Studie

Ablehnung gegen "Big Data"-Analysen wächst

28.08.2013
Nach den Enthüllungen um den NSA-Skandal stehen die Bürger in Deutschland dem Sammeln und Analysieren von gigantischen Datenmengen (Big Data) deutlich negativer gegenüber. Das hat eine von T-Systems in Auftrag gegebene Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach ergeben.
Foto: fotolia.com/Ben Chams

Der Studie zufolge sehen es die Bürger besonders kritisch, wenn Unternehmen Massendaten etwa in Sozialen Netzwerken oder Foren auswerten, teilte die Deutsche Telekom am Montag mit.
"Wir brauchen eine Kultur des Einverständnisses", sagte Reinhard Clemens, Telekom-Vorstand und Chef von T-Systems. "Nur wenn es uns gelingt, die Chancen der Technik in echte Nutzen für die Menschen umzuwandeln, wird Big Data ein Erfolg."

Die Hälfte der befragten Systemhäuser und Reseller (55%) hierzulande kennt das Thema Big Data. 45% der Befragten ist das Thema unbekannt.
In Österreich und Schweiz zeigt sich, dass das Thema fast unbekannt ist. Von den hundert befragten Partnern kennen lediglich 10% das Thema. 90% der Befragten ist das Thema gänzlich unbekannt.
Die Mehrheit der Befragten (54%) verbindet mit dem Thema Big Data die Schlagwörter große (unstrukturierte) Datenmengen mit dem Thema.
Auf die Frage, welche Hersteller den befragten Systemhäusern und Resellern im Rahmen von Big Data spontan einfallen, nennen die meisten Partner IBM (30%). 2
Lediglich 22% der Befragten bieten aktiv Lösungen im Bereich Big Data für Kunden an.
Von den Partnern, die Big Data Lösungen in Ihrem Portfolio haben, bieten die meisten Dienstleistungen in diesem Bereich an (47%).

Das Institut befragte im Juni und August in 1490 Interviews jeweils einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahren. Dass staatliche Stellen für die Aufklärung von Straftaten Telefon- und Internetdaten auswerten, befanden im August allerdings 75 Prozent der Befragten in Ordnung. Im Juni waren es jedoch noch 78 Prozent. Eine Auswertung von Big Data, um den Bedarf an Kindergärten besser zu planen, befürworteten 64 Prozent der Befragten im August, im Juni waren es noch 74 Prozent.

