Die PDC 2008 in Los Angeles findet derzeit statt und steht ganz im Zeichen von Windows 7. Microsoft nutzt die PDC, um zahlreiche neue Details rund um Windows 7 zu verkünden, nachdem so lange Zeit Funkstille herrschte. Diese Funkstille scheint selbst den verantwortlichen Windows-7-Entwicklern zu lang gewesen zu sein, denn auf der PDC 2008 ist zu spüren, dass es die Entwickler gerade dazu drängt, endlich viele neue Details rund um ihr Baby an die Öffentlichkeit zu tragen.
Kurz vor Beginn der PDC hatten die Kollegen unserer Schwesterpublikation PC-Welt die Gelegenheit, an mehreren Workshops teilzunehmen, in denen Microsoft-Entwickler die Neuerungen und Verbesserungen vorstellten, die Windows 7 zu bieten hat.
Windows 7: Aktueller Stand – Pre-Beta auf M3-basierend
Eins vorweg: Windows 7 ist noch lange nicht fertig und auf der PDC ist nur eine Pre-Beta-Version zu sehen, die auf dem M3-Code (Meilenstein 3) basiert. Teilweise haben wir auf einigen Microsoft-Rechnern aber auch etwas aktuellere Versionen gesichtet, die etwas aktuellere Build-Nummern trugen. Generell gilt: Vieles kann sich noch bis zur Beta ändern.
Die neue Oberfläche von Windows 7 wurde am Beispiel des Builds 6933 vorgeführt, den Microsoft am 20. Oktober 2008 kompiliert hatte. Die volle Versionsnummer der betreffenden Windows-7-Version lautet: Build 6933.winmain.081020-1842.
Für den Windows-Vista-Nachfolge ist Steven Sinofsky zuständig, der bei Microsoft als Senior Vice President für Windows und Windows Live beschäftigt ist und bereits bei der Entwicklung von Windows Vista beteiligt war: Sinofsky verantwortete bei Windows Vista die Benutzerkontosteuerung, die ihm in der Windows-Gemeinde viel Kritik einbrachte, die ihn umso mehr „schmerzt“, weil Sinofsky auch seinerzeit für den Office-Assistenten „Clippy“ verantwortlich war, der ihm ebenfalls kaum Freunde bescherte. Clippy wurde von Microsoft im April 2001 in Rente geschickt. Die Begründung: Das neue Office – damals Office XP – sei so einfach, dass die Dienste von Clippy nicht mehr benötigt würden.
Millionen Vista-Anwender beraten bei der Windows-7-Entwicklung
Laut Angaben von Steven Sinofsky sind derzeit über 1000 Entwickler mit der Programmierung von Windows 7 beschäftigt, was zwar nach vielen Entwickler klänge, aber wenn man bedenken würde, wie viele Anwender letztendlich Windows nutzen, relativiere sich die Zahl. „Wenn Milliarden Anwender an die 1000 Entwickler Mail schicken wären, wären das viele Mail, die bearbeitet werden müssten“, scherzte Sinofsky während der Windows-7-Workshops.
Bei der Entwicklung von Windows 7 wird sehr genau auf das Feedback der jetzigen Vista-Nutzer gehört. Windows Vista verfügt über eine eingebaute Telemetrie-Funktion, die jeder Anwender freiwillig und anonym nutzen kann, um Microsoft mit wichtigen Daten rund um die Windows-Nutzung zu versorgen. Den Angaben von Microsoft zufolge, nutzten im Jahr 2007 über 8,5 Millionen Vista-Anwender in über 200 Ländern diese Funktion und versorgten Microsoft mit allerhand wichtigen Daten. Dazu gehören beispielsweise auch die Informationen, dass über 95 Prozent aller Windows-Nutzer ihren Desktop-Hintergrund ändern und 40 Prozent dies gar monatlich oder öfters tun. Das Ergebnis: Windows 7 wird mehr Möglichkeiten für die Personalisierung der Oberfläche bieten - doch dazu später mehr.
Weitere wichtige Daten, die Microsoft mittels der Windows-Vista-Telemetrie ermittelt hat: Wenn Anwender einen neuen Rechner kaufen, dann ist es in 66 Prozent der Fälle ein mobiler Rechner, der zusätzlich zum Desktop-PC genutzt wird. Außerdem nutzen Anwender nur zu 1,5 Prozent diese Zwei-Rechner ausschließlich zum Surfen und wünschen sich ihre Rechner einfacher miteinander vernetzen zu können - auch dieser Wunsch wird in Windows 7 erfüllt, worauf wir ebenfalls später eingehen.
