Das Zwischenspiel mit einer eigenen Niederlassung des polnischen Grossisten ABC Data in Deutschland war kurz: Nach einem Managementwechsel in der Warschauer Unternehmenszentrale sah man wohl die weitere Expansion im deutschen Markt als zu komplex an. So muss nun die Puchheimer Dependance wieder dicht machen.
In einem Schreiben der neuen Vorstandsvorsitzenden Ilona Weiss und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Ulrich Kottmann an die Kunden ist von einer "weitreichenden Optimierung der Geschäftsprozesse" die Rede. Daher habe man sich entschlossen, das "Geschäftsmodel für Deutschland anzupassen und den Vertrieb für den deutschen Markt mit den Supportfunktionen in unserer Zentrale in Warschau zu bündeln."
Das Geschäft mit den deutschen Händlern will ABC Data aber weiterführen. Dazu soll "ein qualifiziertes Team deutschsprachiger Mitarbeiter" von Warschau aus die Reseller betreuen. "Sämtliche Korrespondenz und Telefonate werden in deutscher Sprache geführt", wird in dem Schreiben beteuert. Das Online-Bestellsystem "Interlink" soll auch weiterhin in Deutsch zur Verfügung stehen.
Schließung kam überraschend
Ob allerdings ein ernstzunehmendes Distributionsgeschäft ohne eine deutsche Präsenz und ohne die ortsansässigen Vertriebsmitarbeiter dauerhaft möglich sein wird, ist fraglich. "Das Geschäft im deutschsprachigen Raum ist Teil unserer langfristigen Strategie und wir werden sowohl das Produktportfolio, als auch unseren Support für Deutschland weiter ausbauen und Sie mit attraktiven Preisen unterstützen", verspricht der Distributor. Die Deutschlandniederlassung wieder zu schließen, ist allerding kein Zeichen für eine "langfristige Strategie" hierzulande. ABC Data geht aber trotzdem "für die kommenden Jahre weiterhin von einem starken Wachstum in Deutschland aus", wie es in dem Brief an die Kunden heißt.
Für Karl Tucholski, bisheriger Geschäftsführer der ABC Data Germany GmbH, kam die Schließung völlig überraschend. "Wir haben die Niederlassung in den letzten zehn Monaten erfolgreich aufgebaut", äußert sich Tucholski gegenüber ChannelPartner. Man habe die Ziele "übererfüllt" und konkrete Pläne für den weiteren Ausbau des Deutschlandgeschäfts vorgelegt. Das Team um Tucholski, unter anderem mit Marcus Hammann und Christian Seidl, muss sich nun nach neuen Aufgabenfeldern umschauen. Tucholski spricht aber von "erfolgsversprechenden Business-Ansätzen", die er aber in diesem frühen Stadium noch nicht näher erläutern will.