Virtualisierung erfordert die sorgfältige Planung und Projektarbeit in allen Implementierungphasen. Wir zeigen hier die elf wichtigsten Punkte, die Sie bei einem Server-Virtualisierungs-Projekt beachten sollten.
Stefan Prestele
ist Director of Marketing EMEA bei Parallels Europe GmbH.
1 Wahl des passenden Partners.
Auch wenn der Virtualisierungsmarkt erst vergangenes Jahr den großen Durchbruch erlebt hat, sollte der mit dem Projekt betraute Partner Virtualisierungs-projekte als Referenzen vorweisen können.
2 Wahl der passenden Technologie.
Auf dem Virtualisierungsmarkt haben sich zwei große Technologien etabliert, zum einen die Hypervisor-Technologie (VMware, Parallels, Citrix/Xen) und zum anderen die Container-Technologie (auch OS-Virtualisierung, SWsoft, Sun). Je nach Einsatzszenario sollte man beide Alternativen prüfen. Die Hypervisor-Virtualisierung zeichnet sich durch ihr breites Spektrum an unterstützten OS aus und sollte am besten verwendet werden, wenn auf einem Server unterschiedliche Betriebssysteme laufen sollen. Die Container-Technologie wiederum erlaubt eine höhere Auslastung und Performance des physischen Servers und beschränkt sich dabei bewusst auf ein Betriebssystem pro physischem Server (beispielsweise nur Windows 2003 oder nur Linux).
3 Auswahl der Betriebssysteme.
Server mit nicht mehr vom Hersteller unterstützten Betriebssystemen können auf neuer Hardware mit höherer Leistung in der virtuellen Maschine weiterlaufen. Der Anwendungskompatibilität wegen kann es sinnvoll sein, mit diesen alten Systemen weiterzuarbeiten, dennoch sollten Unternehmen überlegen, ob sich die Anwendungen auf neue Betriebssystemversionen migrieren lassen.
4 Serverauslastung.
Virtualisierung hilft, Server, die meist nur mit einer Auslastung von etwa 15 bis 20 Prozent in Rechenzentren (RZ) betrieben werden, effizienter einzusetzen. Erhöhte Server-Auslastung kann die Betriebskosten (TCO) von RZ-Ressourcen erheblich senken. Je nach Wahl der Lösung passen aber nur drei oder vier virtuelle Systeme auf einen Server mit virtuellen Maschinen, was die TCO wieder erhöht.
5 Wahl der falschen Hardware.
Bei der Hardwarewahl kann es wichtige Restriktionen geben. Mancher Hypervisor unterstützt nicht jede Hardware. Die Container-Virtualisierung ist weniger streng, man kann sie auf fast jeder Standardhardware verwenden. Sorgfalt gilt auch bei der Datenspeicherwahl. Wird ein SAN benötigt, und wenn ja, welches?
6 Mangelnde Performance.
Der Verarbeitungs-Overhead von Virtualisierungslösungen liegt bei den verschiedenen Produkten zwischen einem und bis zu 60 Prozent. Hat die Anwendung, die virtualisiert werden soll, einen besonders hohen Performance-Verlust, läuft also in einer virtuellen Maschine besonders langsam, sollte die OS-Virtualisierung zum Einsatz kommen
7 Über- oder Unterdimensionierung der Server.
Die Fähigkeit, die Ressourcenauslastungstrends eines geplanten virtuellen Servers zu beurteilen, sollte eine der Fähigkeiten des Migrations-Tools sein. So reicht ein System mit zwei Prozessoren und 4 GByte RAM für die Container-Virtualisierung, für eine Hypervisor basierte Virtualisierung ist jedoch bei gleicher Anzahl der virtualisierten Server eine höhere Leistung erforderlich.
8 Kostenschub durch Managementaufwand.
Die Verwaltungskosten für das Server-Management stellen eine bedeutende Kostenkomponente dar. Einige Lösungen stellen nur sehr wenige Tools zur Verfügung, andere wiederum liefern bereits hervorragende Managementwerkzeuge mit. Um einen unerwarteten Kostenschub zu vermeiden, sollten die Kosten für diese Tools in die Planung miteinbezogen werden.
9 Trennung von Applikationen.
Wenn man ein Virtualisierungsprojekt plant, sollte man sich über die Trennung der Dienste und Anwendungen Gedanken machen. Denn auch in der virtuellen Welt gilt: Zu viele Applikationen pro Einheit lassen Konflikte entstehen. Durch Virtualisierung ist es sehr einfach, diese Applikationen logisch voneinander zu trennen und sie in verschiedenen virtuellen Einheiten zu benutzen.
10 Support für geschäftskritische Applikationen.
Unternehmen sollten genau prüfen, ob für die zu virtualisierenden Anwendungen Support seitens des Hersteller oder des Virtualisierungspartners besteht. Es sollte klar sein, wer Ansprechpartner in Support-Fällen ist. Glücklicherweise gibt es einen klaren Trend, dass die Hersteller ihren Service auch für Produkte in virtuellen Umgebungen leisten.
11 Ausgebildete Fachkräfte.
Die Virtualisierungswelt ist bei aller Reife noch stark im Wandel, und Hersteller fügen ständig neue Funktionen hinzu. Daher sollte man im eigenen Unternehmen auf gut ausgebildetes Fachpersonal als Betreuer der virtualisierten Server Wert legen. (wl)