Im zweiten Teil der Herstellerumfrage zu den wichtigsten Display-Trends im neuen Jahr 2010 geht es unter anderem um Green IT und den Hoffnungsträger Windows 7, auch und besonders für Touchscreen-Monitore.
Als einen der wichtigsten Trends im Display-Geschehen 2010 haben die meisten Experten aus der Branche LED-Backlight genannt. Thomas Schade, Europa-Vizepräsident der TPV-Tochter MMD, die seit Mitte 2009 exklusiv Philips-Monitore vertreibt, fügt noch ultraschlanke Designs und externe Stromversorgung hinzu. LED-Backlight ist für Philips wie für MMD auch ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz, Stichwort Green IT.
Digital Signage und Public Displays
Während Panasonic-Manager Eduard Gajdek die Fußball-WM auch als Markttreiber für Public Displays sieht, lässt Kindermann-Kollege Michael Fries die Weltmeisterschaft in seiner Einschätzung, was die positive Marktentwicklung im Bereich Digital Signage ("digitale Beschilderung") und Public Displays angeht, ganz außen vor:
"Im Zuge der Verbreitung von Digital-Signage-Lösungen steigen auch die Verkaufszahlen von Public Displays. Es gibt unzählige Anwendungsmöglichkeiten, denken Sie an Banken, Hotels, öffentliche Bereiche und in der Industrie. Selbst im Schulbereich spricht man schon vom ‚digitalen schwarzen Brett’. Erfolgreich ist auch der Einsatz am Point of Sale, denn durch intelligente Vermarktung, wird die benötigte Hard- und Software meist durch Werbung finanziert."
"Der derzeitige Kostendruck bei den Unternehmen sorgt für eine verstärkte Nachfrage nach Videokonferenz-Lösungen, da sich diese Systeme innerhalb sehr kurzer Zeit amortisieren und teure Reisetätigkeiten eingespart werden können. Auch für diese Anwendungen werden professionelle Displays eingesetzt", so der Kindermann-Manager.
NEC-Manager Clemens von Braunmühl, denkt auch, dass sich "der positive Trend im Bereich Digital Signage" fortsetzen und verstärken wird, zumal Kunden und Anbieter auf ein wachsendes Angebot an Software- und Komplettlösungen zugreifen können. "Generell sehen wir die Chance, dass sich die Wirtschaft 2010 erholen wird und dass davon auch der Markt für Displays und Projektoren profitiert", so von Braunmühl.
Energieeffizienz im Zeichen von Green IT
"Der EPEAT-Gold-Standard wird mehr verlangt von der Corporate-Seite. Weniger Verpackung ist genauso trumpf wie weniger Stromverbrauch", so Schade. Als Alternative zu LED-Backlight nennt der MMD-Vize in diesem Zusammenhang 2CCFL- statt 4CCFL-Technik, sprich zwei statt vier herkömmliche Kaltkathoden.
Für Bernd Heuhsen, Sales-Manager für die von Avnet exklusiv distribuierten Eizo-Monitore, bleibt Energieeffizienz das wichtigste Thema. Mit "Eizo Ecoview" ausgestattete Geräte verbrauchen ihm zufolge bis zu 50 Prozent weniger Energie als herkömmliche Monitore. Erfreulich für ihn ist, dass viele Unternehmen mittlerweile nicht nur größere Bilddiagonalen entdeckt haben, sondern auch mehr und mehr 16:10- und 16:9-Geräte anfragen. Der Trend zu größeren Modellen wird Heuhsen zufolge im Privatumfeld 2010 auch durch die Fußball-WM forciert: "Der vermehrte Einsatz von multifunktionalen Geräten im Consumer-Bereich stützt sicherlich den Trend zu größeren Diagonalen bei Monitoren. Hier ist zu vermuten, dass die Fußball-WM diesen Trend noch verstärkt."