Zusätzlich zu den Informationen aus der Windows-Telemetrie hat Microsoft im Vorfeld der Windows-7-Entwicklung über 250.000 Anwender befragt und weitere 3.500 Anwender zu Usability-Studien eingeladen.
Nach Ansicht von Sinofsky war bei Windows Vista noch nicht das zum Betriebssystem gehörende „Ökosystem“ bereit. Das äußerte sich dadurch, dass mit dem Start von Windows Vista zahlreiche Treiber fehlten und auch Anwendungen nicht kompatibel waren. Dadurch, dass Windows 7 auf den Kernel von Windows Vista aufsetzt, soll dieser „Fehler“ dieses Mal vermieden.
Andererseits: Besagte Vista-Telemetrie hat auch gezeigt, dass die große Mehrheit an Anwendungskompatibilitätsfehlern (über 80 %!) auf den Installer zurückzuführen waren. Die Entwickler der Applikationen hatten im Installer die unterstützten Windows-Versionen „hardgecodet“, wodurch neue Windows-Versionen durch die Installer als nicht würdig zur Installation der Applikation erachtet wurden.
Windows 7: Die neue Oberfläche
Die neue Windows-7-Oberfläche ist derzeit nur in der Vorabversion ab der Build-Nummer 6933 zu sehen. Den Teilnehmern der PDC wird dagegen eine Windows-7-Fassung zur Verfügung gestellt, die die veraltete Build-Nummer 6801 trägt. Dieser Version fehlen wesentliche Elemente der neuen Windows-7-Oberfläche.
Die neue Windows-7-Oberfläche enthält ein wichtiges, neues Element, das sofort ins Auge sticht: Von geöffneten Applikationen erschienen große Icons in der Taskleiste. Es wird also nicht mehr ein kleines Icon inklusive eines Teils des Applikationsnamens angezeigt, was unnötig Platz auf der Taskleiste verschwendet.
Sind beispielsweise drei Instanzen des Internet Exporer geöffnet, dann erscheint nur ein Icon des IE in der Taskleiste. Fährt man mit der Maus über das Icon, dann werden die drei Fenster oder die geöffneten Reiter des IE als Thumbnail über der Taskleiste eingeblendet. Ein weiterer Klick und der Anwender kann die Originalgröße der Fenster einblenden, um so einen genaueren Blick darauf zu erhaschen, welche Websites genau geöffnet sind. Nicht mehr benötigte Fenster können aber auch schon in der Thumbnail-Ansicht geschlossen werden.
Ist beispielsweise Word geöffnet, dann wird das aktuell bearbeitete Dokument in einer Thumbnail-Ansicht angezeigt, sobald man mit dem Mauszeiger über das Word-Symbol in der Taskleiste fährt. Klickt man mit der rechten Maustaste auf das Word-Tasksymbol, dann öffnet sich ein Fenster, in dem alle zuletzt und häufig mit Word bearbeiteten Dokumente angezeigt werden.
Überaus praktisch für Anwender, die sich über den physischen Ort ihrer Dokumente nicht den Kopf zerbrechen möchten, sondern einfach nur schnell auf diese Dokumente zugreifen wollen. Ähnlich verhält sich Windows 7 auch bei einem geöffneten Windows Media Player oder einer Fotosoftware. Hier werden die jeweils zuletzt angehörten oder angesehenen Multimedia-Dateien über dem Taskbar-Icon eingeblendet und man kann per Mausklick die gewünschte Datei abspielen oder ansehen.
Microsoft bezeichnet diese Funktion als „Jump List“. Diese „Jump List“ findet sich auch im überarbeiteten Startmenü wieder. Wird links im Startmenü eine Anwendung ausgewählt, dann werden im rechten Bereich des Startmenüs die Dateien eingeblendet, die zuletzt mit der Anwendung bearbeitet wurden oder die Inhalte, die der Anwender häufig mit der Anwendung nutzt.
