kostenlos für das iPhone 4S, iPhone 5, iPad 2, iPad 3, iPad 4, iPad Air, iPad mini und iPad mini mit Retina sowie den iPod touch der 5. Generation anbieten. Die neuen Modelle iPhone 6 und iPhone 6 Plus werden gleich mit iOS 8 ausgeliefert.
Mitteilungszentrale schlanker und funktionaler
Bereits in iOS 7 werden im Sperrbildschirm die verpassten Ereignisse angezeigt, beispielsweise Anrufe, E-Mails oder Facebook-Nachrichten. In den Einstellungen von iOS unter Mitteilungen lässt sich einstellen, was im Sperrbildschirm angezeigt werden soll. Wer mehr Infos will, kann sowohl im Sperrbildschirm als auch im entsperrten Zustand durch einen Fingerwisch vom oberen Bildschirmrand nach unten die Mitteilungszentrale öffnen.
In iOS 8 hat Apple dieses Konzept beibehalten, allerdings wurde die Mitteilungszentrale zunächst einmal aufgeräumt. Bei iOS 7 sind oben in einer Zeile die Reiter Heute, Alle und Verpasst; diese Aufteilung sorgt mehr für Verwirrung, wo nun welche Ereignisse sind. In iOS 8 gibt es nur noch Heute und Mitteilungen. Die standardmäßige Ansicht Heute zeigt wie schon in iOS 7 zuerst das Datum inklusive des Wetters an. Danach listet die Zentrale die anstehenden Kalendereinträge auf. Abgeschlossen wird die Darstellung mit Morgen, wo es einen Hinweis auf anstehende Termine des nächsten Tages gibt.
Ganz unten in der Mitteilungszentrale lässt sich auf Bearbeiten tippen: hier kann man die Darstellung noch konfigurieren. Außerdem lassen sich hier Widgets von Drittanbietern einbinden. Im zweiten Reiter Mitteilungen listet iOS 8 einfach alle letzten noch nicht gelesenen Nachrichten und Ereignisse auf.
Direkt auf Mitteilungen antworten
Neben der verbesserten Übersicht der Mitteilungszentrale erlaubt iOS 8 auch gleich direkte Nutzereingaben. Auf eine iMessage beispielsweise kann nun direkt aus der Zentrale heraus geantwortet werden; ein Wechsel in die App ist bei vielen schnellen Interaktionen somit nicht mehr notwendig. Das gleiche gilt, wenn eine neue eintreffende Nachricht oben im Bildschirm eingeblendet wird: Ein Tipp darauf erlaubt das sofortige Antworten auf beispielsweise eine SMS oder ein "Like" bei einem Facebook-Post.
Eine weitere Neuerung in der Mitteilungszentrale von iOS 8 ist die Möglichkeit, Mails und Nachrichten direkt gleich zu löschen oder als gelesen zu markieren. Hierzu wird auf dem Ereignis kurz nach rechts gewischt, schon werden die Optionen eingeblendet.
Am Kontrollzentrum hat Apple bei iOS 8 übrigens nichts an der Funktionalität geändert. Wie bisher erfolgt das Öffnen durch einen Wisch vom unteren Bildschirmrand nach oben. Die integrierten Funktionen sind identisch. Allerdings hat Apple das Design überarbeitet; nun lassen sich aktivierte Funktionen wie Flugmodus oder WLAN besser von den inaktiven optisch unterscheiden.
iMessage mit Sprache, Video und Diktierfunktion
Laut Apple ist iMessage eine der beliebtesten Funktionen von iOS-Nutzern. In iOS 8 erhält der Messenger deutlich mehr Features. Zum einen erweitert iOS 8 die Synchronisation von iMessages über alle Geräte mit gleicher Apple-ID nun auch auf SMS.
Neu ist die Funktion Tap to Talk bei iMessages. Rechts neben dem Eingabefeld gibt es nun ein Mikrofonsymbol. Tippt man nun mit dem Finger darauf und lässt ihn auf dem Symbol, so zeichnet die App eine Audionachricht auf. Ist man mit dem Sprechen fertig, zieht man den Finger einfach auf dem darüber platzierten Pfeil - jetzt wird die Audionachricht direkt versendet. Soll die Aufzeichnung doch nicht verschickt werden, so wird der Fingern nach links auf das X gezogen. Nach dem Versenden der Audionachricht sollte auf Behalten getippt werden, sonst löscht iOS 8 den Mitschnitt automatisch nach dem Schließen der App - so wird Speicherplatz gespart. In den Einstellungen unter Nachrichten lässt sich aber auch konfigurieren, ob die Audionachrichten automatisch nach 2 Minuten gelöscht werden sollen oder nicht.
