Flash-Festplatten

Aktuelle SSDs für den Mac im Test

01.02.2016 von Christian Möller
SSD-Festplatten sind wesentlich schneller als magnetische Laufwerke. Im Macbook oder Mac Mini sorgen sie für ein ganz neues Arbeitsgefühl. Wir testen aktuelle SSDs mit bis zu 2 Terabyte Kapazität.

Eine SSD-Platte ist in der Praxis ist immer wieder ein Erlebnis, vor allem für den, der bislang ausschließlich mit magnetischen Massenspeichern zu tun hatte. Programme starten quasi sofort. Fenster füllen sich so schnell mit Inhalten, dass das Auge kaum nachkommt. Dank der extrem kurzen Zugriffszeiten und hohen Datenraten fühlt sich ein älterer Mac – ausgestattet mit einer SSD-Festplatte – wie ein ganz neuer Rechner an. Apple hat das schon früh erkannt und inzwischen sind fast alle aktuellen Macs ab Werk mit SSDs ausgestattet. Aber auch ältere Modell können profitieren, indem man sie aufrüstet.

So testet unsere Schwesterpublikation Macwelt

Testumgebung: Sämtliche Messungen führen wir mit einem Mac Mini, Core i5, 2,3 Gigahertz (Baujahr 2011) unter OS X 10.10.4 durch. Die Leistungsfähigkeit einer SSD-Platte bewerten wir anhand verschiedener Tests. Der Lowlevel-Benchmark lotet die maximale Übertragungsrate der Festplatten mit möglichst wenig Betriebssystem-Overhead aus. Damit lassen sich die Angaben in den Datenblättern der Hersteller überprüfen. Um die Performance der Laufwerke in der Praxis zu untersuchen, duplizieren wir im Finder einen Ordner, der insgesamt zwei Gigabyte Daten enthält. Darunter sind auch über 16000 sehr kleine Dateien. Daneben messen wir die Bootzeit aus dem Kaltstart bis in den Finder, die Startzeit von Microsoft Word und die Ausschaltzeit.

Testwertung: Die Gesamtnote setzt sich aus vier Einzelnoten zusammen. Die Kapazität und sonstige Ausstattung geht zu 40 Prozent in die Note ein. Sämtliche Geschwindigkeitsmessungen fließen in die Leistungsnote (40 Prozent) ein. Lautheit und Stromverbrauch gehen mit jeweils 10 Prozent in die Gesamtnote ein.

Nach dem großen SSD-Hype in den letzten Jahren lichtet sich nun das Feld der SSD-Hersteller, nur größere Firmen mit bekannten Namen können auf Dauer überleben. Die Preise sinken dennoch immer weiter. Inzwischen bekommt man ein Gigabyte SSD-Speicher für gut 5 Cent. Doch welche SSD soll man nehmen? Wie immer gibt es Ausreißer, die sich durch positive oder negative Merkmale herausheben. Wir kommen Ihnen im Test auf die Spur.

Flash-Speicher kennt man hauptsächlich von Speicher-Chips für Digitalkameras oder USB-Sticks. Meist bekommt man hier preiswerte Modelle mit 8 bis 128 Gigabyte Kapazität. Auf Geschwindigkeit muss man dabei nicht sonderlich viel Wert legen, denn USB-Flash-Speicher dienen hauptsächlich als Transportmedium für kleine und mittlere Dateien. Das ändert sich, wenn man Flash-Speicher als Ersatz für interne Festplatten benutzen will. Hier nennt man den Flash-Speicher „SSD“ (Solid State Disk).

Mit über 500 MB pro Sekunde schafft es die Crucial MX200 den SATA-III-Anschluss in unseren Test-Mac-Mini zu sättigen. Mehr ist in der Praxis kaum noch möglich.