Microsoft Studien haben ergeben, dass Anwender in der Regel fünf bis 15 Fenster permanent geöffnet halten, obwohl sie überwiegend nur mit zwei Fenstern arbeiten. Das Ergebnis dieser Studie: In Windows 7 wird der Umgang mit Fenstern vereinfacht. Sobald man ein Fenster an die Seite schiebt, „hakt“ es sich dort fest und passt die Größe des Fensters an den auf dem Desktop zur Verfügung stehenden Platz an.
Weiteres Ergebnis der Microsoft-Studien: Wenn Anwender in einem Fenster arbeiten, dann aktivieren sie die maximale Größe des Fensters, um mehr Übersicht zu haben. Auch hier bietet Windows 7 eine Vereinfachung: Zieht man ein Fenster an den oberen Desktop-Rand, dann wird das betreffende Fenster automatisch auf die maximale Größe aufgezogen.
Die Programmsymbole auf der Taskleiste können per Maus so positioniert, wie man es haben möchte. Programme lassen sich außerdem per Drag & Drop vom Startmenü in die Taskleiste ziehen. Per Mausklick lassen sich die Elemente von der Taskleiste wieder entfernen, um Platz zu schaffen.
Aufgepepptes Systray & Themes
Auch der seit zig Windows-Versionen überladenen Systray nimmt man sich bei Windows 7 an: Die Elemente in der Systray lassen sich nun anpassen. Programme, die Symbole in der Systray anzeigen wollen, legen diese Icons zunächst in einen Pool/Ablage. Von dort aus kann der Anwender dann selber entscheiden, welche Elemente schließlich in der Systray angezeigt werden. Vorbei also die Zeiten, in der die Systray mit zu vielen Icons überladen war und man mit der Lupe nach dem gerade benötigten Systray-Icon suchen musste.
Die schicken Glas-Effekte der Windows-Vista-Oberfläche bleiben auch in Windows 7 erhalten. Microsofts Umfragen haben ergeben, dass Anwender den Glas-Effekt durchaus mögen, sich aber mehr Einstellungsmöglichkeiten wünschen. Das Ergebnis: In Windows 7 können Anwender die Farbe und die Transparenz des Glas-Effekts nach eigenem Belieben anpassen.
Auch sonst wünschen sich Windows-Anwender mehr Möglichkeiten zur Personalisierung des Desktops, dem Windows 7 mit Themes Rechnung tragen wird. Zahlreiche vorgefertigte Themes werden zur Auswahl stehen. Zusätzlich werden Anwender das Aussehen der Oberfläche detailliert festlegen können und diese Einstellungen als Theme abspeichern können. Per Mausklick kann dann mit einem neuen Themes-Einstellungsdialog der gewünschte Theme ausgewählt werden.
Gadgets bleiben, Seitenleiste fliegt raus
Die Seitenleiste aus Vista hat ausgedient und wird nicht in Windows 7 mehr enthalten sein. Gadgets werden nunmehr direkt auf dem Desktop ablegt und nicht mehr auf einer Seitenleiste. Wenn man ein Gadget per Maus an eine Desktop-Seite zieht, dann haken sie sich automatisch an der Desktop-Seite fest. Bei Touchscreens, die Windows 7 von Haus aus unterstützen wird, kann man die Gadgets per Finger an die gewünschte Stelle ziehen und ablegen.
Microsoft hat sich – unter anderem - dazu entschlossen die Seitenleise aus Windows zu entfernen, weil Laptops immer beliebter werden und jeder Platz auf den immer kleiner werdenden Bildschirmen wertvoll ist. Damit man allerdings auch schnell einen Blick auf die Gadgets werfen kann, die auf dem Desktop abgelegt sind, hat sich Microsoft einen Kniff einfallen lassen. Schließlich werden Gadgets nutzlos, wenn man beispielsweise nicht schnell und bequem die Temperatur ablesen kann, die ein Gadget anzeigt.
Rechts unten auf dem Desktop (rechts neben der Uhrzeit), findet sich ein neuer Bereich. Fährt man mit der Maus darüber, dann werden sofort alle aktuell geöffneten Fenster nur noch als Silhouette angezeigt, wodurch man einen freien Blick auf das Desktop hat. Klickt man mit der Maus auf den Bereich, dann werden alle Fenster minimiert und man kann sich den Gadgets widmen oder den anderen, auf dem Desktop abgelegten Inhalten.
