Wie schon beim Insolvenz-Fall DiTech handelt es sich auch bei der österreichischen Apple-Kette McWorld/McShark um ein Unternehmen, das scheinbar alles richtig gemacht hat – und dennoch in die Pleite schlitterte. Noch im Februar zeichnete Unternehmenschef Sascha van der Werf gegenüber den Online-Magazin Futurezone.at ein glänzendes Bild von dem Apple-Händler: das 2013 fusionierte McWorld/McShark hatte soeben einen neuen Flagship-Store auf der Mariahilfer Straße - Österreichs Einkaufsmeile Nr. 1 – eröffnet, lag beim Umsatz bei rund 50 Millionen Euro und verfolgte mit umfangreichen Zubehörangebot, Kundenanalyse in Echtzeit und Schulungsangeboten für die Kunden eine vielversprechende Handelsstrategie.
Nur vier Monate später folgt nun der Weg vor das Insolvenzgericht. McWorld/McShark kämpft mit Passiva in Höhe von 11,8 Millionen Euro, das freie Vermögen beträgt dagegen lediglich 726.000 Euro. Von der Insolvenz betroffen sind 148 Mitarbeiter sowie rund 130 Gläubiger. Zwar soll das Unternehmen fortgeführt werden, allerdings ist bereits eine Teilbereichsschließung angekündigt, die voraussichtlich zu 30 Kündigungen führen wird. Als Gründe für die Zahlungsunfähigkeit nennt der österreichische Kreditschutzverband von 1870 hohe Übernahmekosten bei der Fusion von McWorld und McShark, eine zu geringe Eigenkapitalausstattung sowie Umsatzrückgänge.
Kein österreichischer Sonderfall
Die Pleite der Apple-Kette ist kein österreichischer Sonderfall, sondern passt zu einer Reihe ähnlicher Entwicklungen auf dem deutschen Markt: so durchläuft mStore seit Februar 2014 ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung und hat Anfang Juni drei Filialen geschlossen, im Mai zog sich der Apple-Händler re:Store aus Deutschland zurück und verkaufte seine 12 Standorte an Gravis, das wiederum selbst 2013 einen eher enttäuschenden Umsatz erzielte. Auch die inzwischen liquidierte österreichische Kette DiTech hatte einen vergleichsweise hohen Apple-Anteil in ihrem Sortiment. Das gleiche gilt für den Online-Händler Cyberport, der 2013 deutlich hinter dem Wachstum der vergangenen Jahre zurückblieb.
Es kann also mit gutem Gewissen von einer Krise im Apple-Handel gesprochen werden. Gerne wird dabei dem Hersteller selbst ein Teil der Schuld zugeschoben – schließlich macht dieser mit seinen Apple-Stores den eigenen Handelspartnern zunehmende Konkurrenz. Dagegen sprechen allerdings die Insolvenzfälle in Österreich, denn in der Alpenrepublik hat Apple bisher noch gar keine eigenen Stores eröffnet.
Liegt es an der Produktpolitik von Apple?
Sowohl mStore wie auch McWorld/McShark nennen als Insolvenzgründe die Kosten einer durch die dynamische Umsatzentwicklung zu schnell durchgeführten Expansion. Dazu dürfte auch die generelle Herausforderung des Elektronikhandels durch die preisgünstige und immer professioneller auftretende Online-Konkurrenz beitragen: Während immer mehr Kunden ins Netz abwandern, machen sich die Belastungen durch das Filialgeschäft bei den stationären Händlern umso stärker bemerkbar.
Zum anderen wird der Apple-Handel auch durch die Eigenheiten des Herstellers mitgeprägt. So ist Apple für seine geringen Hardware-Margen bekannt. Zudem wird die Umsatzentwicklung vieler Apple-Händler maßgeblich durch die Produktzyklen des Herstellers aus Cupertino bestimmt, wie sich beispielhaft am Wachstum von Gravis erkennen lässt: so ließ sich jeder Umsatzsprung auf eine der in den 2000er-Jahren eingeführten Apple-Innovationen zurückführen, z.B. 2007 auf das iPhone, im Jahr darauf auf das MacBook Air und schließlich 2010 auf das iPad. Im ereignisarmeren Apple-Jahr 2011 musste Gravis dagegen einen leichten Umsatzrückgang hinnehmen. So könnte die aktuelle Malaise des Apple-Handels also auch an der vielbeklagten Einfallsarmut des Herstellers seit dem Tod von Steve Jobs liegen. (mh)