In Großbritannien ist ein interessantes Projekt präsentiert worden, das die Abwärme von Datenzentren als Energiequelle für Wohnhäuser in der näheren Umgebung nutzen will. Erdacht wurde das innovative Konzept von dem international tätigen Technik- und Managementberatungskonzern WSP Group, der sich für die Umsetzung der Pläne mit dem Rechenzentrum-Betreiber Telehouse Europe zusammengetan hat.
Angaben der beiden Initiatoren zufolge soll das Datenzentrum Telehouse West, dessen Fertigstellung für 2010 geplant ist, in puncto Nachhaltigkeit und Umweltschutz neue Maßstäbe setzen. So sollen durch das neuartige Konzept nicht nur die CO2-Emmissionen des neunstöckigen Gebäudes um rund 1.100 Tonnen pro Jahr gesenkt, sondern gleichzeitig auch an die neun Megawatt (9 MW) an Energie für das umliegende Wohnviertel produziert werden.
"Das neue Telehouse-West-Datenzentrum wird einen innovativen Weg eröffnen, wie die entstehende Abwärme eingefangen und für andere Zwecke weiterverwertet werden kann", erklärt Bob Harris, Technical Services Director bei Telehouse Europe. Auf diese Weise könne das Unternehmen nicht nur die eigenen Energiekosten reduzieren, sondern den Umweltschutz und die lokale Community unterstützen. "Derartige Konzepte sind mittlerweile nicht mehr ganz neu.
Auch in Österreich gab es bereits Pläne, ein öffentliches Schwimmbad durch die Abwärme eines Datenzentrums zu beheizen", stellt Andreas Neuhold, Product Sales Lead, Systems Practice bei Sun Microsystems fest. Die Umsetzung der ambitionierten Idee sei letztendlich allerdings aufgrund des Protests der Anrainer gescheitert.
Energieeffizienz im IT-Bereich
Trotz des Umstandes, dass viele ähnliche Konzepte bislang lediglich auf dem Papier bestehen würden, zeige sich deutlich, dass das Thema Energieeffizienz und Umweltschutz im IT-Bereich zunehmend an Bedeutung gewinne. "Wenn man sich ansieht, wie stark die Energiekosten in diesem Umfeld in letzter Zeit gestiegen sind, ist es nur verständlich, dass sich die Unternehmen verstärkt nach effizienteren Lösungen umsehen", meint Neuhold. Das aktuell in Großbritannien vorgestellte Projekt sei in dieser Hinsicht sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.
"Der Trend geht eindeutig zu einem ganzheitlicheren Denken. Dieses beinhaltet auch die Bestrebung, Energie nicht sinnlos verpuffen zu lassen, sondern wieder zielgerichtet ins System zurückzuführen. Schlussendlich entsteht so ein in sich geschlossener Kreislauf, der für die Unternehmen massive Kostenersparnisse mit sich bringen kann", erläutert Neuhold.
Laut den beiden beteiligten Projektpartnern ist das Telehouse West das erste größere Datenzentrum, das in London eine Baubewilligung bekommen hat, nachdem sich die Gesetzgebung in Bezug auf Umweltschutzkriterien drastisch verschärft habe. Hauptverantwortlich für den positiven Bescheid der zuständigen Stadtbehörde sei sicherlich das nachhaltige Konzept des neuen Rechenzentrums.
"Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es von EU-Seite in dieser Hinsicht mittelfristig spezielle Richtlinien für Datenzentren geben wird. Nachhaltige Ansätze wie das Projekt in Großbritannien haben deshalb sicherlich Zukunft. Man darf dabei allerdings nicht vergessen, das so etwas nur funktionieren kann, wenn alle Beteiligten gemeinsam an einem Strang ziehen", so Neuhold abschließend. (pte/rw)