SSD-Controller mit oder ohne Cache

Flash-Festplatten greifen auf den Trick der Parallelisierung zurück. Die Daten werden dabei ähnlich wie bei einem Raid-System auf mehrere Flash-Chips verteilt und gleichzeitig geschrieben oder gelesen. Die Anzahl dieser „Kanäle“ pro Laufwerk bestimmt dessen maximale Übertragungsgeschwindigkeit. Aktuelle SSD-Festplatten arbeiten mit vier oder acht parallelen Kanälen.

Diese Macs lassen sich mit SSD-Festplatten nachrüsten

Der Einbau einer Standard-SSD Platte im 2,5-Zoll-Formfaktor ist leider nicht mehr in allen Macs möglich. Außen vor bleiben inzwischen sämtliche aktuellen mobilen Macs mit Ausnahme des 13-Zoll-Macbook Pro (mit optischem Laufwerk). Alle anderen Modelle kommen bereits ab Werk mit SSD-Speicher oder einem Fusion Drive. Der SSD-Teil ist hier meist per PCI-Express angebunden und Apple verwendet einen proprietären Anschlussstecker. Standard-Platten passen hier leider nicht mehr.

Entscheidend für die Geschwindigkeit einer SSD-Platte ist der eingesetzte Controller-Chip. Auf dem Markt verbreitet sind die Hersteller Phison, Marvell und Toshiba. Samsung und Transcend stellen ihre eigenen Controller her. Die Hersteller gehen bei den Controller-Technologien teilweise unterschiedliche Wege, vor allem was den internen Cache angeht. Samsung baut satte 2 GB in die Pro-Version seiner 850er-Serie ein, während OCZ auf zusätzlichen, flüchtigen Cache-Speicher komplett verzichtet. Stattdessen kommt ein Bereich mit schnellem SLC-Flash-Speicher zum Einsatz, in den der Controller zunächst alle ankommenden Daten ablegt und sie später, wenn gerade nicht viel zu tun ist, auf den langsameren TLC-Flash umkopiert.

Samsung ist einer der wenigen Hersteller, die sowohl die Flash-Chips als auch den SSD-Controller selber entwickeln und produzieren.
Foto: Macwelt

Die Zeitspanne, die zwischen Absenden beispielsweise eines Lesebefehls bis zum Eintreffen der Daten vergeht, nennt man Zugriffszeit. Bei magnetischen Festplatten liegt sie in der Regel zwischen sieben und 18 Millisekunden. Gerade hier sind Flash-Laufwerke im Vorteil. Es gibt keine mechanischen Komponenten, die bewegt werden müssen, die Daten liegen also wesentlich schneller vor. Wir messen im Test Werte zwischen 0,11 und 0,27 Millisekunden. Das ist um Welten besser im Vergleich zu magnetischen Festplatten. Die Zugriffszeit ist der Punkt, der sich am meisten auf die „gefühlte“ Geschwindigkeit des Mac auswirkt.

Problemfall alte Macs

Interne SSD-Platten werden genau wie herkömmlich Festplatte am Serial-ATA-Anschluss (SATA) betrieben. Aktuelle SSDs können in älteren Macs jedoch Ärger machen

Der aktuelle SATA-III-Standard schaufelt bis zu sechs Gigabit pro Sekunde über die serielle Datenleitung. Die meisten Macs bis zum Baujahr 2012 profitieren davon, denn die modernen Intel-Chipsätze sind SATA-III-fähig. Anders sieht das mit älteren Mac-Modellen aus. Bieten sie nur SATA-II-Geschwindigkeit, halbiert sich die maximale Datenrate auf drei Gigabit pro Sekunde. Einige moderne SSD-Platten zeigen Probleme auf diesen älteren Standard zurückzuschalten. Beim Start einigen sie sich mit dem Chipsatz nur auf den SATA-1-Standard (1,5 Gigabit pro Sekunde). Hier wird pure Leistung verschenkt. Im aktuellen Test bemerken wir diese Probleme mit der OCZ Trion-100, allerdings nur in einem Macbook Pro aus dem Jahre 2008. Der Nvidia-Chipsatz hat offensichtlich Probleme, korrekt mit der OZC-Platte zu kommunizieren. In einem Mac Pro (Baujahr 2006) treten die Probleme nicht auf. Im Moment müssen wir vom Einsatz der OCZ in Macbook-Pro-Modellen mit Nvidia-9400-Chipsatz abraten.