Videonachrichten lassen sich wie schon in iOS 7 ebenfalls verschicken, nun aber einfacher. Wie bei Sprachnachrichten wird zuerst auf das Kamerasymbol links neben den Eingabefeld getippt. Der auf dem Symbol verweilende Finger wischt nun nach rechts zum Aufnahmeknopf; soll das Video gesendet werden, muss man nur noch der Finger auf das Pfeilsymbol nach oben schieben. Die automatische Löschfunktion nach dem Versenden oder ansehen lässt sich wie bei Audionachrichten ebenfalls konfigurieren.
Sprache in Text umzuwandeln, funktioniert bei iOS schon länger mit der Diktierfunktion. Dies erfolgt durch einen Tipp auf das Mikrofonsymbol in der eingeblendeten Tastatur; beispielsweise in der Nachrichten-App. Bislang wandelte iOS die Sprache erst nach dem erneuten Tipp auf das Mikrosymbol für die Beendigung der Eingabe in Text um. In iOS 8 wird der gesprochene Text annähernd in Echtzeit schon während des Sprechens im Eingabefeld angezeigt.
iMessage mit Standort-Features und Gruppenfunktion
Rechts oben innerhalb einer Konversation in der App Nachrichten (iMessage) befindet sich die Schaltfläche Details. Hier kann nun dem Kontakt der eigene Standort gesendet werden. Ein Tipp auf Meinen aktuellen Standort senden genügt, und der Empfänger erhält einen Kartenausschnitt. Wird auf der Karte auf die Standortfahne getippt, so öffnet sich ein Bildschirm mit Optionen zur Routenplanung und die Karten-App startet. Außerdem lässt sich über Standortfreigabe der eigene Standort mit dem Chat-Partner teilen; für 1 Stunde, bis zum Ende des Tages oder permanent. Ebenfalls neu, wenn auf Details in einem Chat getippt wird, ist das Feature Nicht stören. So lassen sich bei einzelnen Unterhaltungen Signaltöne und Vibrationen deaktivieren.
Ebenso erlaubt iMessage mehr Möglichkeiten bei Gruppennachrichten. Hier lassen sich Kontakte jederzeit hinzuzufügen, aber auch wieder entfernen. Desweiteren kann einer Gruppenkonversation ein Name verliehen werden. Dies erfolgt wieder durch einen Tipp auf Details innerhalb des Chats. Dann muss der Bildschirm nach unten gezogen werden; erst jetzt taucht eine editierbare Betreffzeile auf. Im Detail-Screen finden Sie am unteren Ende auch die Schaltfläche Konversation verlassen.
Multitasking-Ansicht mit letzten Kontakten
Unverändert zu iOS 7 gelangt man durch einen Doppeltipp auf die Home-Taste in die Multitasking-Ansicht. Hier zeigt iOS in einer Art Cover Flow eine verkleinerte Ansicht der zuletzt verwendeten Apps an. Die Ansichten sind nicht statisch, sondern zeigen bewegte Inhalte wie Videos weiterhin an. Schließen von Apps erfolgt durch ein Ziehen der verkleinert dargestellten App nach oben weg. Es lassen sich mit zwei Fingern auch zwei Apps gleichzeitig nach oben schieben; ebenso drei Stück auf einmal. Apple hat dieses Verfahren bei iOS 8 beibehalten.
Neu in iOS 8 sind dagegen die in der Multitasking-Ansicht zusätzlich angezeigten zuletzt verwendeten Kontakte. Die Darstellung erfolgt in einer separat horizontal scrollbaren Leiste mit runden Kontaktbildern. Neben dem Verlauf der Kontakte gelangt man durch ein Ziehen nach rechts zu den Favoriten. Hier zeigt iOS 8 die am häufigsten genutzten Kontakte an. Wird ein Kontakt angetippt, so blendet iOS 8 rechts daneben Symbole für Telefon, Nachricht und Facetime an.
