Über die Hacker rollt eine Welle an Verhaftungen hinweg. Doch die Szene bäumt sich auf und geht zum Angriff über. Jüngstes Opfer ist eine IT-Sicherheitsfirma.
Nach der Verhaftung und Anklage mehrerer mutmaßlicher Hacker schlägt die Szene zurück. Die Gruppe AntiSec nahm für sich in Anspruch, im Namen ihrer angezählten Schwesterbewegung LulzSec die Website der IT-Sicherheitsfirma Panda Security gehackt zu haben. In diversen Internetforen tauchte der Screenshot eines Bekennerschreibens auf.
Panda Security, Hersteller einer Virenschutz-Software, bestätigte das Eindringen der Hacker. Es sei jedoch nur ein einziger Webserver betroffen gewesen, der für Marketingzwecke und Blogs benutzt worden sei. Weder die eigentliche Homepage, noch Kunden- oder Update-Daten seien in Mitleidenschaft gezogen worden. "Wir gehen weiterhin der Ursache für das Eindringen nach", hieß es in einer Stellungnahme im Facebook-Profil des Unternehmens.
Panda Security war zum Ziel des Angriffs geworden, weil die Hackerszene der Firma vorwirft, mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten. "Verrat ist etwas, was wir nicht vergeben", hieß es in dem digitalen Bekennerschreiben. "Wir sind AntiSec. Wir werden bis zum Ende kämpfen." Und in Richtung der US-Bundespolizei FBI gewandt erklärten die Hacker: "Wir warten auf Euch."
So hatten die US-Strafverfolger mit Hilfe ihrer Kollegen in Großbritannien und Irland insgesamt fünf Männer festgenommen und angeklagt, weil sie in die Computersysteme von Unternehmen und Behörden eingedrungen sein sollen. Es soll sich um führende Mitglieder der Hackergruppe LulzSec handeln, die mit der digitalen Protestbewegung Anonymous verbändelt ist.
Verräter unter den Hackern
Die britische Polizei erklärte, gegen zwei weitere Internet-Aktivisten vorgegangen zu sein. Einer davon muss sich auch in den USA wegen mutmaßlicher Hacker-Aktionen verantworten. Zudem stehe ein 17-Jähriger aus Südlondon im Königreich unter Verdacht, sich illegal Zugang zu Computersystemen verschafft zu haben. Scotland Yard werde unabhängig von den USA gegen die Hacker vor Gericht ziehen, hieß es in einer Stellungnahme. Insgesamt werde in Großbritannien in dem Fall nun gegen vier junge Hacker juristisch vorgegangen.
Ein prominenter Hacker mit Decknamen "Sabu" soll die Männer verraten haben. "Wie immer hat das FBI angedroht, ihm seine Söhne wegzunehmen", hieß es in dem Bekennerschreiben. "Wir verstehen, aber auch wir waren Deine Familie." Sabu war laut Gerichtsdokumenten bereits im Juni 2011 verhaftet worden, nach Informationen des Wall Street Journal auf Basis eines anonymen Hinweises. Im August legte er ein Geständnis ab.
Dass es dennoch ein weiteres halbes Jahr brauchte, bis die Strafverfolger nun gegen die Szene losschlugen, liegt an deren Struktur. Es handelt sich nur um lose zusammengewürfelte Gruppen, die zudem noch grenzüberschreitend tätig sind. Mit dieser Aufstellung war es den Hackern laut der Bundesstaatsanwaltschaft von Manhattan sogar gelungen, eine Telefonkonferenz internationaler Polizeibehörden abzuhören.
Die Protestbewegung Anonymous und diverse Splittergruppen hatten im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt. Als eine Art digitale Spaß-Guerilla hatten sie es vor allem auf Unterhaltungsfirmen wie Sony abgesehen. Einige Hacker verfolgten jedoch auch explizit politische Ziele - etwa mit der Unterstützung der Enthüllungsplattform Wikileaks. Es gelang ihnen unter anderem, in die Computersysteme US-Sicherheitsberaters Stratfor einzudringen. Wikileaks veröffentlichte Tausende E-Mails von Stratfor. (dpa/rw)