So gut wie jede Branche setzt große Hoffnungen in die Themen Automation und Künstliche Intelligenz. Bei der Umsetzung hapert es allerdings häufig noch. Wo liegen die größten Herausforderungen?
Alessandro Bello: Unserer Erfahrung nach gibt es fünf wesentliche Herausforderungen: Die Projektlaufzeiten sind länger als bei klassischen Projekten. Hinzu kommt, dass der Return on Invest im Vorfeld nicht genau beziffert werden kann und es obendrein keine Erfolgsgarantie gibt. Viele Unternehmen betreten mit dem Thema KI auch kulturell komplettes Neuland - oft passt diese ganz andere, für AI erforderliche Herangehensweise nicht zur DNA der Unternehmen.
Eng damit verbunden ist eine weitere Herausforderung: Es existieren viele verschiedene Methoden zur Automatisierung und für den Einsatz von Artificial Intelligence. Bei der Frage, welche Methode und welcher Weg der jeweils richtige ist, gibt es immer große Unklarheiten. Damit zurecht zu kommen, ist für Unternehmen oft nicht einfach.
Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis aus der Implementierung von KI- und Automation-Lösungen bei Ihren Kunden?
Bello: Diese Technologien eröffnen riesige Potentiale und neue Geschäftsfelder. Sie erfordern aber auch eine unternehmerische Herangehensweise und Mut, die sich von der bisherigen, jahrzehntelang gewohnten Arbeitsweise grundlegend unterscheidet. Unternehmen, die diese Chancen nutzen möchten, brauchen deshalb den unternehmerischen Mut neue Wege zu gehen
Was empfehlen Sie Anwendern, die ein KI- oder Automation-Projekt angehen wollen?
Bello: Man sollte sich nicht durch Slides und Marketingmaterialien blenden lassen. AI ist nicht gleich AI! Es ist ein hoch komplexes Themenfeld mit sehr vielen unterschiedlichen Methoden und Ansätzen. Die Anwendung der richtigen Methoden, gegebenenfalls die Kombination mehrerer Methoden, und die saubere Planung solcher Projekte sind das A und O!
Um KI- und Automations-Lösungen nutzwertig einsetzen zu können sollte das Unternehmen nicht nur Budget für ein Projekt mitbringen, sondern auch Mut und Phantasie - und im Idealfall auch erste Erfahrungen mit dieser Technologie. Das erhöht das Tempo der Umsetzung und vermeidet Frust.
Es gibt inzwischen eine Fülle von KI- und Automations-Technologien. Auf welche Technologien setzen Sie?
Bello: Wir haben uns auf RunBook Automation, RPA, Machine Learning und Machine Reasoning spezialisiert. Diese Technologien bauen aufeinander auf und erlauben es Unternehmen in der aktuellen Phase der Transformation, 98 Prozent aller Use Cases abzudecken.
Artificial Intelligence ist allerdings schon in vielen IT-Produkten bereits enthalten, und dieser Anteil wächst täglich. So funktioniert beispielsweise eine ITSM Suite wie SMAX von MicroFocus einfach besser, schneller und intelligenter, wenn AI die Daten in der darunter liegenden Datenbank konstant analysiert und für den User so aufbereitet, dass er einen Mehrwert in der täglichen Nutzung erfährt. Auch viele Produkte unseres Technologiepartners Hitachi, der ebenfalls mit uns auf der aitomation conference vor Ort sein wird, enthalten bereits AI-Algorithmen. Ich denke, dass AI zunehmend in alle Produkte Einzug halten wird, um sie für den Menschen besser nutzbar zu machen.
Welches Kernanliegen werden Sie bei der aitomation conference adressieren?
Olaf Windhäuser: Unser Kernanliegen ist es, mit Interessenten, Kunden und Partnern die Möglichkeiten von Artificial Intelligence und Automation für ihre jeweils ganz individuellen Anforderungen auszuloten. Vor ungefähr acht Jahren haben wir den Begriff "Holistische Automation" geprägt, der damals das Ende-zu-Ende Zusammenspiel von Automation Engine und ITSM-Suite definiert hat, um Prozesse und Technologie zusammen zu automatisieren und Silos zu überwinden. Seitdem ist sehr viel passiert in der Automation-Welt, da Automation der maßgebliche Treiber in der Digitalisierung ist.
Wir selbst stehen mit einem unserer neuen Partner der RPA Firma Amdosoft zusammen auf einer der vielen Bühnen, um einen RPA Use Case aus der Logistik zu präsentieren.
Sie erwähnten eben, dass in der Automation-Welt sehr viel passiert ist. Was hat sich konkret verändert?
Windhäuser: Heute ist der Einsatz von Automation im Datacenter - meist RunBook im Application Layer, kurz RPA, und in der Prozess-Welt - RPA und AI, völlig normal geworden. Mittlerweile sind die Daten überall. On premise in der Virtualisierung, aber auch in der Private Cloud, und - man mag es kaum glauben: Deutschland geht mittlerweile sogar sehr stark in die Public Cloud.
Daher gibt es aus unserer Sicht sogar noch einen weiteren Layer der Automatisierung nämlich den der "Datenautomatisierung", bei dem es hauptsächlich darum geht, die Daten zu automatisieren und für den Kunden überall verfügbar zu machen. Denn darum geht es letztlich: Daten effizient durch IT zu organisieren und bereit zu stellen. Hier sprechen wir dann mit den Kunden über Master Data Management, Enterprise Data Kataloge, Data Lakes, Data Quality, Data Security usw.
Wir bringen gute Laune, viel Fachwissen, viele Partner und einen Haufen eigener Lernbereitschaft mit, denn der Markt ändert sich konstant und wir wollen immer auf der Höhe der Zeit sein als Multi-Vendor-Automation-Service-Provider.
KI also ist eines der großen Themen, auf die sich SYSback konzentriert - es ist aber offenbar nicht das einzige…
Windhäuser: Wir unterstützen Unternehmen bei allen Themen rund um die Digitalisierung ihrer Dienstleistungen: mit automatisierten Managed Services für den Rechenzentrums und Cloud-Betrieb ebenso wie bei der End-to-End-Automatisierung von IT- und ESM-Business-Prozessen.
Auf welche Unternehmensbereiche werden KI- und Automation-Lösungen Ihrer Ansicht nach die größten Auswirkungen haben?
Bello: Sie werden sich auf ausnahmslos alle Bereiche auswirken. Denn letztlich sprechen wir über die Digitalisierung - und die verändert alles. Bei manchen schneller, bei anderen langsamer, aber es wird jeder Bereich betroffen sein.
Laut einer Studie von PwC sollen bis 2030 schon 35 Prozent aller Arbeitsplätze durch Automatisierung und Künstliche Intelligenz bedroht sein. Wie schätzen Sie die Lage ein?
Bello: Teile bestehender Tätigkeiten werden sicherlich ersetzt werden, gleichzeitig werden neue Aufgabenfelder entstehen. Der Fachkräftemangel wird sich zuspitzen, weil immer mehr IT-Experten benötigt werden. Allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, dass sich alle wegfallenden Arbeitsplätze durch neue ersetzen lassen, weil sich möglicherweise nicht jeder Beschäftigte in dieser Weise wandeln will oder kann.