Apple bietet für den App-Umschalter Konfigurationsmöglichkeit in den Einstellungen unter Mail, Kontakte, Kalender über den Eintrag Im App-Umschalter. Hier kann auf Wunsch die Anzeige der Favoriten (Telefon) und Letzte Kontakte in der Multitasking-Ansicht unterbunden werden.
Familienfreigabe: Gemeinsamer Content und Einkauf
Apple integriert in iOS 8 die neue Funktion Familienfreigabe. Innerhalb eines Haushalts lassen sich damit Inhalte wie Einkäufe im App Store, Fotos, Videos oder der Kalender teilen. Entsprechend können Familienmitglieder iTunes-, App- und iBooks-Einkäufe der anderen durchstöbern und herunterladen.
Das Einrichten der Familienfreigabe erfolgt in den Einstellungen unter iCloud. Über den neuen Eintrag Familienfreigabe einrichten… wird die Konfiguration gestartet. Nach der Verifikation einer validen Bezahlungsquelle wie einer Kreditkarte erfolgt das Hinzufügen von Familienmitgliedern. Hier wird einfach aus den Kontakten ausgewählt oder eine E-Mail-Adresse eingetippt. Als nächstes lässt sich die Einladung versenden und das Mitglied wird zur Eingabe eines Passwortes aufgefordert.
Als Organisator des Sharings lässt sich die Familienfreigabe jederzeit beenden. Auch kann man sein eigenes Gerät unsichtbar für die Familienmitglieder machen (Find my iPhone). Mit Familienfreigabe können bis zu sechs Familienmitglieder die gleiche Kreditkarte verwenden. Jeder erhält dabei seine eigene Apple ID. So können Eltern eigene IDs für ihre Kinder erstellen, die Ask to Buy beinhalten. Wird ein Kauf getätigt, so erhält der Organisator eine Nachricht und man muss erst zustimmen.
QuickType-Tastatur mit Vorhersagen
Die Touch-Tastatur in iOS 8 erhält das neue Feature QuickType. Hierbei schlägt das Betriebssystem vorausschauend Wörter vor, die der Anwender als nächstes tippen könnte. Direkt über den virtuellen Tastatur blendet iOS 8 immer drei Wörter als Vorschläge ein. Ein Tipp darauf fügt das Wort ein.
QuickType berücksichtigt laut Apple auf intelligente Weise den Kontext: beispielsweise wer der Empfänger ist und in welcher App man gerade schreibt. So schlägt QuickType auf Basis des Nutzerverhaltens seine Lieblingsphrasen vor, sodass sich ganze Sätze mit wenigen Fingertipps schreiben lassen.
Im Test funktioniert das Feature gut. iOS 8 blendet stets grammatikalisch korrekte Vorschläge und auch im Kontext passende Wörter ein. Beim Eintippen längerer Worte markiert QuickType aus den drei Vorschlägen das mittlere weiß, falls es eine Erkennung gibt. Jetzt genügt ein Tipp auf die Leertaste zum schnellen Einfügen des Wortes. Nach etwas Eingewöhnungszeit lässt sich mit QuickType deutlich flinker schreiben; vor allem im Hochformat des iPhones mit der kleinen Tastatur.
Wie Apple angibt, sind alle von der Tastatur gelernten Wörter und Phrasen auf dem Gerät verschlüsselt und die Daten landen niemals in die Cloud. Die Funktion lässt sich in den Einstellungen unter Allgemein/Tastatur über den Punkt Vorschläge: ein auch deaktivieren. Über eine neue API von iOS 8 können Drittanbieter auch beispielsweise eine Swype-Funktionalität in der Tastatur anbieten.
Foto-App aufgewertet
Apple hat in iOS 8 der Foto-App mehr Funktionen spendiert. Das von iOS 7 bekannte Design und die Funktionalität mit Alben, Streams und nach Jahren sortierten Momenten findet sich auch in iOS 8 wieder. Aufgewertet wurden die Features zur integrierten Bildbearbeitung. Neben den bereits aus iOS 7 bekannten Filterfunktionen gibt es nun diverse Möglichkeiten zur Korrektur von Licht und Farbe. Hierzu zählen Helligkeit, Kontrast, Belichtung, Glanzlichter, Schatten und Leuchtkraft. Über einen Schieberegler lässt sich jeweils das Bild verändern. Bei einem Tipp auf das Bild ist der Unterschied zum Original sichtbar.
