AMD Radeon HD 2000-Serie: Endlich DirectX 10-tauglich

16.05.2007
Am Montag war es soweit: AMD hat seinen immer wieder verschobenen DirectX 10-tauglichen Grafikprozessor R600 auf den Markt gebracht und beendet damit die bisherige Alleinherrschaft von Konkurrent Nvidia in diesem Segment.

von Boris Böhles

AMD-Babe "Ruby" begleitet wie gewohnt den Start der neuen Radeon-Generation.

AMD hat mit der "Ati Radeon HD 2000"-Serie die gesamte Produktpalette seiner neuen, DirectX 10-fähigen Grafikkartengeneration vom Einsteigerchip bis zum Spitzenmodell auf einmal vorgestellt. Auch die mobilen Lösungen wurden zeitgleich präsentiert.

Bisher konnte einzig Nvidia mit seinen Geforce 8-Karten einen kompatiblen Chip für Microsofts Programmierschnittstelle DirectX 10 anbieten. Seit November sind die High-End-Modelle erhältlich, vor kurzem kamen die Einstiegs- und Mittelklasse-Lösungen hinzu. Konkurrent AMD hatte den Chips technisch und leistungsbezogen bisher nichts entgegenzusetzen. Tatsache ist allerdings auch, dass es selbst gut vier Monate nach der Einführung von Windows Vista - und damit einhergehend das Vista-vorbehaltene DirectX 10 - kein Spiel für die neue Schnittstelle gibt. Erste Titel wie "Alan Wake" oder "Crysis" kommen erst im Laufe des Jahres auf den Markt. Daher war und ist es momentan noch irrelevant, ob eine Grafikkarte kompatibel zu Direct X 10 ist. Lange dauert es aber nicht mehr, und es wird erste Spiele geben, die einen solchen Grafikbeschleuniger voraussetzen. Daher sollten Händler spätestens im Juli, wenn alle AMD-Modelle erhältlich sind, keine Vorgängerkarten mehr verbauen.

Die Karten im Detail

AMD "Ati Radeon HD 2900XT": Per HDMI-Adapter gibt die Karte HD-Bildmaterial und Surround-Sound aus.

Das bereits lieferbare Spitzenmodell der neuen Grafikplatinen heißt "Ati Radeon HD 2900XT". Die im Juli folgenden Einstiegs- und Mittelklasselösungen betitelt der Hersteller mit "HD 2300" (reine Mobile-Lösung), "HD 2400 Pro/XT" und "HD 2600 Pro/XT". Alle Modelle verfügen wie auch Nvidias Geforce 8 über eine so genannte "Unified Shader"-Technik. Sie vereint die einst getrennten Recheneinheiten "Vertex-" und "Pixel-Shader", was effizientere Berechnungen ermöglicht. Der HD 2900XT-Chip hat über 320 solcher Unified Shader-Recheneinheiten und 700 Millionen Transistoren - ein neuer Rekord. Außerdem verbaut der Hersteller 512 Megabyte GDDR3-Speicher und bindet diesen mit einem 512 Bit breiten Bus an die GPU an. Der Speichertakt beträgt 825 Megahertz, der Grafikprozessor wird mit 740 Megahertz getaktet. Weitere technischen Daten, auch zu den kleineren Modellen, sind im folgenden Kasten aufgeführt:

Grafikchip (Desktop)

ATI Radeon HD 2400

ATI Radeon HD 2600

ATI Radeon HD 2900

Unified Shader-Prozessoren

40

120

320

Transistoren

180 Mio.

390 Mio.

700 Mio.

Chiptakt

525 - 700 MHz

600 - 800 MHz

740 MHz

Leistungsaufnahme

etwa 25 Watt

etwa 45 Watt

etwa 215 Watt

Speicherbus

64 Bit

128 Bit

512 Bit

Speicherausstattung

128 oder 256 MB

256 MB

512 MB

Speichertyp

DDR2 oder GDDR3

DDR2, GDDR3 oder GDDR4

GDDR3

Speichertakt

400 - 800 MHz

400 - 1.100 MHz

825 MHz

Speichertakt effektiv

800 - 1.600 MHz

800 - 2.200 MHz

1.650 MHz

Preis der Grafikkarten

unter 100 Euro

zwischen 100 und 200 Euro

390 Euro

Angesichts der Werte und der langen Entwicklungszeit, sollte man vermuten, dass AMD mit der HD2900XT leistungstechnisch die Nase vor dem Erzrivalen Nvidia hat. Tests unserer Schwesterpublikationen PC-Welt und Gamestar sprechen allerdings eine andere Sprache. Insgesamt betrachtet, liefert die Karte weniger Leistung als eine "Geforce 8800 GTS", die lediglich drittstärkste Kraft im Nvidia Portfolio ist. Abzuwarten bleibt allerdings, was Treiberoptimierungen noch bewirken können. Ferner spiegeln diese Tests mangels Direct X 10-Anwendungen die Leistung unter Direct X 9 wieder. Aktuell ist der Abstand der AMD-Chips zu Nvidias Spitzenmodellen "Geforce 8800 GTX" und "Geforce 8800 Ultra" allerdings relativ hoch. Es bleibt abzuwarten, ob der HD 2900XT bei DirectX 10-Titeln und mit neuen Treibern in diese Leistungssphären vorstoßen kann.

Ein weiterer Wermutstropfen ist der mit 215 Watt enorm hohe Stromverbrauch des im 80nm-Verfahren gefertigten HD 2900XT. Die kleineren Varianten baut AMD bereits in der 65nm-Technologie (bis auf den HD 2300). Sie sind dadurch und aufgrund ihrer geringeren Rechenleistung mit 25 (HD 2400) und 45 Watt (HD 2600) erheblich sparsamer.

Zu Gute halten muss man AMD allerdings die Preisgestaltung. Für rund 390 Euro (UVP) ist das Spitzenmodell erhältlich. Das ist im Vergleich zu Nvidias Top-Varianten (über 500 Euro) günstig. Wie oben erwähnt steht die Karte aber in Konkurrenz zu Nvidias abgespeckte Versionen "Geforce 8800 GTS 320 MB" und "Geforce 8800 GTS 640 MB", die bereits für rund 280 beziehungsweise rund 370 Euro (beides Zirka-Straßenpreise) zu haben sind. Allerdings liegen den AMD-Karten attraktive Spiele-Budles bei, unter anderem ein Gutschein für das noch nicht erschienene "Half Life 2: Episode Two".

Sound inklusive

Einen Mehrwert gegenüber der Konkurrenz bietet AMD durch den so genannten "Unified Video Decoder" (UVD). Er ermöglicht die Decodierung und Wiedergabe von High-Definition Multimedia-Inhalten von beispielsweise Bluray- oder HD-DVD-Medien. So soll der Hauptprozessor des PCs entlastet werden. Durch die Integration eines Audiocontollers auf jeder Karte der gesamten HD 2000er-Serie, fungieren die Platinen zudem als 5.1-Soundkarten. Es kann also komplett auf eine zusätzliche Soundkarte oder Onboard-Mainboard-Sound verzichtet werden. Die HD-Ausgabe inklusive Ton wird über einen speziellen HDMI-Adapter realisiert.

Einen ausführlichen Test der neuen AMD Radeon HD 2900XT lesen Sie hier.

(bb)