Neues Action-Center hemmt Informationsflut
Windows-XP- und auch Vista-Anwender können ein Lied davon singen: Ständig will irgend ein wichtiges Programm auf irgendein wichtiges Ereignis per Hinweis-Fenster aufmerksam machen. Solche Hinweise sammelt Windows 7 künftig im neuen „Action Center“.
Im „Action Center“ (einen deutschen Namen gibt es noch nicht) landen alle Meldungen, die die auf dem System installierte Antiviren-Software, der Windows Defender, Windows Backup oder die Funktion „Probleme & Lösungen“ von sich geben wollen. Der Anwender hat damit über ein Symbol Zugriff auf diese Hinweis-Meldungen.
Das neue „Action Center“ soll dafür sorgen, dass die Zahl der auf dem Bildschirm erscheinenden Popup-Fenster massiv reduziert wird. Über die Einstellungen kann der Anwender aber auch detailliert festlegen, welche Hinweisefenster auch weiterhin erscheinen sollen. Auf Wunsch kann er aber auch festlegen, dass die Hinweisfenster generell klanglos im „Action Center“ landen sollen, damit er sich darum kümmern kann, wann er es will und nicht dann, wann es ihm die Applikationen vorschreiben.
Homegroup: Heimnetzwerke bequem und automatisch einrichten
Der Trend geht zum Zwei- oder gar Dritt-Rechner, die alle in einem Haushalt betrieben werden wollen. Windows 7 wird über eine neue Funktion verfügen, die den schlichten Namen „Homegroup“ trägt. Homegroup sorgt dafür, dass alle in einem Heimnetzwerk angeschlossenen Windows-7-Rechner sich gegenseitig finden können und damit alle auf den unterschiedlichen Rechnern abgelegten Dateien von jedem anderen Rechner aus erreichbar sind.
Bei der ersten Einrichtung des Heimnetzwerkes kann der Anwender ein Passwort vergeben, über das sich dann alle anderen Rechner im Netzwerk anmelden können. Das geschieht durch eine einfache Eingabe des Passworts.
Der Vorteil von Homegroup: Über den Explorer kann auf alle Dateien aller Rechner zugegriffen werden. Per Mausklick können etwa neue Bilder-Ordner der Bilder-Bibliothek des Heimnetzwerkes hinzugefügt werden. Wo die Bilder liegen ist egal, weil es sich bei der Bilder-Bibliothek um einen virtueller Ordner handelt. Das ist auch dann praktisch, wenn man den zur Verfügung stehenden Speicher erweitern möchte.
Wer sein Arbeits-Laptop nach Hause bringt, möchte natürlich unter Umständen nicht alle dort abgelegten Dateien im gesamten Netzwerk freigegeben. Der Anwender kann detailliert und per Mausklick festlegen, welche Ordner er freigeben möchte. Somit kann er beispielsweise auf alle Musikstücke im Heimnetzwerk zugreifen, während auf wichtige Dateien nur über seinen Rechner zugegriffen werden kann.
Eine weitere Funktion von Homegroup: Sobald ein Rechner dem Heimnetzwerk hinzugefügt wird, werden die für das Heimnetzwerk geltenden Einstellungen übernommen. So wird automatisch der Standard-Drucker umgestellt, so dass im Heimnetzwerk ausgedruckte Dateien auf einem Heim-Drucker landen und man nicht aus Versehen Dateien (an dem nicht angeschlossenen) Arbeits-Drucker anschließt. Wird der Rechner wieder aus dem Heimnetzwerk entfernt, werden auch die Einstellungen zurückgesetzt.
Touchscreen-optimierte Oberfläche
Die Oberfläche von Windows 7 wird für Touchscreens optimiert sein. Sobald der Anwender den Rechner über den Touchscreen bedient, wird der Mauszeiger ausgeblendet. Dort wo mit dem Finger auf dem Bildschirm getippt wird, erscheint eine Welle, die dem Anwender ein Feedback darüber gibt, auf welche Stelle er getippt hat.
