7 Tipps fürs Selbstmarketing

Angeben 2.0 für Fortgeschrittene

15.01.2016 von Christoph Lixenfeld
Prahlen ist peinlich? Wir sagen: kommt darauf an, wie man es macht. Wir geben praktische Tipps für intelligentes Aufschneiden. Nicht nur für Angeber. Aber auch.
 
  • Angeben geht heute anders als damals auf dem Schulhof.
  • Plattes Eigenlob durchschaut jeder.
  • Entscheidend ist eine dezente Imagepflege.

Wenn irgendwer wissen muss, wie man Schwung in Karrieren bringt, dann ist es der Online-Personalvermittler Monster.de. Auf dessen Webseite gibt es nicht nur Jobs, sondern diverse Ratgebertexte zur Selbstverkaufe.

Einer davon trägt die Überschrift: "Karriere mit Selbstmarketing - nicht nur für Angeber." Weiter unten im Text heißt es dann: "Letztlich geht es darum, die eigenen Fähigkeiten und Leistungen für andere sichtbar zu machen. … Ansonsten werden Sie hinter Ihren beruflichen Möglichkeiten zurück bleiben. Wollen Sie im Ernst anderen, die weniger auf dem Kasten haben, den Vorrang lassen, nur weil sie sich besser vermarkten?"

Wir sagen: Nein, das wollen wir auf keinen Fall. Und auch unseren Lesern können wir keine grenzenlose Zurückhaltung anempfehlen.

Stattdessen wollen wir im Sinne der alten Weisheit "Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr" praktische Tipps geben für intelligentes Aufschneiden. Nicht nur für Angeber. Aber auch.

1. Immer bei der Wahrheit bleiben

Einer der begnadetsten Angeber der Geschichte war der Schriftsteller Karl May. Es vergingen Jahrzehnte, bis ihm jemand drauf kam, dass er keine einzige seiner Abenteuergeschichten selbst erlebt hatte. Statt sich überflüssigen Gefahren auszusetzen, ließ May seiner Phantasie im heimischen Sachsen freien Lauf.

Mit großem Erfolg. Doch Angeben geht heute anders als vor 150 Jahren. In Zeiten der Totalvernetzung und der sozialen Netzwerke bleibt nichts mehr geheim.

Heldentaten oder irgendwelche biografischen Details schlicht zu erfinden, ist brandgefährlich

Und grenzenlos peinlich, falls es rauskommt. Dann nämlich ist ihr Image dauerhaft ruiniert. Und nichts ist wichtiger als dieses Image - wie wir noch sehen werden.

2. Nicht "Ich, ich, ich", sondern "Wir"

Bei kleinen Jungs finden wir Sätze wie: "Ich kann viel schneller laufen als die anderen aus der Klasse" noch süß, aber bei Menschen jenseits der 14 oder 15 sind sie nur noch peinlich.

Trotzdem ist es natürlich wichtig, auf die eigenen Verdienste hinzuweisen. Was gut ankommt, ist dabei ein geschickt eingesetztes "Wir" im Gegensatz zum "Ich".

Sagen Sie beispielsweise: "Schon vor Ende des Projekt war klar, dass wir mit unserer Herangehensweise genau richtig lagen."

Wen Sie mit dem Wir genau meinen, ist bei solchen Sätzen eigentlich egal. Sie verbuchen den Erfolg immer (auch) für sich, kommen aber zugleich als Teamplayer rüber. Und wer fände Teamplayer nicht super?

Selbst wer von sich sprechen möchte, sollte am Satzanfang eher das Wort "wir" verwenden.
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3. Fakten ersetzen Eigenlob

Sie tragen diesen positiven Fakt vor, also wird, klar, dass Sie (zumindest) mitverantwortlich sind dafür.

Noch eine Methode, um die eigene Leistung zu betonen ohne als Ego-Shooter dazustehen, ist die Beschränkung auf Fakten. Beispiel: "Die Reklamationsquote (beim Produkt xy) ist zuletzt bis auf 10 Prozent zurückgegangen."

