Für Oliver Gürtler war es eine der letzten offiziellen Amtshandlungen als Windows-Client-Chef bei Microsoft Deutschland: Anfang August 2016 stellte der 47jährige in München die wichtigsten Features des Anniversary Updates von Windows 10 vor, bevor er sich in den Urlaub verabschiedete, um Anfang September 2016 am neuen Standort von Microsoft in München in der Parkstadt Schwabing als Cloud-Chef durchzustarten (ChannelPartner berichtete).
Laut Microsoft arbeiten bereits 40 Prozent der kleinen und mittelständischen Firmen (KMU weniger als 5.000 Angestellten) in Deutschland bereits mit Windows 10. Im Enterprise-Umfeld sei dieser Anteil noch nicht so hoch, doch Gürtler schätzt, dass bis Ende 2016 mindestens die Hälfte der Enterprise-Kunden in Deutschland auf das neueste Betriebssystem von Microsoft umgestiegen sein werde.
Digitaler Stift als Verkaufsargument
Markus Nitschke, Leiter Geschäftsbereich Windows, zeigt an einem konkreten Beispiel der Urlaubsplanung, wie ein "digitaler Stift" die Produktivität an einem Windows 10-Tablet wesentlich erhöhen kann. Denn Wissenschaftler der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) in Trondheim haben in einer neuen Studie zur Hirnforschung herausgefunden, dass die Eingabe von digitalen handschriftlichen Notizen ist ein weitaus effizienteres Mittel zur Aufnahme von Informationen darstellte als die Nutzung eines Laptops mit Tastatur.
Hier setzt nun der Anniversary Update von Windows 10: Im "Windows Ink"-Modus kann nun der Consumer oder auch der Teilnemer im Businss-Meeting seine handschriftlichen Notizen unmittelbar in digitale Informationen verwandeln, und diese sofort in Office365-Dokumente integrieren, um etwa eine Aufgabe oder einen Kalendereintrag zu erstellen. Gut nutzbar ist der digitale Stift auch auf Online-Karten, etwa zur Berechnung von Entfernungen.
Laut Mitschke ist die Nutzung eine Touch-Display im Stift-Modus mittlerweile das drittwichtigste Kaufkriterium bei Erwerb eines Tablets: nach der Performance der Hardware und der Akku-Laufzeit. Hier öffnen sich also auch für Fachhändler interessante Cross-Selling-Optionen.
Mehr Security-Features unter Windows 10
Milad Aslaner, Produktmanager Windows 10 Commercial, gab einen umfangreichen technischen Einblick in die Sicherheitsfunktionen von Windows 10. Hierbei legte er besonders großen Wert auf den zusätzlich, kostenpflichtigen Dienst, "Windows Defender Advanced Thread Protection". Dieser Cloud-Service analysiert Angriffe durch Schadsoftware auf Grundlage der weltweit verteilten Sensorsysteme und anhand der Auswertungen von Experten. Das können Analysen von Microsoft-Mitarbeitern aber auch von den bekannten Security-Anbietern sein, mit denen die Redmonder geschäftliche Beziehungen pflegen.
Sobald es für einen derartigen neu aufgekommen ATP-Angriff ein Patch gibt, wird dieser in Windows 10 eingepflegt und auf dem Client installiert - ein Vorteil des "Windows as a Service"-Konzepts, also eines Cloud-basierten Ansatzes zur kontinuierlichen und fortlaufenden Einspielung von Windows 10-Updates und -Upgrades auf dem Client.
Ein weiterer Windows 10-Dienst - im Standardumfang des Betriebssystems ab der Professional-Version enthalten - ist "Windows Information Protection" (bisher "Enterprise Data Protection"). Dieses Feature hilft Unternehmen, unbeabsichtigte Datenverluste zu vermeiden. Dabei unterscheidet das System zwischen firmeninternen, "geheimen" und öffentlich zugänglichen Informationen.
Sobald nun ein Mitarbeiter Unternehmensdaten unbeabsichtigt - per "copy und paste" - etwa in eine Nachricht in seinen privaten Facebook- oder Twitter-Account einfügt, wird er von Windows 10 davor gewarnt, dies zu tun. Beachtet der User diese Warnung nicht und postet diese eigentlich nur für den internen Gebrauch bestimmten Infos in die breite Öffentlichkeit, dann wird diese Tätigkeit vom System mitprotokolliert.