Hoffnungsträger Windows 7
Die Frage, ob Windows 7 sich positiv auf das B2B-Geschäft mit Monitoren auswirken wird, beantwortet er durch positiv: "Ich bin überzeugt, dass viele Großkunden nun ihr Betriebssystem wechseln werden und in dem Zusammenhang auch vermehrt Hardware-Komponenten austauschen. Wahrscheinlich wird der Einfluss von Windows 7 sich also stärker im B2B Geschäft auswirken, da hier ein höherer Nachholbedarf besteht", so Eizo-Manager Heuhsen.
Laut MMD-Vize Schade, der in Deutschland und Europa für Marketing und Vetrieb von Philips-Monitoren verantwortlich ist, gehen auch Unternehmen, die sich bisher eher zurückgehalten haben, mehr und mehr Richtung Widescreen. Interessant in diesem Zusammenhang ist der Trend zu 16:9-Displays, die dem TV-Format näher kommen, aber auch von der Panel-Industrie stark forciert werden.
Iiyama-Vertriebschef Erkan Sekerci denkt, dass Multitouch neben LED-Backlight eine sehr vielversprechende Technologie ist. "Das Produkt (Multitouch-Monitor) wird mit der Unterstützung von Windows 7 sehr attraktiv für 'Early Adapter' sein", so Sekerci. .
Verkaufsimpulse für größere Monitore mit 26 oder 27 Zoll Bilddiagonale und HDMI als Zweifernseher verspricht sich der iiyama-Manager auch von der WM in Südafrika.
NEC-Mann von Braunmühl dämpft allzu hohe Erwartungen, was Windows 7 und das Unternehmenssegment angeht: "Die gegenwärtigen Zahlen deuten eher darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Erholung, die wir derzeit in Ansätzen sehen, fortsetzen wird. Wir gehen das neue Jahr aufmerksam aber durchaus optimistisch an. Die Auswirkungen von Windows 7 sind noch nicht eindeutig abzusehen. Mittelfristig sind durchaus zusätzliche Investitionen durch die breitflächige Einführung des neuen Betriebssystems vorstellbar. Da zunächst jedoch eine Konzentration auf Software-Investitionen erfolgen wird, erwarten wir keinen unmittelbaren Schub."
Preise und Panel-Verfügbarkeiten
2009 waren die Panel- und TFT-Monitor-Preise in einem ewigen Auf und Ab. Die Ende 2008 erst richtig ausbrechende Weltwirtschaftskrise und eine sinkende Nachfrage haben unter anderem dazu geführt, dass die Glassubstrat-Hersteller, allen voran Corning und Asahi Glass (Lieferant der Waben von Münchens Allianz Arena), ihre Produktionskapazitäten zurückgefahren und sogar ganze Anlagen stillgelegt hatten.
Da diese sich nicht so schnell wieder in Gang setzen lassen, kam es im zweiten und dritten Quartal 2009 zu Glasengpässen, die durch ein Erdbeben in Japan, das ein Werk von Corning getroffen hat, noch verstärkt wurden. Als die Produktion im vierten Quartal wieder anlief, sind die Preise für die Panels und die Endgeräte (LCD-TVs und Monitorer) gesunken, um Weihnachten, vor Starten dieser Umfrage, herum aber wieder gestiegen, was unter anderem daran lag, dass allein in China vor Neujahr zwei Millionen LCD-TVs über die Ladentische gingen.
Sekerci hat daher mit seiner Prognose, dass die Panel-Preise Ende Dezember bis Januar erfahrungsgemäß niedrig bleiben, nicht Recht behalten. Panel-Engpässe sind ihm zufolge in naher Zukunft höchstens im 23,6- und 24-Zoll-Segment zu erwarten. Seine Preisprognosen fürs Gesamtjahr 2010: "Bis Ende April ist eine Preissteigerung zu erwarten, danach eine Preissenkung bis August. Ab September erwarten wir dann wieder einen Preisanstieg."
