Windows 10 S

Alle Infos zum neuen Windows 10 Light

23.06.2017 von Panagiotis Kolokythas
Microsoft hat mit Windows 10 S eine kostenlose Light-Variante von Windows 10 vorgestellt. Wir beantworten alle Fragen.
Die Windows-10-Familie hat einen Neuzugang: Windows 10 S.
Foto: IDG

Die Familie der Windows-10-Betriebssysteme für Konsumenten erhält Zuwachs: Microsoft hat das neue Windows 10 S am 2. Mai 2017 vorgestellt, welches sich seit dem 15. Juni 2017 zwischen Windows 10 Home und Windows 10 Pro einreiht. Die gute Nachricht: Windows 10 S ist deutlich günstiger. Allerdings ist es nur für Lehrer und Schüler erhältlich. Und in Verbindung mit dem neuen Surface Laptop, welches standardmäßig nur mit Windows 10 S ausgeliefert wird. Aber der Reihe nach. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um Windows 10 S.

Das Surface Laptop ist im Microsoft Online Store zu Preisen ab 1.149 Euro für alle Interessierten sowie mit Preisnachlass für Lehrer und Studenten ab 1.034 Euro in diversen Konfigurationen erhältlich. In der Startzeit kann kostenlos zu Windows 10 Pro gewechselt werden.

Was ist Windows 10 S?

Windows 10 S ist eine spezielle, angepasste Variante von Windows 10 Pro, auf der nur Apps aus dem Windows Store lauffähig sind. Dies soll den Vorteil haben, dass das System auch über die Zeit hinweg sicher, stabil und schnell läuft. Microsoft verspricht auch eine bessere Performance, weil auf typischen Windows-10-S-Rechnern deutlich weniger Hintergrundprozesse laufen werden. Dadurch, dass auf einem Gerät nur Store-Apps lauffähig sind, werden diese auch eine deutlich längere Laufzeit bieten, weil diese in der Regel deutlich energie-effizienter programmiert sind.

Wie unterscheidet sich Windows 10 S von Windows RT?

Das gefloppte Windows RT war als Billig-Windows-Variante für Geräte mit ARM-Prozessoren konzipiert. Auch hier durften nur Applikationen aus dem Store verwendet werden. Viel wichtiger noch: Die Applikationen mussten für den Einsatz auf der ARM-Plattform kompiliert werden. Ziel war es, den Herstellern von Rechnern die Möglichkeit anzubieten, günstige Geräte auf den Markt zu bringen. Genau darauf zielt auch Windows 10 S ab. Allerdings begrenzt auf den Schul- und Lehrsektor.

Laufen unter Windows 10 also alle x86-basierten Anwendungen?

Ja - mit der wichtigen Einschränkung, dass diese als Windows-Store-App verpackt und über diesen Windows-Marktplatz auch ausgeliefert werden müssen. Der Vorteil: Die Anwendungen werden damit über eine sichere Quelle an die Nutzer ausgeliefert. Wie genau Microsoft technisch die Installation von Anwendungen verhindert, die nicht aus dem Windows Store stammen, ist nicht bekannt. Ebenso ist nicht bekannt, ob diese Sperre nicht doch mit mehr oder weniger einfachen Mitteln aufgehoben werden kann.

Windows 10 S - dürfen Firefox oder Chrome darauf laufen?

Gute Frage: Laut Microsoft steht es den Entwicklern offen, ihre Browser für die Zertifizierung für den Windows Store einzureichen. Der Entwickler Eric Lawrence weist aber per Tweetauf eine für die Universal-Windows-App-Plattform geltende Regel seitens Microsoft hin. Im Regelwerk schreibt Microsoft unter "10.2 Security" im Unterpunkt "10.2.1" vor, dass Apps, mit denen im Web gesurft werden kann, eine von der Windows Plattform bereitgestellte HTML- und Javascript-Engine verwenden müssen. Konkret ist damit der von Microsoft entwickelte, proprietäre HTML-Renderer EdgeHTML gemeint.

Theoretisch könnte Microsoft zwar eine Ausnahme für Mozilla, Chrome & Co. machen. Andere Entwickler dürften dann aber entsprechend sauer reagieren

Die Regel ist übrigens nicht ungewöhnlich: Auch Apple verbietet auf der iOS-Plattform die Nutzung und Verbreitung von Apps, die nicht Webkit und Webkit-Javascript verwenden.

Wofür steht das "S" in Windows 10 S?