Möchte man sich die „Jump List“ einer Applikation anzeigen lassen (also die zuletzt mit der Applikation geöffneten Dokumente), dann ist mit dem Finger natürlich kein Rechtsklick im Maus-Sinne möglich. Hier kommen Gesten zum Einsatz: Der Anwender hält den Finger auf das Icon in der Taskleiste und zieht den Finger dann nach oben. Die anschließend angezeigte „Jump List“ präsentiert sich größer, als wenn man sie per Maus aktiviert hat. Der Grund: So ist mehr Platz, um mit dem Finger auf einen Eintrag der „Jump List“ zu tippen. Auch das Aufklappen der Adresszeile des Internet Explorer funktioniert per Geste: Einfach Finger in die Adresszeile halten, den Finger nach unten ziehen und die Adresszeile klappt aus.
Auch das Verschieben von Fenstern ist per Finger möglich und die Navigation innerhalb eines Dokuments. Stößt man dabei an das Ende oder an den Anfang eines Dokuments, dann wackelt das Fenster, um dem Anwender optisch zu signalisieren, dass es in die jeweilige Richtung nicht weitergeht.
Diverse Windows-Applikationen sind ebenfalls auf die Fingerbedienung ausgerichtet. So können im neu gestalteten Paint (jetzt mit mehr Funktionen und aus Office 2007 bekannten Ribbon-Leiste) mit den Fingern gezeichnet werden. Auch Fotos lassen sich mit dem Spreizen der Finger vergrößern oder an die gewünschte Position befördern.
Device Stage: Geräte-Verwaltung deluxe
Auf den Namen „Device Stage“ hat Microsoft eine neue Funktion in Windows 7 getauft, bei der künftig Anwender einen besseren Überblick darüber behalten, welche Geräte an einem Rechner angeschlossen sind. In bisherigen Windows-Versionen kommen oft Dummy-Bilder für Geräteklassen zum Einsatz. Wird in Windows 7 ein Gerät (Drucker, Multifunktionsgerät, Handy) angeschlossen, dann findet sich in der Hardware-Übersicht genau das Bild von dem Gerät, dass angeschlossenen worden ist.
Im „Device Stage“ werden alle genau zu dem Gerät passenden Funktionen aufgelistet. Das kann beispielsweise bei einem Handy der Ladezustand des Akkus und die Information darüber sein, wie viele Bilder oder MP3-Dateien auf dem Gerät abgelegt sind. Der „Device Stage“ bietet dem Anwender darüberhinaus die Möglichkeit an, den Klingelton zu wechseln oder Bilder und Musikstücke mit dem Gerät zu synchronisieren. Oder – auch das ist möglich – im Device Stage befindet sich ein Link, der zum Handbuch für das Gerät führt.
Praktisch ist dies auch bei Multifunktionsgeräten (Drucker inklusive Scanner und Speicherkartenleser). Bisher waren alle Funktionen, die die Geräte boten, wild in Windows verteilt. Der „Device Stage“ erlaubt es dem Anwender künftig, alle Funktionen des Geräts auf einen Blick zu sehen und nutzen zu können.
Technisch wird der „Device Stage“ über ein XML-Dokument gelöst, dass die Hersteller der Geräte erstellen müssen. Dieses XML-Dokument wird dann anschließend von Microsoft signiert und wieder an die Hersteller zurückgegeben, damit diese es mit ihrem Gerät ausliefern können. Alternativ wird Microsoft auch die Möglichkeit anbieten, dieses XML-Dokument über die Update-Funktion von Windows auszuliefern. Da die Hersteller bei der Gestaltung der „Device Stage“ frei sind und auch Links ablegen können, die zu ihren Shops (für Zubehör & Co.) führen, dürfte der Anklang bei den Geräte-Herstellern groß sein.
Wird beispielsweise eine Kamera an den Windows-7-Rechner angeschlossen, dann hat der Anwender über das „Device Stage“ Zugriff auf alle ihre Funktionen und kann die dort abgelegten Bilder mit dem Rechner synchronisieren. Zusätzlich wird das Gerät aber auch als Symbol in der Taskleiste angezeigt – auch hier wieder meinem Bild, das genau dem angeschlossenen Gerät entspricht. Geräte verhalten sich wie Applikationen und bleiben solange sie angeschlossen sind in der Taskleiste.
Bei Plug & Play-Geräten können auch Aktionen festgelegt werden, die immer dann ausgeführt werden, wenn das Gerät angeschlossen wird. Bei einer Kamera beispielsweise: Alle Bilder per Foto-Galerie auf den lokalen Rechner übertragen. Dem Anwender bleibt es überlassen, welche Aktionen er mit welcher Anwendung ausführen möchte.
