Dropbox und digitale Signaturen

Adobe baut seine Document Cloud aus

14.10.2015 von Thomas Cloer
Die Document Cloud ist Adobes jüngste und kleinste. Das Abonnement aus Acrobat, eSign-Diensten und Services lernt jetzt einiges dazu.

Aus Endanwendersicht dürfte die Integration mit dem Cloud-Speicher von Dropbox die interessanteste Neuerung sein. Durch die Kooperation können Anwender direkt aus "Adobe Acrobat DC" und "Adobe Acrobat Reader" auf in Dropbox gespeicherten PDF-Dateien zugreifen und sie bearbeiten. Dropbox-Nutzer wiederum können im Browser und über die Dropbox-Apps für iOS und Android PDF-Dokumente in den Adobe-Apps öffnen, bearbeiten und Änderungen speichern.

Nutzer können ab sofort in Acrobat DC oder Acrobat Reader für Desktop ihr Dropbox-Konto hinzufügen. Die Integration von Acrobat Reader und Dropbox für iOS folgt in Kürze. Die Verzahnung beider Dienste in Android-Apps und in der Web-Ansicht ist für 2016 geplant. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.adobe.com/go/dropbox. Auf seiner Kreativkonferenz MAX in der vergangenen Woche ließ Adobe gegenüber der COMPUTERWOCHE bereits durchblicken, dass Dropbox nur der Anfang sein und die Document Cloud bald noch weitere Cloud-Speicherdienste unterstützen könnte.

Unternehmen dürfte eher interessieren, dass Adobes "eSign"-Dienste - diese gehen auf den Zukauf von Echosign zurück - endlich auch für eine Nutzung hierzulande interessanter werden. Unter anderem, weil künftig endlich auch digitale Signaturen mit Zertifikaten unterstützt werden. Damit entspricht dann die Unterschrift mit Adobe eSign dem deutschen Signaturgesetz (SigG) und der Signaturverordnung (SigV) mit fortgeschrittener oder qualifizierter Signatur. Signatur-Workflows können Admins künftig in einem grafischen Manager per Drag-and-Drop zusammenstellen.

Wie sich Adobe zum Cloud-Konzern wandelt
Eine kurze Geschichte von Adobe
Adobe ist im Umbruch: Was einst mit Postscript und Illustrator begann, wird zur großen Plattform, die bei Kreativität, Marketing und digitalen Dokumenten alles bieten und omnipräsent sein möchte.
Postscript
Am Anfang stand die Seitenbeschreibungssprache Postscript, die Grafiken und Texte in von allen Computern und Druckern lesbaren Code übersetzen kann.
John Warnock
Adobe-Mitgründer John Warnock hatte die Vision für das erste Grafikprogramm Illustrator schon lange im Kopf.
Illustrator
Illustrator machte das Gestalten von Grafiken am Computer viel einfacher und schneller möglich als zuvor mit Tusche und Lineal. Mit dem Computer gelangen Änderungen in kürzester Zeit, es wurde einfach, mehrere Versionen einer Idee umzusetzen.
Evangelists
Adobe musste die Revolution an den Mann bringen und Skeptiker überzeugen. Also lud man einflussreiche Publisher aus der Industrie ein und zeigte ihnen Live-Demos von Adobe Illustrator.
Der Durchbruch
Illustrator überzeugte das Time Magazine, das künftig alle Infografiken mit dem Programm umsetzte
Photoshop
Nach Illustrator folgte mit Photoshop gleich die nächste Revolution. Photoshop machte Bildbearbeitung für jedermann auf dem PC möglich. Vorher waren dafür sündhaft teure Spezial-Workstations nötig.
Thomas Knoll
Erfunden hatte Photoshop US-Student Thomas Knoll. Er lenkte sich von seiner Doktorarbeit ab, indem er ein Bildbetrachter Programm für Schwarz-Weiß Monitore schreibt und mit seinem Bruder John zur Bildbearbeitung weiterentwickelt. Das Grafiksoftware-Unternehmen Adobe ist begeistert und lizenziert das Programm.
Geschichte der Werkzeugpaletten
Photoshop feierte kürzlich sein 25-jähriges Jubiläum und ist bis heute der Standard für Bildbearbeitung. Hier die Werkzeugpaletten der Programme bis heute im Überblick.
PDF
Zu Postscript fehlte noch ein Dateiformat, das genauso universell einsetzbar war: PDF machte Dokumente digital über alle Geräte und Plattformen verfügbar.
After Effects
Adobes Programmpalette wuchs, etwa in Richtung Videobearbeitung mit Premiere Pro und After Effects.
CSSedit
Adobe kaufte viele Softwareentwickler auf, darunter auch die in Hamburg ansässigen GoLive Systems, die den gleichnamigen Web-Editor entwickelten. Später folgte mit Macromedia ein Hauptkonkurrent.
InDesign
Adobe hatte immer mehr Programme im Angebot, die dann zur Kreativ-Komplettlösung Creative Suite gebündelt wurden. Hier das Layoutprogramm InDesign CS2.
Creative Cloud
Seit 2011 sattelte Adobe auf das Software-as-a-Service Modell Creative Cloud um. So kann der Hersteller schneller auf Trends wie hier 2013 auf die aufstrebenden Social Networks reagieren.
Mobile Apps
Die Grafikprogramme laufen heute längst nicht mehr nur auf dem Desktop Rechner. Mit einer ganzen Reihe von Apps ist jetzt Profi-Publishing vom Tablet und Smartphone aus möglich.
Comp CC
Mit der App Comp CC können zum Layout-Ideen statt auf dem Zeichenblock auf dem iPad skizziert und in InDesign verfeinert werden.
Marketing Cloud
Zur Creative Cloud gesellte sich die Adobe Marketing Cloud, eine Sammlung von Marketing- und Analyse-Tools.
Acrobat CC
Mit Acrobat DC (für „Document Cloud“) gehen jetzt auch PDFs in die Cloud und werden mobil und über alle Geräte hinweg verfügbar. Das Editieren und Unterschreiben von digitalen Dokumenten ist unterwegs möglich.

Die mobile App "eSign Manager DC" lässt sich künftig über gängige EMM-Lösungen von Google, Good und Microsoft verwalten und lernt das Erfassen und Cloud-Syncen der handschriftlichen Unterschrift zur Wiederverwendung mit elektronischen Dokumenten. Außerdem werden die eSign-Dienste enger in Salesforce und neu auch in Ariba und Workday integriert. Die eSign-Updates sollen von November 2015 bis Anfang 2016 schrittweise erfolgen. Last, but not least eröffnet Adobe für eSign und Document Cloud zwei weitere Rechenzentren in der EU, eines davon in Frankfurt am Main. Seine Data-Center-Kapazitäten in Dublin will Adobe ausbauen. Die neuen RZs sollen ihren Dienst ab Ende 2015 schrittweise aufnehmen.