Stromverbrauch, Lautheit und Erschütterungen

Theoretisch müssten Flash-Speicher weniger Strom verbrauchen als magnetische Platten. Das Bild ist jedoch uneinheitlich. Während wir bei einigen Flash-Laufwerken um die 60 Milliampere Stromaufnahme im Leerlauf messen, sind es bei anderen Modellen über 200 Milliampere. bei Schreibzugriffen steigt der Wert unter Umständen auf über 800 Milliampere.

In der Praxis wirkt sich das jedoch kaum noch aus. Fast alle Hersteller verwenden inzwischen clevere Stromsparfunktionen in ihren Laufwerken. Die Akkulaufzeit beispielsweise eines Macbook Pro wird durch den Einsatz einer SSD daher kaum noch beeinflusst.
Grundsätzlich sind herkömmliche 2,5-Zoll-Festplatten sehr leise. Mit 0,2 bis 0,4 Sone liegen sie an der Grenze der menschlichen Hörschwelle. Flash-Laufwerke sind in dieser Disziplin allerdings noch einmal besser, denn da sie keinerlei bewegte Komponenten enthalten, erzeugen sie überhaupt keine Geräusche.

Testsieger

Preistipp

Preistipp

Modell

Samsung Serie 850 Pro

Crucial MX200

Transcend SSD370S

Preis

920,00 €

185,00 €

190,00 €

Preis pro Gigabyte

0,45 €

0,37 €

0,37 €

Gesamtwertung

1,2 sehr gut

1,5 gut

1,5 gut

Einzelwertungen

Leistung (40%)

1,2

1,0

1,1

Austattung/Kapazität (40%)

1,0

1,6

1,5

Handhabung (10%)

1,7

1,8

1,8

Ergonomie/Verbrauch (10%)

1,2

2,8

2,7

Testurteil

Vorzüge

Sehr hohe Kapazität, sehr geringe Stromaufnahme, großer Cache , lange Garantiezeit

Stabile Dateraten, sehr gute Geschwindigkeit, günstiger Preis pro GB

Stabile Dateraten, sehr gute Geschwindigkeit, günstiger Preis pro GB

Nachteile

Mäßige Praxisergebinsse, besonders beim Kopieren vieler kleiner Dateien im Finder

Hoher Stromverbrauch unter Last

Teilweise hoher Stromverbtrauch

Technische Angaben

Kapazität laut Hersteller in GB

2000

500

512

Kapazität formatiert in GB

2050

499,67

511,33

Technologie/Controller

3D Vnand

MLC Nand

MLC Nand

Formfaktor in Zoll

2,5

2,5

2,5

Cache in MB

2048

512

512

Herstellergarantie in Jahren

5

3

3

Bauhöhe in mm

7

7

7

Gewicht in Gramm

66

64

58

Info

www.samsung.de

http://eu.crucial.com

http://de.transcend-info.com

Modell

Kingston Hyper X Savage

OCZ Trion 100

Preis

100,00 €

90,00 €

Preis pro Gigabyte

0,42 €

0,38 €

Gesamtwertung

1,9 gut

2,1 gut

Einzelwertungen

Leistung (40%)

1,1

1,6

Austattung/Kapazität (40%)

2,6

2,6

Handhabung (10%)

1,9

1,7

Ergonomie/Verbrauch (10%)

2,7

2,3

Testurteil

Vorzüge

Stabile Dateraten, sehr gute Geschwindigkeit, gute Praxisergebnisse

Geringes Gewicht, Konfigurations- und Analysesoftware (als bootbares Image)