Eine weitere Funktion ist die automatische Ausrichtung des Horizonts. Stufenloses drehen und beschneiden der Bilder ist ebenfalls möglich. Die bisherige App iPhoto funktioniert unter iOS 8 nicht mehr; hier kommt die Meldung, dass die Funktionalität der App in die neue Foto-App übertragen wurde.
Neu bei selbst gemachten Aufnahmen ist auch am unteren Bildschirmrand zwischen dem Symbol Weiterleitung und Papierkorb ein Herzzeichen für die Favoriten-Markierung. Die Foto-App zeigt dann alle Favoriten-Bilder in einem eigenen entsprechenden Ordner an. In der Foto-App findet sich unter den Alben nun nicht mehr Aufnahmen und Mein Fotostream, sondern die zusammengefasste neue Kategorie Zuletzt hinzugefügt. iOS 8 sammelt hier nun alle neuen Bilder, unabhängig, von welchem Gerät sie kommen. Neu ist auch die Kategorie Zuletzt gelöscht: Hier hebt die Foto-App gelöschte Aufnahmen noch 30 Tage lang auf vor dem endgültigen Löschen. Wer will, kann hier Aufnahmen zurückholen oder manuell die Bilder und Videos final löschen.
Apple ermöglicht in der Foto-App von iOS 8 auch das Suchen nach Bildern. In der Suche kann nach Monaten und Jahreszahlen, Orten oder Ordnernamen gesucht werden. Beispielsweise zeigt die Foto-App bei der Suche nach dem Ort "München" alle Bilder an, die ein entsprechendes Geo-Tagging besitzen. Die Suche bezieht auch die in der iCloud gespeicherten Bilder und Videos ein.
Kamera mit Selbstauslöser und Zeitraffer
Die App Kamera zum Aufnehmen von Bildern und Videos wartet in iOS 8 mit weiteren neuen Funktionen auf. Sehr praktisch für Freunde von Selbstportraits ist der zeitgesteuerte Selbstauslöser in der Kamera-App. In der oberen Symbolleiste ist nun ein Uhrensymbol für die Aktivierung des Selbstauslösers untergebracht. Hier lässt Apple die Wahl zwischen 3 und 10 Sekunden. Wird dann auf den Aufnahmeknopf getippt, so zählt die App im Bildschirm eingeblendet die Zeit bis zur Aufnahme herunter. Auf der Rückseite blinkt der Blitz jede Sekunde bis zur Aufnahme.
Videos im Zeitraffer
Apple bietet bei iOS 7 exklusiv für das iPhone 5S die Funktion Slo-Mo an. Bei iOS 8 gibt es nun das zu Slo-Mo konträre Feature Zeitraffer. Hier nimmt die Kamera-App Videos im Time-Lapse-Modus auf. Die Zeitspanne zwischen den Aufnahmen bestimmt die App dynamisch. Mit Zeitraffer können beispielsweise Sonnenuntergänge oder eine sich öffnende Blüte aufgenommen werden.
Eine weitere Funktion beim Aufnehmen von Videos ist die Möglichkeit, den LED-Blitz leuchten zu lassen. Wie bei Fotos gibt es für die LED-Leuchte die Optionen EIN, AUS und AUTO. Bei letzterem wählt die App beim Start einer Videoaufnahme selbst aus, ob zusätzliches Licht notwendig ist. Ist die Aufnahme gestartet, so geht bei sich während des Drehs ändernden Lichtverhältnis das LED-Licht nicht mehr an oder aus.
Neue iCloud-Features: Fotomediathek und iCloud Drive
Apple erweitert mit iOS 8 die Möglichkeit, alle Fotos und Videos in der iCloud zu speichern - ohne Begrenzung auf die letzten 1000 Stück. Die Funktion lässt sich in den Einstellungen von iOS 8 unter iCloud/Fotos aktivieren. Wird hier der Eintrag iCloud-Fotomediathek aktiviert (ab Oktober als Beta verfügbar), so speichert iOS 8 die komplette Bilderbibliothek des iPhones (und anderer Geräte mit gleicher Apple-ID) in der iCloud. Ist die Funktion aktiv, so wird automatisch der bisherige Mein Fotostream deaktiviert. Zum Start von iOS 8 bleibt die iCloud-Fotomediathek noch in einer Beta-Phase, kann aber schon genutzt werden.