Netzwerk-Kontrolle & Codec-Vielfalt
Das Verbinden mit einem drahtlosen Netzwerk gestaltet sich in Windows 7 äußerst komfortabel: Das gewünschte Netzwerk kann direkt über das Systray-Icon ausgewählt werden. Die zur Auswahl stehenden Netzwerke werden einfach über dem Systray-Icon eingeblendet. Ist die Eingabe eines Passworts notwendig, so geschieht dies auch im kleinen Fenster über dem Systray-Icon. Analog verhält sich auch das Bluetooth-Icon in der Systray: Es listet per Mausklick alle zur Verfügung stehenden Geräte auf, mit denen in Kontakt getreten werden kann.
Bei Windows 7 wird Microsoft auch für ein Codec-Vielfalt sorgen. Künftig soll der Anwender alle Inhalte abspielen können, egal welchen Codec sie benötigen. Dafür will Microsoft alle gängigen Codecs in Windows 7 integrieren. Inklusive DivX- und ähnlicher Codecs. Auch die Wiedergabe von AAC-Dateien wird in Windows 7 von Haus aus möglich sein. Nur Fairplay-Dateien wird Windows 7 nicht abspielen können. Der Grund: Fairplay darf niemand lizensieren – auch nicht Microsoft. Aus diesem Grund hat sich Microsoft auch dazu entschieden, dass der Windows Media Player in Windows 7 erst gar nicht mit Fairplay geschützte Inhalte anzeigt, weil diese sowieso nicht abspielbar wären.
Mehr Performance: Verbesserungen unter der Haube
Echte Abstürze sind schon seit Windows Vista seltener geworden und bei Windows 7 soll noch mal zugelegt werden, was den Umgang mit Abstürzen angeht. Windows 7 wird neue Routinen enthalten, die bei Abstürzen genau analysieren was schief gelaufen ist, um dann mit Microsoft und auf Wunsch des Anwenders in Kontakt zu treten und nach einer Lösung für die Probleme zu suchen. Sobald eine Lösung vorliegt, wird der Anwender informiert und das Problem sollte dann gelöst sein.
Da Windows auch auf mobilen Rechnern beliebt ist, spendiert Microsoft Windows 7 mit Powercfg ein Tool, dass das System analysiert und feststellt, welche Komponenten oder Einstellungen für eine Verringerung der Akkulaufzeit sorgen. Auch hier kann der Anwender dann per Mausklick dafür sorgen, dass die Probleme behoben und damit die Akkulaufzeit erhöht wird.
Für grundlegende Probleme, die beim Einsatz von Windows auftauchen können, wird Windows 7 die „Windows Troubleshooting Platform“ nutzen. In einer Übersicht erhält der Anwender in 10 Kategorien Probleme aufgelistet, die in Windows auftauchen könnten und per Mausklick kann das System überprüfen, ob der Fehler vorliegt und das Problem lösen. Ein Beispiel: Unter Windows Vista konnte es vorkommen, dass die Aero-Oberfläche sich plötzlich abschaltete und der Anwender musste dann mühsam die Ursache dafür finden. Die „Windows Troubleshooting Platform“ wird dem Anwender die Option „Aero-Effekte nicht aktiviert“ anbieten. Sobald man auf diesen Punkt klickt, wird die Ursache für das Problem analysiert, ausgegeben und dann behoben.
Der „Problem Steps Recorder“ soll insbesondere die Problemlösung bei Windows 7 im Unternehmenseinsatz vereinfachen. Klassisches Beispiel: Der Anwender hat ein Problem und muss dieses dann mühsam dem Administrator erläutern. Mit dem „Problem Steps Recorder“ nimmt der Anwender einfach das Problem „auf“. Dabei wird automatisch ein ausführliches Dokument erstellt, dem der Administrator per Text und Screenshots entnehmen kann, welche Aktionen der Anwender durchgeführt hat, die schließlich zum Problem führten.
Apropos Unternehmenseinsatz: Microsoft wird in Windows 7 die Bitlocker-Funktion auch auf mobile Datenträger erweitern. Die Funktion trägt den Namen „Bitlocker to Go“. Administratoren können dann festlegen, dass Anwender nur noch USB-Sticks an einen Unternehmensrechner anschließen dürfen, die per Bitlocker geschützt sind.