Gute Frage. Dazu hat sich Microsoft (noch) nicht konkret geäußert. Das "S" könnte für "School" also "Schule" oder "Store" stehen. Oder für "Student". Windows-Chef Terry Myerson wies bei der Vorstellung auf die vier wichtigen Merkmale von Windows 10 S hin, die allesamt mit dem Buchstaben "S" beginnen. Demnach sei Windows 10 S: Secure (sicher), biete eine "superior performance" (überlegende Performance), sei "streamlined for simplicity" (auf einfach getrimmt) und besitze "the soul of Windows 10" (die Seele von Windows 10).

Gegenüber PC-WELT erklärte Microsoft, dass das "S" in Windows 10 S für die beiden "S" in "secure" und "superior performance" steht.

Windows 10 S: Hat die Einschränkung auf Windows-Store-Apps Vorteile?

Ja - die Apps werden von Microsoft entsprechend auf Malware hin untersucht. Außerdem laufen die über den Windows Store verbreiteten Apps auf dem Rechner in einem Container und "verschmutzen" damit nicht das System. Nach der Deinstallation sind alle Spuren der Software also verschwunden. Auf Dauer wird ein Windows-10S-System also nicht - wie sonst bei Windows-System üblich - langsamer. Jeder Entwickler einer Anwendung kann diese kostenlos für die Verbreitung via Windows Store einreichen. An den Umsätzen wird dann aber Microsoft beteiligt - wie bei jedem anderen App-Store auch.

Und was ist mit Treibern unter Windows 10 S?

Unter Windows 10 S sind nur von Microsoft signierte und über Windows Update verfügbare Treiber nutzbar. Damit ist also Windows 10 S nicht zwingend kompatibel mit jeder für Windows 10 verfügbaren Hardware. Laut Microsoft sind Nutzer auf der sicheren Seite, die Hardware besitzen, die maximal um die drei Jahre alt ist. Für diese Hardware dürfte dann in der Regel auch der passende Treiber via Windows Update erhältlich sein. Bei vielen (älteren) Geräten wird sich unter Windows 10 S oft vielleicht nur ein Treiber über Windows Update installieren lassen, der die rudimentäre Nutzung des Geräts zulässt. Im Falle eines Druckers kann dies beispielsweise bedeuten: Der Drucker kann zum Ausdrucken unter Windows 10 S zwar verwendet werden, diverse Extra-Funktionen, die der Geräte-Hersteller über spezielle Treiber anbietet, sind dann aber nicht nutzbar.

Windows 10 S für Nutzer, die Windows mit Hilfstechnologien verwenden

Microsoft weist ausdrücklich darauf hin, dass viele Hilfstechnologien-Apps aktuell nicht über den Windows Store erhältlich sind. Für Windows-Nutzer, die zur Bedienung des Rechners auf diese Hilfstechnologien angewiesen sind, empfiehlt es sich also, vor der Nutzung von Windows 10 S zu überprüfen, ob die Hilfstechnologien-Apps verfügbar sind oder nicht.

Wozu braucht es überhaupt ein Windows 10 S?

Die Chromebooks von Google werden in Schulen - vor allem, aber nicht nur in den USA - immer beliebter. Microsoft will in diesem Markt mitmischen und Rechner mit Windows 10 S werden ab Sommer für ab 189 US-Dollar erhältlich sein. Aufgrund seines Sicherheitskonzepts können die Schulen mit ruhigem Gewissen entsprechend mit Windows 10 S ausgestattete Rechner an die Schüler ausliefern. Es besteht nicht die Gefahr, dass die Rechner binnen Stunden mit Malware verseucht werden.

Außerdem liefert Microsoft auch die für die Administration der Rechner benötigten Tools. Der wichtigste Vorteil ist, dass alle Geräte mit Windows 10 S von der Grund-Ausstattung her gleich und damit einfacher in einer Bildungseinrichtung verwaltbar sind. Über einen USB-Stick, so Microsoft, wird es binnen 30 Sekunden möglich sein, eine entsprechend von einer Schule angepasste Windows-10-S-Version auf einem Gerät zu installieren. Als Beispiel nennt Microsoft eine Schule in Colorado, bei der binnen eines Tages mit 10 solcher USB-Sticks das neue Windows 10 S im Rahmen eines Testprojekts auf über 600 Laptops installiert wurde.

Als Zugabe gibt es im ersten Jahr auch noch Minecraft Education Edition und Office 365 for Education gratis. Microsoft weist auch in dem Zusammenhang darauf hin, dass die Windows-10-S-Rechner deutlich mehr Leistung als Chromebooks bieten werden.