Für die Funktion der iCloud-Fotomediathek sind die weiterhin kostenlosen 5 GByte Speicherplatz schnell zu knapp. Bisher ließen sich zusätzlich 10, 20 oder 50 GByte iCloud-Speicherplatz kaufen (Jahresgebühr 16, 20 und 80 Euro). Mit iOS 8 gibt es 20 GByte für 0,99 Euro/Monat, 200 GByte für 3,99 Euro/Monat, 500 GByte für 9,99 Euro/Monat und 1 TByte für 19,99 Euro/Monat. In der iCloud-Fotomediathek gibt es künftig auch über www.icloud.com Zugang zu allen gemachten Fotos und Videos. Alle Aufnahmen werden laut Apple stets in der Original-Auflösung und im Original-Format gespeichert. Über die iCloud-Fotomediathek werden sämtliche Anpassungen der Fotos - beispielsweise durch eine Bildbearbeitung in der Foto-App - gleich automatisch auf allen anderen Geräten eines Nutzers aktualisiert.
Mit der neuen Funktion iCloud Drive erweitert Apple in iOS 8 seinen Cloud-Dienst um eine allgemeine Speicherfunktion a la Dropbox oder OneDrive. Wird die Funktion auf dem iPhone aktiviert, so können Apps ihre Daten direkt in iCloud Drive speichern. Auf diese Daten lässt sich dann auch über Mac OS X 10.10 Yosemite oder Windows mit den Dateimanagern direkt zugreifen. Beispielsweise können unter Yosemite im Finder beliebig neue Ordner in iCloud Drive angelegt und befüllt werden.
Bei der iCloud-Funktion Mein iPhone suchen gibt es in iOS 8 die zusätzliche Option Letzten Standort senden. Wird ein kritischer Akkuzustand erreicht, so sendet das iPhone automatisch seinen letzten Standort an Apple. Damit sollen gestohlene oder verloren gegangene iPhone sich leichter finden lassen.
Health-App als Gesundheitszentrale
Eine komplett neue App in iOS 8 ist Health. Die App sammelt Gesundheits- und Fitness-Daten aus verschiedenen Quellen und verwaltet sie zentral. Als Quellen können Apps von Drittanbietern genauso dienen wie Sensoren (beispielsweise im iPhone oder der Apple Watch) oder Zubehör von Drittanbietern.
Die App besitzt die vier Reiter Übersicht, Daten, Notfallpass und Quellen. In der Übersicht wird einem graphischen Verlauf Gesundheitsdaten wie Gewicht, verbrannte Kalorien oder Blutdruck dargestellt. Was in der Übersicht angezeigt wird, lässt sich unter Daten in den einzelnen Kategorien konfigurieren. Apple stuft die Gesundheits- und Fitness-Daten unter Daten in die Kategorien Ergebnisse, Ernährung, Fitness, Ich, Körpermesswerte, Schlaf und Vitalzeichen ein. Im Reiter Quellen lassen sich die Freigaben für die Apps und Geräte erteilen, von denen Health die Daten einliest. Sind keine Quellen vorhanden, aus denen die Daten in die einzelnen Kategorien hineinfließen, so kann der Anwender auch selbst Werte eingeben.
Eine wichtige Funktion von Healthbook ist der Punkt Notfallpass. Hier finden sich beispielsweise bei Notfällen wichtige Daten wie Blutgruppe, Medikation, Organspendestatus, Gewicht, Größe, Augenfarbe, Alter und Notfallkontakt. Außerdem lassen sich hier Allergien angeben und sonstige medizinische Hinweise hinterlegen. Über Notfallpass erstellen muss der Anwender zuerst die Notfallkarte ausfüllen. Der Notfallpass ist vom Sperrbildschirm des iPhones aus zugänglich, damit Ärzte in Notfällen auf die Daten zugreifen können. Hierzu muss nach dem Entsperren-Wisch links unten auf Notfall getippt werden, danach gibt es wiederum links unten Zugriff auf den Notfallpass.
Health sammelt wie erwähnt Daten von Drittanbietern. Über das von Apple zur Verfügung gestellte HealthKit können Entwickler auch auf die Schnittstelle von Health zugreifen, um eine Integration zu ermöglichen. Dabei bestimmt immer der Nutzer, auf welche Daten zugegriffen werden darf.