Speicherleck gestopft: Aero wird genügsamer
Oft in der Kritik, wenn es um Vista geht: Der Speicherverbrauch der Aero-Oberfläche. Microsoft räumt ein, dass Vista in dieser Hinsicht tatsächlich mehr oder weniger ein „Macke“ hat, denn der Speicherverbauch richtete sich nicht nur an der Anzahl der geöffneten Fenster, sondern auch nach deren Größe. Durch die neue Version 1.1 der Wddm-Treiber soll dieses Problem in Windows 7 behoben werden. In Windows 7 wird der Speicherverbauch von Aero gleich bleiben, egal wie viele Fenster geöffnet werden.
Auch beim Booten soll Windows 7 deutlich schneller werden. Das will Microsoft dadurch erreichen, dass bei Windows 7 künftig beim Bootvorgang mehr Geräte parallel initialisiert werden können und auch weniger Bytes beim Bootvorgang geladen werden müssen.
Auch die Installation von Windows 7 soll vereinfacht werden: Microsoft führte auf der PDC 2008 vor, wie Windows 7 schnell und einfach per USB-Stick auf einem Rechner installiert werden kann. Eigentlich für Unternehmen gedacht, dürften sich auch viele Endanwender über diese Funktion freuen. Bisher war die Windows-Vista-Installation per USB-Stick nur per Trick möglich.
Nicht in Windows 7: Windows Live Anwendungen extra
Eine Reihe von Anwendungen, die man bisher von Windows gewohnt ist, werden nicht mehr in Windows 7 enthalten sein. Anwender werden diese Anwendungen nach der Installation von Windows 7 extra herunterladen und installieren müssen. Damit dies auch passiert, will Microsoft die Windows-Live-Anwendungen gehörig aufpeppen, um sie so attraktiver zu machen.
Der Vista-Nachfolger wird nach Ansicht von Microsoft aus dem Betriebssystem selbst, also Windows 7, bestehen und aus Windows Live Essentials und Windows Live Services. Zu Windows Live Essentials gehören die diversen (Desktop-)Applikationen, wie beispielsweise Windows Live Mail, Windows Live Fotogalerie, Windows Live Writer, Outlook Connector, Windows Live Messenger und Windows Live Movie Maker. Unter Windows Live Services werden dagegen reine Online-Dienste zusammengefasst, zu denen Hotmail, Groups, Photos, Kalender, Skydrive und Spaces gehören.
Mit dem Zusatz „Wave 3“ wird Microsoft ab dem 12. November neue Versionen der jeweiligen Windows-Live-Applikationen ausliefern. Windows Live Fotogalerie wird beispielsweise durch neue Bildbearbeitungsfunktionen aufgepeppt und erhält auch eine Funktion, mit der auf Bilder abgebildete Personen getaggt werden können.
Viele Anwender besitzen viele Mail-Konten. Das berücksichtigt künftig auch Windows Live Mail, dass den Zugriff auf beliebig vielen Pop3-Konten erlauben wird. Zusätzlich will Microsoft auch die Verwaltung von Kontakten vereinheitlichen und in Windows Live Messenger künftig ermöglichen, die Kontakte in Gruppen zu sortieren.
Wie letztendlich Microsoft den Windows-7-Anwendern die Windows Live-Dienste und Applikationen schmackhaft machen wird, bleibt abzuwarten. Anzunehmen ist, dass nach der Installation des Betriebssystems Links auf dem Desktop abgelegt sind, die zum Download oder zur Nutzung von Windows Live auffordern.
Bei der Entwicklung von Windows 7 ergibt sich der Vorteil, dass die Entwickler nicht auf die unzähligen Teilapplikationen achten müssen, die eigentlich nur Windows-Beiwerk sind. Damit können sie sich rein auf das Betriebssystem konzentrieren und Verzögerungen bei der Entwicklung der Live-Anwendungen haben keine Auswirkung auf die Entwicklung des Betriebssystems.
Roadmap: Keine öffentliche Beta dieses Mal?
Eins war dem Windows-7-Chef Steven SInofsky bisher nicht zu entnehmen: Wann wird Windows 7 eigentlich erscheinen? Seine Standardantwort auf diese Frage lautet einfach: „ We will ship, when it´s ready“.