Mögliche Hemmnisse oder neue Engpässe sind laut Samsung für 2010 im Display-Markt nicht zu erwarten. Für Q1 sieht der koreanische Hersteller einer stabilen Preissitution entgegen. Einen tieferen Blick in die Glaskugel mag er nicht wagen.
MMD-Manager Schade weist indes auf erwartete Engpässe von LCD-Panels mit LED-Backlight in der zweiten Jahreshälfte 2010 hin, welche ihm zufolge auch Auswirkungen auf die Gerätepreise haben werden.
Acer-Manager Martin Sasse weist darauf hin, dass 19-Zöller im Square-Format immer knapper werden: "Da sich viele Panel-Hersteller aus dem Segment 19 Classic (5:4) zurückgezogen haben, wird die Versorgung hier zunehmend schwieriger. Auch die wirtschaftliche Lage wirkt sich noch auf den LCD-Markt aus. Kapitalbindung ist an dieser Stelle das allgegenwärtige Thema. Doch zeigen die Konjunkturpakete im Professional Business deutlich Wirkung, weshalb ein Silberstreif am Horizont zu sehen ist. Zudem muss man konstatieren, dass der private Konsum aus unserer Sicht nicht - wie zunächst befürchtet - dramatisch eingebrochen ist, was den Markt stabilisiert. Für 2010 erwarten wir hier einen deutlichen Aufwärtstrend."
Zur erwarteten Preisentwicklung sagt Sasse: "Für White LED-Displays erwarte ich 2010 sinkende Preise aufgrund günstigerer Produktionskosten. Die Preisentwicklung bei den sonstigen Formfaktoren wird voraussichtlich den üblichen saisonalen Verlauf nehmen. Ausgenommen davon sind Modelle mit der Größe 19 Classic: Hier sorgt das gesunkene Angebot an Panels eher für steigende Preise. Ein dramatischer Preisverfall wie Mitte 2008 ist für 2010 nicht absehbar. Generell werden sich die Kunden nicht über die Tiefstpreise von Ende 2008 freuen können."
"Die Preise erwarten wir 2010 eher auf einem stabilen Niveau, gestützt auch durch eine steigende Nachfrage nach TV Geräten zur Fußball WM. Auch der Bedarf an LCD-Monitoren steigt", sagt Eizo-Mann Heuhsen.
Panasonic-Manager Gajdek geht indes von weiter sinkenden Preisen bei mehr Leistung aus: "Der Trend zu fallenden Preisen wird sich fortsetzen - im Display-Bereich können die Kunden sich darauf einstellen, immer mehr Technologie für den gleichen Preis zu erhalten."
"Kunden erkennen in zunehmendem Maße, dass sie von sinkenden Kosten über die Gesamtnutzungsdauer stärker profitieren als von ein paar gesparten Euros im Einkauf. Moderne Technologie senkt den Energieverbrauch und erhöht die Lebensdauer der Geräte", so die NEC-Manager von Braunmühl und sein für Projektoren zuständiger Kollege, Lutz Hardge.
Nachhaltigkeit ist Trumpf
Weiter merken die NEC-Manager an: "Nachhaltigkeit ist ein Trend, der sowohl für Displays als auch für Projektoren an Bedeutung noch weiter zunehmen wird. Der Antrieb hierzu kommt aus zwei Richtungen. Zum einen verschärft der Gesetzgeber die technischen Anforderungen (Beispiel: EuP-Direktive)."
Mehr zu diesem Thema:
Die heißesten Display-Trends 2010 (Teil 1)
Die Topthemen in der LCD-Industrie 2009 (mit vielen weiterführenden Links)
"Zum anderen setzt sich auf Anwenderseite immer mehr die Erkenntnis durch, dass eine Gesamtkostenbetrachtung sinnvoller ist als der bloße Vergleich von Anschaffungskosten. Unabhängige Zertifizierungsstellen erleichtern Kunden den Produktvergleich (siehe: die kürzlich festgelegten Kriterien für das TCO-Zertifikat für Projektoren)", so die NEC-Manager von Braunmühl und Hardge. (kh)