Trotz Konjunkturdelle

Acer greift Asus und HP an

22.09.2008
2009 der Einstieg ins Smartphone-Geschäft und Dell angreifen, bis 2011 HP vom PC-Thron stürzen und Asus bei Netbooks schon 2008 überholen, das waren die wichtigsten Botschaften…

2009 der Einstieg ins Smartphone-Geschäft und Dell angreifen, bis 2011 HP vom PC-Thron stürzen und Asus bei Netbooks schon 2008 überholen, das waren die wichtigsten Botschaften von Acer von CEO Gianfranco Lanci in Budapest.

Symbolträchtig hat der taiwanesische PC-Riese Acer seine internationale Jahrespressekonferenz diesmal in Budapest abgehalten. Denn Osteuropa gehört nun mal zu den dynamischsten Wachstumsregionen. Chairman JT Wang hat in seiner Video-Botschaft mit Blick auf anderer Übernahmen (zum Beispiel Comaq durch HP) festgestellt, dass eins und eins nicht immer zwei sind.

Aber mit der Multi-Brand-Strategie und den entsprechenden Skaleneffekten nach der Übernahme von Gateway, eMachines und Packard Bell, denkt er, dass diese Rechnung für Acer aufgeht. Als einer der Top 5 sieht sich der Anbieter unter den Gewinnern in einem Markt, in dem die Konsolidierung sich immer mehr beschleunigen werde.

Vor einem Jahr als Nummer drei noch Wackelkandidat, sei der Konzern dank der Akquisitionen nun dieser Platz im weltweiten PC-Markt ganz sicher, ebenso Rang zwei bei Notebooks. Und da mobile Rechner zu Bedarfsartikeln geworden sind, baut der Notebook-Zweite hier auf seine Kompetenz im Consumer- und SMB-Markt.

Ein überdurchschnittliches Wachstum (Umsatzplus von 47 Prozent auf knapp acht Milliarden Dollar im ersten Halbjahr 2008) zeige laut Wang zudem, dass das Taiwan-Unternehmen anders als Dell nach der jüngsten Gewinnwarnung von der weltweiten Finanz- und Konjunkturkrise nichts merke.

Skaleneffekte mit vier Marken

Der italienische CEO Gianfranco Lanci gab sportliche Ziele aus und sagte, dass man derzeit die Nummer zwei Dell auf dem PC-Weltmarkt angreife und bis 2011 mit einem Umsatzplus von 50 Prozent oder 15 Prozent pro Jahr auf dann 30 Milliarden Dollar auch Hewlett Packard (HP) überholen wolle.

Um das zu erreichen müsse der Konzern mit mobilen Rechnern inklusive Netbooks ein Stückwachstum von 35 Prozent jährlich hinlegen. Während die Analysten von Gartner für 2008 gerade mal mit weltweit 5,3 Millionen verkauften Mini-Notebooks rechnen, geht Acer mit Asus d’accord, dass es zehn Millionen Stück sein werden.

Nur bei den eigenen Zielen ist man sich uneins: Asus ist guter Dinge, mit dem "Eee PC" 2008 etwa die Hälfte des Weltmarktes zu beherrschen, Acer will sich jedoch mit sechs Millionen Stück vor allen Konkurrenten an die Spitze setzen.

Für den neuen "Aspire One" mit integriertem UMTS hat das Unternehmen weltweit schon Verträge mit Mobilfunkbetreibern gewinnen können. T-Mobile hat gerade angekündigt, das Gerät in Kürze für einen subventionierten Preis von einem Euro anzubieten.

2009 will Acer nach der Übernahme des "Glofiish"-Bauers eTen im März 2008 zudem auch ins Smartphone-Geschäft einsteigen, denkt dabei aber wegen des größeren Displays eher an Ultra-mobile und Mobile Internet Devices (MIDs und UMDs) als an eigentliche Geräte im Handy-Format. Wie Lanci andeutete, werden die eigenen Mobilfunkgeräte voraussichtlich das Acer-Logo tragen.

Für das neue Business noch ein Brand einzuführen, hält das Unternehmen laut Acer-Deutschlandchef Stefan Engel nicht für sinnvoll. Regional fährt Acer eigentlich keine Vier-, sondern Drei-Markenstrategie. Denn was Packard Bell als "trendige, stylische" Retail- und Consumer-Marke in EMEA, soll Gateway in Amerika und Asien darstellen. Beide werden jeweils als eigenständige Unternehmen geführt, während die ehemalige Gateway-Tochter eMachines als Billigmarke weltweit dem jeweiligen Acer-Management unterstellt wird.

Sang- und klanglos hat Acer im August 2008 die ersten eMachines-Notebooks eingeführt. "Diese neue Einstiegs-Marke soll Acer aus dem unteren Preissegment heraushalten. Ziel ist es, Notebooks im untersten Preissegment nicht mehr mit Acer abzudecken, sondern eben mit eMachines. Packard Bell wiederum ist überall in Europa als Retail- oder Consumer-Marke positioniert und hat im deutschen Desktop-Markt immerhin einen Anteil von etwa sieben Prozent", erklärt Engel.

Acer selbst sieht sich innerhalb der Drei-Markenstrategie sowohl bei den konventionellen als auch bei den technisch aufgeschlossenen und anspruchsvollen Kunden gut aufgehoben. "Unsere Stärke ist der kleinere und mittelgroße Fachhändler. Wir trauen uns auch an größere Tender (Ausschreibungen) heran, sehen da aber noch durchaus mehr Potenzial für uns", so der Acer-Deutschlandchef. Sehr zufrieden ist Engel mit den Notebook- und Netbook-Verkäufen, ebenso auch mit Platz eins im Projektoren- und Monitor-Markt, obwohl letzterer mit den stagnierenden Desktop-Verkäufen und kaum noch möglichen Größenwachstums seit geraumer Zeit schrumpft. (kh)