Der Weg bis zur finalen Version wird auf der PDC 2008 wie folgt gezeichnet:
1. Pre-Beta
2. „E7“ Blog -> Microsoft will Verbindung mit den Nutzern der Pre-Beta herstellen und dies soll über den E7-Blog geschehen.
3. Beta
4. Connect.microsoft.com
5. Feedback Tool
6. CEIP Data (Daten des Customer Experience Improvement Program)
7. Release Candidate to RTM phase
Wann die jeweilige Stufe erreicht wird, wird nicht kommuniziert. Sinofsky signalisierte lediglich, dass man intern ungefähr wisse, zu welchem Zeitpunkt von einer Stufe zur nächsten gewechselt werden müsste und es hierfür auch Zeitpläne gäbe.
Bleibt es also an uns, zu spekulieren: Anzunehmen ist, dass Windows 7 noch in diesem Jahr das Beta-Stadium erreichen wird. Die Vorabversionen machen allesamt einen bemerkenswert ausgereiften Zustand. Im Frühjahr könnte dann schon der Release-Candidate-Status erreicht werden und der Kreis der Tester ausgedehnt werden. Je nach Anzahl der Release Candidates könnte dann Im Spätsommer oder Herbst 2009 der RTM-Status (Release to Manufacture) erreicht werden.
Darauf, ob es auch bei Windows 7 einen öffentlichen Test geben wird, wollte Sinofsky sich nicht festlegen. Er äußerte nur die Meinung, dass das Input von Unzähligen von Testern nicht unbedingt förderlicher sei, als bei einem vergleichsweise kleineren Kreis an Testern.
Pre-Beta-M3-Fazit: Das Schweigen hat ein Ende und ein „Aber“ bleibt…
Microsoft zeigt eine Pre-Beta, also geben wir auch nur ein Pre--Beta-Fazit ab: Microsoft hat sich lange zum Thema Windows 7 ausgeschwiegen. Der Grund war einfach: Man wollte im Vorfeld nicht zu viel versprechen, nur um dann später feststellen zu müssen, dass die eine oder andere versprochene Funktion dann doch nicht ihren Weg in Windows 7 findet. Auf der PDC 2008 hat Microsoft nun das Schweigen gebrochen und ein neues Bild von Windows 7 gezeichnet: Windows 7 hat jede Menge Verbesserungen und Neuerungen zu bieten. Aber jede Medaille hat zwei Seiten.
Noch will der Funke nämlich nicht richtig herüberspringen: Vieles, was jetzt in Windows 7 gezeigt wird, könnte man auch in Windows Vista erwarten. Beispielsweise per Service Pack 3. Letztendlich bleibt es abzuwarten, wie Microsoft die bisherigen Windows-Vista-Anwender davon überzeugen will, zu Windows 7 zu greifen. Für Windows-XP-Anwender, die in den vergangenen zwei bis (sagen wir mal) vier Jahren einen neuen Rechner gekauft haben, dürfte Windows 7 letztendlich der Ansporn sein, ihrem modernen Rechner auch ein moderneres Betriebssystem zu gönnen. Wer aber im Augenblick mit dem Gedanken spielt, Windows Vista zu erwerben, dem dürfte dieser Bericht über Windows 7 zum Grübeln bringen: Jetzt Windows Vista kaufen und in wenigen Monaten Windows 7, oder lieber doch warten, um dass bessere Windows Vista zu kaufen, nämlich Windows 7?
Denn seien wir mal ehrlich: Windows 7 ist nichts anderes als ein Windows Vista, dem noch mehr Zeit für die Entwicklung blieb. Oder Microsoft lässt noch weitere Katzen aus dem Sack, was aufgrund des Zeitdrucks nicht zu erwarten ist. Zwar will sich Microsoft derzeit partout nicht auf einen Erscheinungstermin festlegen, aber Windows 7 macht schon jetzt einen enorm fortgeschrittenen Eindruck, dass ein Erscheinen Ende 2009 (für Unternehmen) bzw. Anfang 2010 (für Endkunden) durchaus realistisch ist.
Schaun mer mal was da noch kommt und ob sich Microsoft die eine oder andere Überraschung für später aufgehoben hat. Schaden würde es nicht. (pcwelt/cm)