Nach Ausbruch der Finanzkrise hat Acer Pläne, Gateway als B2B-Marke nach Europa zurückzuholen, fast ein Jahr lang auf Eis gelegt. 2010 soll die amerikanische Tochter loslegen und das gesamte Server- und Storage-Geschäft übernehmen. Acer wird einfach zu sehr als Consumer-Marke wahrgenommen und hatte mit Servern nicht den erhofften Erfolg in Europa.
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Wie sinnvoll wäre eine weitere Akqusition?
Nach dem Motto "Schuster, bleib bei deinen Leisten" wird Acer sich auf die alten Stärken als Consumer- und SoHo-Marke konzentrieren. In der Heimatregion Asia Pacific werden Server und Storage-Lösungen auch weiterhin unter der Marke Acer vertrieben, in Europa soll das Geschäft aber künftig unter dem "Kuh"-Logo von Gateway laufen. Packard Bell wurde zur Lifestyle-Marke aufgebaut, eMachines, in den USA anders als Gateway einst reine B2B-Marke, vertritt nun weltweit die "Value Line", zu Deutsch Billig- oder netter ausgedrückt Einstiegslinie.
Gateway als neue starke B2B-Marke stellt für Acer den Schlussstein der vor zwei Jahren eingeleiteten Multi-Brand-Strategie dar, erklärt EMEA-Chef und Corporate Vice Präsident Walter Deppeler.
Weitere Akquisitionen, wie von Acer-Chairman JT Wang mit Blick auf Japan unlängst angedeutet, will Deppeler nicht ausschließen, allerdings betont der ehemalige Deutschlandchef, dass eine solche Übernahme im Rahmen der Multi-Brand-Strategie nur sinnvoll wäre, wenn man langfristig auch den Markennamen übernehmen könne. Ins Gespräch gerückt sind in dem Zusammenhang mit Wangs Andeutungen unter anderem Toshiba und NEC.
Beide Konzerne sind mit Atomkraftwerken und Schwerindustrie sehr breit aufgestellt und wären für eine Übernahme viel zu teuer. Toshiba soll schon in Verhandlungen mit Asustek (Asus) über den Verkauf der PC-Sparte getreten sein. Dass damit auch das Abtreten der Namensrechte einhergeht, hält Deppeler für unwahrscheinlich. Auch für Dirk Thomare, Toshibas Zentraleuropachef für Computer-Systeme, wäre ein Kauf der PC-Sparte durch Asus wenig sinnvoll.
Hitachi Data Systems als Storage-Partner
Wie dem auch sei, Gateway als neue B2B-Marke für Europa (in den USA eher im Consumer-Segment gesehen) soll neben PCs, Notebooks, TFT-Monitoren und x86-Servern auch Storage-Produkte von Hitachi Data Systems unter dem Gemeinschaftslabel Gatway HDS für SMB-Kunden vertreiben. Ein entsprechendes Abkommen wurde mit dem Launch von Gateway als B2B-Brand in Mailand am 1. Dezember 2009 bekannt gegeben. HDS wird die Systeme bauen, Gateway packt sein Logo mit drauf, verriet ein Acer-Mitarbeiter.
Laut HDS-Generalmanager Michael Väth wird sich Hitachi Data Storage das Enterprise-Segment, in dem es laut ihm 33 Prozent des Weltmarktes beherrscht, weiter für sich selbst vorbehalten. Die erlauchte Kundschaft wird von HDS zum großen Teil auch weiterhin direkt beliefert, während Gateway sich im Einklang mit Acers 100prozentiger Channel-Strategie ganz als Fachhandelsmarke für SMBs, in Einzelfällen auch lokale Großunternehmen versteht.
Kommt Gateway nach München?
EMEA-Chef für Gateway wird Antonio Papale in Lugano sein, von wo aus Deppeler auch die Oberaufsicht über die anderen Marken in Europa, Nahost und Afrika innehat. Geplant seien darüber hinaus auch Landesniederlassungen. Für Deutschland ist Acer laut Deppeler noch auf der Suche nach einem Standort und geeigneten Leuten. München würde sich auch eignen, sagt Deppeler auf Anfrage von ChannelPartner.
Die Gateway-Produkte werden in Deutschland für Fachhändler zunächst nur bei Tech Data zu erhalten sein. Mit Tech Data Midrange ist der Distributor mit Deutschlandzentrale in München gut aufgestellt, Server und Storage-Lösungen in den Handel zu bringen, räumt Deppeler ein.
Meldungen über ein Exklusiv-Distributionsabkommen mit Tech Data weist er aber zurück. Exklusivverträge werde es auch in Zukunft nicht geben, sondern nur Fokuspartnerschaften für die Gateway-Produkte. (kh)