Dass sich Also stets neu erfinden will, muss nichts Schlechtes sein. Nur durch Anpassungen des Geschäftsmodells kann das Unternehmen weiterhin erfolgreich im Channel agieren.
In letzter Zeit häufen sich jedoch die Klagen, sowohl von Reseller- als auch von Zuliefererseite. So beschweren sich vor allem kleinere Händler darüber, dass sie nicht mehr ihre gewohnten Ansprechpartner erreichen. Die allgemeine Telefonbetreuung sei nicht über die Vorgänge informiert und müsse bei jedem Kontakt erst auf den Stand der Dinge gebracht werden, klagt ein Händler aus Baden. Die Reaktionszeiten auf E-Mails seien extrem lang. Er berichtet von "durchschnittlich vier Tagen", bis überhaupt eine Antwort kommt. Er schließt daraus, dass Also kein Interesse mehr an SMB-Kunden hat.
Simone Blome-Schwitzki, Sprecherin der Geschäftsführung bei Also Deutschland, versichert aber, dass SMB-Reseller "im Fokus" der Also-Aktivitäten bleiben werden: "Dazu messen wir online, und das bedeutet kontinuierlich, den Net Promotor Score durch eine neutrale Institution, die uns statistisch gesicherte Werte über die Zufriedenheit unserer Kunden gibt. Sie liefern ebenfalls eine Grundlage für die Steuerung unseres Geschäfts", betont die Also-Sprecherin. Dies laufe sehr erfolgreich. "In diesem Jahr konnten wir die Anzahl kaufender Kunden in allen für uns relevanten Produktkategorien deutlich steigern", so Blome-Schwitzki.
Lagerbestand ist reduziert
Bei den Herstellern zeigt sich ein anderes Problem. Laut Aussagen mehrerer Zulieferer aus dem Hardware-Segment hat Also seinen Lagerbestand erheblich reduziert. Ware werde häufig nur noch bei konkreten Projekten geordert. Das ist auch bei den Kunden angekommen: "Ich brauche für das Tagesgeschäft eine gewisse Verfügbarkeit. Bei Also werde ich immer öfter nicht mehr fündig", klagt ein Reseller aus dem Münsterland.
Marken-Quiz: Warum heißt Also eigentlich Also?
Bei anderen Distributoren bestätigt man unter der Hand, dass man von der derzeitigen Einkaufspolitik bei Also profitiert. Diese Grossisten nutzen nun die Verfügbarkeitslücken aus und können nach eigenen Aussagen auch Kunden von Also abziehen. Simone Blome-Schwitzki wiederspricht dieser Darstellung: "Unser Vendor- und Produktkategorie-Portfolio ist in diesem Jahr sogar größer als 2018. Darüber hinaus sehen wir eine sehr positive Geschäftsentwicklung bei Also Deutschland in allen Vertriebsbereichen. Sie wird erst ermöglicht durch eine gute Verfügbarkeitssituation", erläutert sie.
Dass es trotz alledem nicht rund läuft in Soest und Straubing zeigt auch der Abgang von Druckerchefin Ivonne Schlottmann (ChannelPartner berichtete). Schlottmann war zudem auch im Vorstand der Also-Tochter Webinstore und seit Mitte 2018 Head of Printing & Scan Solutions bei Also Deutschland.
Simone Blome-Schwitzki tritt aber mit Vehemenz dem Eindruck entgegen, dass man sich von kleineren Händlern abwendet: "Damit hier keine Missverständnisse entstehen: Nein! Für uns sind alle Reseller, alle Also-Kunden gleichermaßen wichtig!", bekräftigt sie. Also will in diesem Sinne weiter die Portfoliopflege gestalten und das Portfolio vergrößern sowie in neue Technologien investieren. Die Reseller zu "enablen", sei dabei das Ziel. "Darüber hinaus messen wir auch in Zukunft kontinuierlich die Zufriedenheit unserer Kunden und bringen Maßnahmen auf den Weg, um unser Geschäft erfolgreich weiter zu entwickeln", versichert die Geschäftsführerin.