Wird es Rechner mit Windows 10 S auch im Handel geben?

Ja. Mit entsprechenden Angeboten ist bereits demnächst zu rechnen. Windows-10S-Rechner werden also nicht nur an Schulen und andere Bildungseinrichtungen verkauft, sondern künftig auch bei MediaMarkt & Co. Die Ausstattung eines Rechners mit einer Windows-10S-Lizenz dürfte für die Hersteller günstiger sein, als wenn sie diese mit einer Windows-10-Home- oder gar Windows-10-Pro-Lizenz ausliefern. Wie hoch die Lizenzkosten genau ausfallen, verhandelt Microsoft jeweils mit den Herstellern. Klar ist aber: Wer einen Rechner mit Windows 10 S für einen niedrigen Preis kauft, wird wohl nicht die Möglichkeit erhalten, kostenlos bis Ende 2017 auf Windows 10 Pro umzusteigen. Hier dürfte also generell die Wechsel-Gebühr von 50 US-Dollar (bzw. 50 Euro) anfallen.

Können unter Windows 10 S auch Chrome oder Firefox genutzt werden?

Jein - der Standardbrowser von Windows 10 S ist Microsoft Edge. Theoretisch ist es möglich, einen anderen Browser auf dem System zu verwenden, wenn dieser über den Windows Store verfügbar ist. Allerdings bleibt auch nach dessen Installation Edge der Standardbrowser auf dem System. Auch die Standardsuchmaschine in Microsoft Edge kann nicht geändert werden. Es bleibt also bei Bing...

Sobald der Nutzer unter Windows 10 S versucht, eine Desktop-Applikationen, sagen wir mal, via mozilla.com, herunterzuladen, erscheint auf dem Bildschirm ein Erinnerungshinweis, dass nur die Installation von Windows-Store-Apps gestattet ist. In vielen Fällen wird als Alternative dann eine App aus dem Windows Store vorgeschlagen.

Wieviel kostet Windows 10 S?

Nichts - allerdings wird Windows 10 S ausschließlich mit Rechnern erhältlich sein. Microsoft selbst hat das Surface Laptop vorgestellt. OEM-Partner wie Acer, Dell, HP, Fujitsu etc, Asus, Samsung, Toshiba werden Rechner mit Windows 10 S ab 189 US-Dollar anbieten.

Wird es Windows 10 S auch als OEM-Version geben?

Ja - gemäß deutscher Rechtsprechung wird es Windows 10 S wohl auch als OEM-Version hierzulande geben. Wir sind gespannt auf den Preis. Spätestens am 15. Juni - mit der Verfügbarkeit des Surface Laptops - wird auch Windows 10 S erhältlich sein.

Ist ein Upgrade auf eine "echtes" Windows 10 möglich?

Ja. Für rund 50 US-Dollar (und wahrscheinlich auch 50 Euro) wird über den Windows Store jederzeit ein Wechsel auf Windows 10 Pro möglich sein. Die Käufer des Surface Laptop dürfen im Jahr 2017 das Update auch gratis durchführen. Bildungseinrichtungen, die Windows 10 Pro bereits für die Rechner ihrer Schüler verwenden, dürfen stattdessen auch gratis Windows 10 S verwenden.

Wer allerdings von Windows 10 S auf Windows 10 Pro wechselt, kann nicht wieder zurück.

Windows 10 gibt es für Consumer nun in folgenden Varianten

Wie unterscheiden sich Windows 10 Home, Windows 10 S und Windows 10 Pro?

Hier die wichtigsten Unterschiede (und Gemeinsamkeiten) laut Microsoft.

Konfiguration und Features*

Windows 10 S

Windows 10 Home

Windows 10 Pro

Nicht im Windows Store verfügbare Anwendungen

X

X

Lokaler Domänenbeitritt

X

Azure AD-Domänenbeitritt

X

X

Windows Store-Apps (einschließlich Win32-Centennial-Apps)

X

X

X

Standardbrowser festgelegt auf Microsoft Edge

X

Konfigurierbar

Konfigurierbar

Windows Update for Business

X

X

Windows Store für Unternehmen

X

X

Verwaltung mobiler Geräte (MDM)

X

Eingeschränkt

X

BitLocker

X

X

Roaming für Unternehmen mit Azure AD

X

X

Freigegebene PC-Konfiguration

X

X

(PC-Welt)