Erfahrungen beim Einsatz von Big-Data-Techniken
Es ist nicht so, dass noch niemand Big-Data-Projekte angegangen wäre. Es gibt sogar einige Beispiele von Unternehmen, die solche Projekte mit Erfolg absolviert haben.
Deutsche Welle
„Essenziell auch für Big-Data-Projekte sind eine klare Aufgabenstellung, Fokus auf die Lösung und die Nutzer dieser Lösung (weniger auf neueste Informationstechnik) und nicht zuletzt auch ein Gespür für Usability und Funktionsumfang eines Reporting-/Analyse-Dashboards. Weniger ist hier meistens mehr.“
DeutschlandCard GmbH
„Nur ein minutiöser Migrationsplan mit mindestens einer kompletten Generalprobe inklusive Fallback-Test sichert die Betriebssicherheit einer solch komplexen Applikation mit ihren zahlreichen Schnittstellen zu externen Partnern.“
Schukat Electronic
„Big Data Analytics ist nicht nur eine Herausforderung für Großunternehmen. Auch der Mittelstand muss sich immer mehr mit diesem Thema beschäftigen, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein. Das Anwendungsbeispiel verdeutlicht den Nutzen im Vertrieb. Aber beispielsweise auch in der Produktion mit Sensordaten etc. gibt es vielfältige Szenarien in den Fachabteilungen.“
Otto Versand
„Wir haben erkannt, dass für unsere Anforderungen ein selbstlernendes System notwendig ist, das sich stetig ändernde Einflussfaktoren wie Ansprache und Artikel- Ranking oder im Printbereich Seitenanteil und Katalogausstoßmenge berücksichtigt. Damit steigt unsere Prognosequalität kontinuierlich, und die prognostizierten Absatzmengen werden immer präziser. Außerdem können wir uns frühzeitig auf künftige Entwicklungen einstellen.“
Macy‘s
„Der Business-Nutzen zeigt sich erst, wenn Prozesse, die aufgrund fehlender Möglichkeiten bewusst eingeschränkt waren, verbessert werden. In diesem Fall ist es die früher gar nicht mögliche, sehr viel häufigere Preisoptimierung im Gesamtsortiment. Auch können nun sehr viel aktuellere Abverkaufszahlen mit in die Analyse einbezogen werden.“
Telecom Italia
„Bestehende Segmentierungsmodelle können um rollenbasierte Modelle erweitert werden, indem der Einfluss auf das soziale Umfeld durch Leader, Follower etc. verdeutlicht wird. Leader gelten als Kommunikations-Hubs und haben einen starken Entscheidungseinfluss auf ihr Umfeld. Marketing- Strategien und Ansätze zur Kundenakquise können durch SNA optimiert werden. Eigenschaften der Communities, Wechsel zwischen den Communities und die Identifikation von Teilnehmern in Schnittstellenbereichen ermöglichen Rückschlüsse auf neue Kundensegmente und Zielgruppen.“
Netapp
„Das auf Apache Hadoop basierende System arbeitet sicher, zuverlässig und höchst performant. Die Java-basierende Plattform verwendet offene Technologien und ist somit flexibel erweiterbar. Kunden vermeiden so bei niedrigen Betriebskosten (TCO) ein Vendor-Lock-in.“
Semikron GmbH
„Big-Data-Projekte sind komplex. Oft sind Unternehmen nicht in der Lage, ihre tatsächlichen Datenbestände für die geplanten Projektvorhaben hinsichtlich ihrer Volumenentwicklung abzuschätzen. Bei Semikron hat sich beispielsweise gezeigt, dass sie von einem viel größeren Datenvolumen ausgegangen sind, als es tatsächlich der Fall war. Bei dem durchgeführten Proof of Concept stellte sich heraus, dass zwar die Vielzahl an Daten, die in den typischen Produktionsprozessen anfallen, sehr hoch ist, nicht aber das Datenvolumen.“
Vaillant Group
„Allein die Umstellung der Systemlandschaft auf innovative Big-Data-Architekturen aus technischer IT-Perspektive ergibt belastbare Business Cases zur Reduzierung des TCO. Noch deutlich übertroffen werden für Fachabteilungen die Resultate aus dem Mehrwert der neuen Lösungen und Möglichkeiten in Verbindung mit der drastischen Reduzierung der Bearbeitungszeiten durch die Anwender.“
TomTom
„Um die kompletten Anforderungen des Kunden in Big- Data-Projekten erfüllen zu können, ist übergreifendes Know-how erforderlich, das die Konfiguration von Hard- und Software, das Tuning und technisches Consulting umfasst.“
United Overseas Bank (Singapur)
„Entscheidend ist das Denken in Geschäftsprozessen. Wird nur ein Teil beschleunigt, der Gesamtprozess bleibt aber unangetastet, so lässt sich der Vorteil nicht realisieren. Sowohl das Daten-Management im Vorfeld als auch die Echtzeit-Nutzung der Echtzeit-Ergebnisse sind bestimmende Faktoren für den erfolgreichen Einsatz dieser neuen Lösung.“
Xing
„In kürzester Zeit stellten sich positive Effekte bei Xing ein, vor allem eine deutliche Verbesserung bei den Analysen. Prozesse können durch die neue Lösung schneller entwickelt und Ad-hoc Anfragen zügiger beantwortet werden. Es sind keine langen Workarounds mehr notwendig, alle BI-Mitarbeiter nutzen das neue System effektiv. Die Komplexität und die Wartung des Systems wurden merklich verringert. Bei der Arbeit mit der neuen Lösung konnte eine steile Lernkurve seitens der Anwender verzeichnet werden, auch wird spürbar produktiver gearbeitet.“
In eigener Sache:
Mit diesen Anwenderzitaten wollen wir Ihnen Lust machen auf das nächste Heft in unserer vierteiligen Quadriga-Reihe. Titelthema ist Big Data. Anwenderbeispiele, visionäre Konzepte und Meinungen runden das Thema ab. Auch auf die Megatrends Mobility, Cloud Computing und Social Media werden wir wieder eingehen. Erscheinungstermin: 10. Juni 2013.

Geht es um die Sammlung von Kundendaten durch Unternehmen, sehen das deutlich mehr Menschen bedenklich. Wenn etwa Pharmafirmen Beiträge in Diskussionsforen für die Suche nach unbekannten Nebenwirkungen auswerteten, lehnen dies 49 Prozent der Befragten ab, im Juni taten dies noch 42 Prozent. Das automatische Speichern von Kundendaten für einfachere Einkaufsprozesse lehnt eine große Mehrheit ebenfalls ab. Die Ablehnungsquote stieg hier von 72 Prozent im Juni auf 78 Prozent. (dpa/rb)