Spotlight und Siri finden mehr
Die Spotlight-Suche durchsucht in iOS 8 mehr als nur das iPhone. Neben Ergebnissen auf dem Gerät werden unter anderem auch Artikel aus Wikipedia, nahegelegener Orte oder Nachrichten direkt beim Eintippen des Suchbegriffes angezeigt.
Die erweiterte Spotlight-Suche funktioniert bei iOS 8 auch in Deutschland. Neben Wikipedia-Einträgen, die sich direkt mit einem Tipp darauf in Spotlight anzeigen lassen, werden bei Suchen nach Filmtiteln gleich iTunes-Ergebnisse eingeblendet. Außerdem durchsucht iOS 8 den App Store und iBook Store sowie das Web und News-Quellen mit direkter Einblendung des Ergebnisses.
Die Integration des Musikerkennungsdienstes Shazam in Siri ist ebenfalls neu in iOS 8. Wird die Frage "Siri, welches Lied wird gerade gespielt" gestellt, so lauscht das iPhone der Musik und teilt einem das Ergebnis vorgesprochen mit. Außerdem blendet Siri das gefundene Lied gleich ein mit einem Feld Kaufen; beim Tipp darauf öffnet sich der iTunes Store mit dem Lied.
Siri ohne Tastendruck aktivieren
Apple integriert in iOS 8 in den Einstellungen unter Allgemein/Siri die neue Option Sprachaktivierung. Jetzt lässt sich Siri ohne Betätigung der Home-Taste starten; auch wenn das Display aus ist. Man muss nur "Hey Siri" sagen und das iPhone hört zu. Allerdings muss das Smartphone für diese Funktionalität am Ladegerät angeschlossen sein - das Feature benötigt wohl sonst zuviel Akku. Die Funktion ähnelt dem "Ok Google" beim Moto X.
Praktisch ist die Funktion beispielsweise im Auto, wenn das iPhone am Ladekabel hängt. Hier erspart man sich den Druck auf den Home-Button, wenn via Siri Anrufe getätigt oder Nachrichten verschickt werden. Die Sprache wird via Bluetooh-Koppelung über die Freisprecheinrichtung übertragen.
Weitere Änderungen in iOS 8
Beim Test von iOS 8 auf dem iPhone 5 sind folgende Änderungen im Vergleich zu iOS 7 aufgefallen:
Wetter-App: Als Dienst nutzt Apple nun The Weather Channel statt Yahoo.
Tipps: In iOS 8 gibt es die neue App Tipps. Hier stellt Apple in regelmäßigen Abständen neue und weniger bekannte Funktionen von iOS 8 vor.
Bildschirm: In den Einstellungen hat Apple den neuen Eintrag Anzeige & Helligkeit eingefügt. Hier lässt sich neben der Helligkeit passend auch gleich die Textgröße und Fetter Text einstellen.
Mail-App: Ein kurzer Wisch nach rechts bei einer Nachricht sorgt zum Anzeigen der Option Als gelesen markieren / Als ungelesen markieren. Bei längerem Wisch erfolgt sofort eine Ummarkierung. Wird kurz nach links gewischt, so erscheinen die Optionen Mehr / Markieren / Löschen. Bei einem langen Wisch wird die Nachricht sofort gelöscht. In den Einstellungen unter Mail, Kontakte, Kalender lässt sich konfigurieren, ob eine Löschgeste vorsichtshalber noch bestätigt werden soll.
Mail-App: Beim Öffnen von E-Mails mit Kontaktinfos (Telefonnummer) blendet iOS 8 gleich eine Option zum Hinzufügen in die Kontakte ein.
Mail-App: Neue E-Mails, die gerade geschrieben werden, lassen sich mit einem Wisch nach unten ablegen. Alle Entwürfe liegen im unteren Bildschirmbereich dann als Stapel. Ein Tipp darauf öffnet eine vertikale Cover-Flow-Ansicht der offenen E-Mails. So lässt sich einfach zwischen Entwürfen und vorhandenen Mails wechseln.
Akkuverbrauch: In den Einstellungen unter Allgemein / Benutzung / Batterienutzung zeigt iOS 8, welche Apps am meisten Energie benötigen.
HomeKit: In den Einstellungen unter Datenschutz findet sich der Eintrag HomeKit. Hier werden Apps und Geräte angezeigt, die auf Daten für die Haussteuerung zugreifen möchten.
(cvi)