Eine solche Formulierung wirkt besser und nachhaltiger als jedes "Mir ist es gelungen, dass…".

4. Klamotten: leicht overdressed!

Natürlich ist die Garderobe gerade unter Männern (und erst recht in der IT-Branche) eigentlich kein Thema zum Angeben.

Eigentlich. Denn spätestens unter Führungskräften - oder unter denen, die es werden wollen - senden die Klamotten wichtige Signale aus, die in diesem Zusammenhang auch wichtig sind.

Ständig völlig overdressed zu sein empfiehlt sich zwar nicht. Aber es schadet nichts, seinen Aufstiegswillen auch an einer dazu passenden Garderobe sichtbar zu machen.

Wer nach oben will, sollte das auch an seinem Outfit deutlich machen.
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Botschaft: "Ich gehöre eigentlich schon auf eine andere Ebene". Dieser Eindruck prägt sich ein. Jeder, der einmal an einem Meeting mit vielen Personen saß, deren Rollen er im Detail nicht kannte, hat das schon erlebt: Ob man diesen und jenen Teilnehmer für einen Abteilungsleiter hält, hängt (auch) von dessen Kleidung ab.

5. Privatleben: Nicht tratschen, posten!

Mit Dingen aus seinem Privatleben anzugeben ist immer grenzwertig, weil es erstens schnell protzig rüberkommt und zweitens niemanden etwas angeht. Zu vieles zu erzählen empfiehlt sich nicht, weil sich dann Fakten im Sinne von ‚stille Post‘ durch Weitergabe gelegentlich abenteuerlich verändern…

Wer hier auf unverfängliche Weise einen guten Eindruck machen will, kann zum Beispiel selbst Gekochten oder Gebackenes posten. Das wirkt privat und ist trotzdem unverfänglich.

6. Bescheidenheitsprotzen ist peinlich

Auf die Frage nach persönlichen Schwächen in Vorstellungsgesprächen gibt es drei bis vier Standardantworten, die sich Personaler immer wieder anhören müssen. Im Kern laufen sie alle darauf hinaus, dass die Kandidaten ihrem Gegenüber eine Stärke unterjubeln wollen, die auf den ersten Blick als Schwäche daherkommt. Beispiel: "Meine größte Schwäche: Ich bin einfach zu perfektionistisch." Oder: "Was ich wirklich nicht kann, ist Aufgeben. Das schaffe ich einfach nicht."

Sätze wie "Ich schaffe es einfach nicht, mich mit halben Sachen zufrieden zu geben" entlarvt jeder sofort als schlecht kaschiertes Eigenlob.
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Die Harvard Business School hat das Phänomen, das im angelsächsischen Sprachraum unter dem Begriff "Humblebragging" bekannt geworden ist, jüngst auf seine Wirkung hin untersucht. Ergebnis: Derartige rhetorische Grobheiten durschaut absolut jeder, und die meisten Menschen finden Humblebragging noch deutlich peinlicher als plattes Prahlen auf Schulhofniveau.

Deshalb sollten Angeber Mitteilungen dieser Art grundsätzlich aus ihrem Repertoire streichen - auch und gerade jenseits von Vorstellungsgesprächen.

Stattdessen mal eine echte kleine Schwäche zugeben, auch das fand die Harvard Business School heraus, kommt deutlich besser an.

7. Immer offensiv bleiben

Zum erfolgreichen Angeben gehört auch, in die richtige Rolle zu schlüpfen und in dieser Rolle zu bleiben. Seien Sie derjenige, der Diskussionen zusammenfasst und Schlussfolgerungen zieht. Sagen Sie Sätze wie: "Dann schlage ich vor, dass wir…" oder "Vielleicht ist es am besten, wenn wir…" Das wirkt sortiert und tatkräftig, besondere analytische Fähigkeiten braucht man für solche Konklusionen am Ende einer Diskussion dagegen nicht.

Die meisten Menschen sind eher Entscheidungsschwach, freuen sich, wenn sie Orientierung bekommen. Die können Sie liefern.