Nachteile

Hohes Gewicht, vergleichsweise hoher Preis

Schreibrate fällt unter Dauerlast stark ab, Timing-Probleme mit Nvidia-Chipsatz (Macbook Pro 2008)

Technische Angaben

Kapazität laut Hersteller in GB

240

240

Kapazität formatiert in GB

239,41

239,41

Technologie/Controller

MLC Nand

TLC Nand

Formfaktor in Zoll

2,5

2,5

Cache in MB

256

0

Herstellergarantie in Jahren

3

3

Bauhöhe in mm

7

7

Gewicht in Gramm

96

48

Info

www.kingston.com/de/

http://ocz.com

SSD-Festplatten Leistungsvergleich

Modell

Leis- tung gesamt (1) (in Pro- zent)

Kapazi- tät forma- tiert (in GB)

Bootzeit im Mittel (in Sek)

Leserate Durch- schnitt ( in MB/s)

Crucial MX200

386

499,7

21

367,8

Kingston Hyper X Savage

358

239,4

22

322,3

OCZ Trion 100

249

239,4

21

311,0

Samsung Serie 850 Pro

336

2050,0

28

360,4

Transcend SSD370S

380

511,3

19

349,4

Anmerkungen; (1) Im Vergleich zum Referenzgerät (Toshiba HDD aus Mac Mini)

Modell

Schreib- rate Durch- schnitt (in MB/s)

Zugriffs- zeit Durch- schnitt (in ms)

Stromver- brauch im Leerlauf (in mA)

Preis pro GB (in Euro)

Crucial MX200

361,2

0,11

160

0,37 €

Kingston Hyper X Savage

387,7

0,27

180

0,42 €

OCZ Trion 100

136,2

0,27

120

0,38 €

Samsung Serie 850 Pro

368,5

0,21

52

0,45 €

Transcend SSD370S

361,9

0,13

160

0,37 €

Auch gegen Erschütterungen zeigen sich Flash-Festplatten als robuster. Erschütterungen von 1000 bis 1500 G statt den typischen 300 G bis 400 G herkömmlicher 2,5-Zoll-Festplatten sind hier erlaubt. Eine SSD darf schon mal vom Schreibtisch fallen, ohne dass sie Schaden nimmt.

Kaufempfehlung & Fazit

Die Preise für SSD-Festplatten sinken weiter, dennoch bleiben Sie deutlich teurer als magnetische Platten. Doch der Preisaufschlag lohnt sich. Ein drei bis vier Jahre alter Mac fühlt sich mit einer SSD wie ein ganz neuer Rechner an.

Sieger in unserem Vergleichstest wird die Samsung SSD 850 Pro Der Grund liegt überwiegend in der enormen Kapazität von 2 Terabyte Derzeit ist Samsung der einzige Hersteller, der eine SSD dieser Kapazität im Programm führt. Die Leistung der Platte am Mac liegt im Mittelfeld ist aber durchaus solide.

Mit knapp 37 Cent pro Gigabyte sind die Modelle von Crucial und Transcend derzeit die günstigsten im Testfeld. Beide bieten zudem eine gute Leistung und funktionieren auch in SATA-II-Macs ohne Probleme (dann entsprechend langsamer).

Vorzüge: Flash-Laufwerke bringen spürbare Geschwindigkeitsvorteile. Dank der kurzen Zugriffszeiten erhöht dich die "gefühlte" Geschwindigkeit des Mac merklich.

Nachteile: Nach wie vor zahlt man deutlich mehr Geld pro SSD-Gigabyte im Vergleich zu magnetischen Festplatten. Zudem gibt es teilweise Probleme mit Sata-III-Laufwerken in älteren Macs.

Testsieger: Samsung 850 Pro
Preistipp: Crucial MX200, Transcend SSD370S

(Macwelt/ad)